"Fake News" können sehr alt werden. Wer denkt, dass erst der POTUS (President of the United States) sie erfunden hat oder seine Beraterin Conway, die die Mediengeschichte mit dem Begriff der "Alternative Facts" bereicherte, irrt und sollte dringend das Buch "Skandal der Skandale" von Manfred Lütz lesen.

Der Titel ist leicht irreführend, aber weist doch auf eine der größten Schweinereien der Weltgeschichte hin: Dass wir nämlich auf einem Gebirge von Fake-News leben, die durch viele Jahrhunderte vor allem gegen die katholische Kirche von ihren zahllosen Gegnern aufgeschichtet wurden (und längst von der gesamten Menschheit, Katholiken inklusive, für nichts als die Wahrheit erachtet werden).

Klar, dass die Una Sancta  – bei allen tatsächlichen Verfehlungen und wirklichen Verbrechen – Lügen anlockt wie das Licht die Motten, so lange sie sich noch jeden Morgen um den Eucharistischen Heiland versammelt, der von sich sagt: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben."

Sagt nicht Dr. Lütz. Das sage ich, doch da muss er wohl zustimmen. Sein spannendes Buch werden Sie sich trotzdem selbst kaufen müssen, es lässt sich nicht in ein Tagesposting pressen. Es ist Aufklärung der knusprigsten Art, wo sich der Doktor in dem Lügengebirge als höchst kundiger Bergführer bewährt  - von den Niederungen haltloser Schmähungen der Antike bis zu den Höhen der Propaganda-Industrie des wissenschaftlichen Materialismus.

Als ein Musterbeispiel für die Fabriken der Fake news stellt Lütz auch die Produzenten der "Leyenda negra"vor, der "schwarzen Legende", mit der Elisabeth I. von England, ("The Virgin Queen", 1533 – 1603), und ihre Propagandisten höchst nachhaltig die katholische Kirche mit Verleumdungen überzogen, um das spanische Weltreich zu treffen.

Das Weltreich ist untergegangen, also the  British Empire. Die Lügen sind geblieben - etwa über die abergläubische Dummheit und Rückständigkeit der Katholiken, die Praktiken ihrer Inquisition, ihre Brutalität, ihr Hexenwahn, der Fanatismus ihrer Kleriker und was das Arsenal an Dämonisierungen sonst noch hergab.

Ein Beispiel dafür ist etwa der alte Kalauer, demzufolge alle Kreuzessplitter, die von Katholiken verehrt würden, zusammen genommen Holz für den Neubau einer Armada (sic!) liefern könnten. Der Begriff der feindlichen Flotte klebt an dem Schmäh noch heute wie ein Fingerprint der englischen Lügner. De facto aber ergeben alle Kreuzessplitter der Welt zusammen genommen immer noch nur einen Balken.

Wahr ist auch, dass der Hexenwahn in England erst losging, als dort die traditionelle katholische Marienverehrung zusammenbrach. Und kein Fake ist  schließlich, dass Rom  zur Zeit Heinrich VIII. (1509 -1547) die wahre Lehre zur katholischen Ehe noch so hoch hielt, dass Papst Clemens VII. (1478 – 1534) eher den Brexit der Engländer von der Una Sancta in Kauf nahm, als die Ehe des Königs mit Katharina von Aragon für nichtig zu erklären. Non possumus, hieß da die knappe Formel des Papstes, ohne jede Fußnote. All das ist wahr. 

Zuerst veröffentlicht in der katholischen Zeitung "Die Tagespost"

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"Der Skandal der Skandale: Die geheime Geschichte des Christentums" von Manfred Lütz, unter Mitwirkung des Historikers Arnold Angenendt, ist erschienen bei Herder und hat 288 Seiten. 

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