Seit dem Besuch Papst Benedikt XVI. am 1. September 2006 in Manoppello haben zahllose Kardinäle aus aller Welt das Schweißtuch Christi mit dem "wahren Bild" Gottes dort aufgesucht.

Im Frühjahr 2017 hatte nun plötzlich auch Kardinal Luis Antonio Tagle aus der Millionenmetropole Manila, wo er im Januar 2015 beim Besuch von Papst Franziskus noch ganze sechs Millionen (!) Teilnehmer zur Abschlussmesse im Rizal Park begrüßen durfte, überraschend seinen Besuch für die große Prozession mit dem Volto Santo im Mai angekündigt.

In diesen abgelegenen Winkel der Erde folgte der Oberhirt der allerkatholischsten Nation Asiens  dann aber am 20. und 21. Mai nicht seinem eigenen Willen, sondern seiner eigenen Herde. Denn in das winzige Manoppello folgte er vor allem jener Pilgerwelle aus den Philippinen, die eine gewisse Daisy Neves ausgelöst hatte – neben ihrem Kampf gegen den Krebs, der sie seit Jahren tödlich bedrängt.

Die mädchenhafte Daisy Neves ist eine Dame philippinischer Herkunft, aus Seattle im Staat Washington an der kanadischen Grenze, wo sie  im Oktober 2006 in einem amerikanischen  Magazin ein Foto Papst Benedikt XVI. entdeckte, wie er am 1. September desselben Jahres mit gefalteten Händen seinen Blick auf den  heiligen Schleier heftete, in einem fernen italienischen Städtchen, dessen Namen sie noch nie gehört hatte, trotz der rund dreißig  Pilgerreisen, die sie bis dahin schon zu den großen Heiligtümern und Pilgerorten der Christenheit unternommen hatte. 

Danach  hat sie das heilige Schweißtuch für Kanada, die amerikanische Pazifikküste und ihre philippinische Heimat entdeckt und will inzwischen  keine Ruhe mehr  geben, bis das Bild nicht "in jeder Pfarrkirche der katholischen Weltkirche" eine Heimat gefunden hat.

Kardinal Tagle kam am Samstag, dem 20. Mai, aus Rom in Manoppello  nach dem Mittagessen im Konvent der Kapuziner an, wo er sich in der Mittagspause gleich noch von  Pater Carmine, dem Rektor des Heiligtums, das lebendige Gesicht in dem Schweißtuch Christi im Wechselspiel des Lichts zeigen ließ, das er bis dahin nur von einigen Fotos kannte, die ihm Mercedes Tuason geschickt hatte, die philippinische Botschafterin beim heiligen Stuhl. Daisy Neves kannte er nur vom Hörensagen.

Die Begegnung überwältigte den Kirchenfürsten. Sogleich erklärte er sich danach auf die Bitte  Antonio Binis, eines Liebhabers des Volto Santo aus Pescara,  bereit, im Büro des Konvents einen Gruß für Daisy Neves vor der Kamera aufzeichnen zu lassen.

Das kurze verwackelte Amateur-Video, das Schwester Petra Maria Steiner aus Deutschland danach aus den Aufnahmen Antonio Binis produzierte, wird vielleicht als das erste wahrhaft pfingstliche Dokument zum Volto Santo in die Geschichte eingehen, in dem der sprachgewandte Kardinal auf englisch und Italienisch seine ersten Eindrücke vor dem heiligen Schweißtuch schilderte.

Er ist 59 Jahre alt. Dennoch wirkt er noch immer so jugendlich wie ein Seminarist. Hier aber kam etwas anderes dazu. Vor diesem Gesicht  sei ihm zumute "wie einem Kind"  hatte Kardinal Kurt Koch aus der Schweiz nach seinem Besuch in Manoppello vor drei Jahren gestanden.

Jetzt aber wirkte  Kardinal Tagle nach der Begegnung mit dem Volto Santo  vor der Kamera buchstäblich selbst wie ein Kind, und hüpfte in seinem Sessel vor Freude, als er - zuerst auf Englisch -  der fernen Daisy Neves seinen Segen erteilte und ihrer ganzen Familie und ihr versicherte:

"Gern erlaube ich Ihnen, die Verehrung des Heiligen Gesichts Jesu zu verbreiten. Wir hoffen, dass durch Sie viele Menschen entdecken werden, dass Jesus wirklich ist! Dass Jesus nicht einfach ein Teil menschlicher Einbildung ist. Und dass auch unser Glaube, unser Glaube wirklich ist! Denn Gott hat uns menschliche Wesen ernst genommen! So ernst, dass er als einer von uns zu uns kam. Mit einem Gesicht, wie wir es haben. Deshalb können wir nicht nur das Gesicht Gottes in ihm  sehen, sondern unsere eigenen Gesichter als menschliche Wesen: in Jesus Christus. Also, bitte, bitte, bitte verbreiten sie diese Verehrung."

Dann wechselte er ins Italienische und fuhr fort: "Heute habe  ich hier das Heilige Gesicht gesehen und habe es unter wechselndem Licht gesehen! Es ist nicht nur ein Gesicht der Zärtlichkeit, sondern ein Gesicht des Willkommens. Ich habe ein Gesicht gesehen, das mich anlächelt..."

"Fast ist es so", lachte er hier selbst: "als würde er sagen: 'Willkommen Luis Antonio!'" Er lachte noch lauter. "Es ist ein Gesicht, das spricht, das lebt, ja. Und die Botschaft, das Wort ist das Gesicht. Es ist ein Gesicht, das sich mir zuwendet. Aber ich habe keine Furcht gespürt"

Er lächelte wieder, der alle Worte auch immer mit seinem Lachen verlebendigte und mit seinen Händen umrahmte, als seien sie eigene Geschöpfe - wie zwei freigelassene Vögelchen, die seine Rede umflatterten. "Es gibt hier keine  Furcht vor einem Richter oder einem Gesicht, das verurteilt, nein. Es ist ein Gesicht der Wahrheit. Und die Wahrheit ist die Liebe.  Und die Liebe siegt. Auch über die Angst. An diesem Nachmittag habe ich vielleicht, wie soll ich es sagen, das Jüngste Gericht erfahren. Es ist kein Gericht voller Angst und Furcht."

Er lehnte sich wippend vor und zurück in dem Bürosessel des Rektors, lachend:

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"Vor der reinen Liebe will ich mich nicht verbergen. Es hat keinen Sinn mich zu verbergen. Hier macht es nur Sinn, mein Herz zu öffnen vor diesem offenen Gesicht, offen vor Liebe, offen für das Willkommen, offen, alle meine Fehler zu verzeihen. Für mich ist es eine Erfahrung der Befreiung und deshalb eine religiöse Erfahrung ...."

So hat noch kein Bischof und Nachfolger der Apostel je von dem Heiligen Gesicht gesprochen, seit sich das Schweißtuch in Manoppello befindet.  Es ist ein Glück,  dass sich die intime Aufzeichnung nun als prophetisches Schnipsel im weltweiten Netz (WWW) befindet, wo es  sich wohl noch als bedeutender und nachhaltiger erweisen wird als alle Bücher über das heilige Gesicht.

In seiner leidenschaftlichen Predigt am nächsten Sonntagmorgen rief Kardinal Tagle  vor dem Volto Santo zuerst das Wort des Johannes vom Evangelium dieses Sonntags in Erinnerung: "Nur noch kurze Zeit, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und weil auch ihr leben werdet".

"Dieses Wort erfüllt sich heute,  in dieser Versammlung", fuhr er danach so kategorisch fort wie Jesus in der Synagoge von Nazareth.  "Wir sehen Jesu Antlitz jetzt. Wir sehen ihn, weil er lebt, jetzt, in unserer Mitte. Wir sehen ihn und sterben nicht, im Gegensatz zu den Menschen der Vorzeit, die glaubten, dass sie sterben müssten, wenn sie Gott sehen würden. Ganz im Gegenteil: wenn wir in das Gesicht Jesu sehen, empfangen wir Leben und Kraft von ihm. Wir sehen Jesus und wir leben! Wir sehen Jesus und wir leben!"

Er habe sich "umarmt gefühlt" fuhr er mit seiner persönlichen Erfahrung fort, "und willkommen geheißen von diesem Blick voller Zärtlichkeit in diesem sprechenden Gesicht, das lebt und keine Furcht einflößt. Es ist ein Gesicht der Wahrheit."

DOMINUS EST heißt  der Wahlspruch des Erzbischofs von Manila. Es ist ein Wort des Erkennens und der Erkenntnis aus dem Bericht des Johannes, wo Jesus kurz nach seiner Auferstehung im Morgengrauen am Ufer des Sees Genesareth steht und seine Jünger fragt: “Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen"? Sie antworteten ihm: “Nein." Da sagte er zu ihnen: “Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es." Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: “Es ist der Herr!"

Kein Zweifel, dass dieser charismatische Fischer aus Manila von nun an sein Netz auch "noch einmal auf der rechten Seite seines Bootes auswerfen" und "voller Fische" wieder einholen wird - auf der Seite der Bilder und nicht nur der Worte.  DOMINUS JESUS ist nicht nur sein Wahlspruch. Das Bild des vollen  Netzes ist auch Teil seines Bischofswappens.

Denn es gibt  keine vernünftige Alternative zu der Annahme, dass der heilige Schleier von Manoppello, den Kardinal Tagle in Manila in diesem Mai erstmals in Manoppello in den Abruzzen besuchte,  identisch ist mit jenem "Schweißtuch", das der Evangelist  Johannes schon in seinem Osterevangelium im leeren Grab Christi in Jerusalem erwähnte, neben allen Grabtüchern Christi, die wir heute in Turin im Piemont, Oviedo in Nordspanien und Cahors in Südfrankreich verehren dürfen.

Jetzt und heute aber, am Ende des Kopernikanischen Zeitalters, in dem vor allem das gedruckte Wort die großen öffentlichen und wissenschaftlichen Debatten beherrschte, auch im großen Raum der Kirche, kann deshalb keine Predigt und sei sie noch so stark, den schwachen Glauben der Christenheit an die Auferstehung Christi von den Toten noch einmal glaubwürdiger befestigen als dieses unerklärliche wahre Bildnis (Vera Icon)  in dem Schweißtuch Christi. In Jesus hat Gott sein Gesicht gezeigt. Mehr Offenbarung gibt es nicht. WAS uns nach dem Tod erwartet, wissen wir deshalb immer noch nicht. Wir wissen aber, WER uns erwartet.  "Es ist der Herr!" -  Mehr lässt sich auch über das Antlitz Christi in seinem heiligen Schweißtuch kaum sagen: DOMINUS EST.

Es ist deshalb ein besonderes Geheimnis, dass der Primas der philippinischen Christenheit, der dieses Wort schon im Jahr 2001 als seinen Wahlspruch wählte, das "menschliche Gesicht  Gottes" nun in ganz Asien so bekannt machen wird wie noch nie zuvor. Von nun an wird er nicht mehr aufhören können mit neuem Nachdruck und größerer  Sicherheit als je zuvor davon zu reden, "dass Jesus wirklich ist und unser Glaube an ihn wirklich ist".  

Ganz gewiss wird auch Benedikt XVI. nicht der letzte Papst gewesen sein, der vor dem Schweißtuch Christi wieder sein Knie gebeugt hat - das so klein ist,  in den Maßen von gerade einmal 17,5 mal 24 cm. Denn Gott hat sein Gesicht gezeigt, nicht nur für Juden und Christen, sondern für die ganze Welt. Deshalb wird das durchscheinende Bild des Herrn in dem zarten Tüchlein den Lauf der Welt und den Gang der Geschichte auf eine Weise verändern, wie sich das heute noch kein Mensch vorstellen kann, als himmlische Hieroglyphe von Gottes liebstem und teuerstem Wort.

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