Australiens Bischöfe erörtern Vor- und Nachteile verheirateter Priester

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Pixabay (CC0)

Sollten verheiratete Männer zu Priestern geweiht werden? Die Vorteile und Nachteile sollte die Kirche zumindest prüfen: Das fordert Bischof Michael McKenna von Bathurst (Neusüdwales).

"Ich bin sehr dafür, dies ernsthaft zu prüfen. Und ernsthaft prüfen heißt, in die Tiefe zu gehen", so McKenna gegenüber der Zeitung "Western Advocate".

"Das könnte eine jener Fragen sein, bei deren Beantwortung einzelnen Bischöfen oder vielleicht nationalen Bischofskonferenzen mehr Spielraum eingeräumt wird, um über Fälle zu entscheiden, anstatt dass jeder Fall über Rom laufen muss." 

Der Bischof von Bathurst sagte, einen für die Weihe zum Priester geeigneten verheirateten Mann zu finden könnte schwieriger sein, als einen zölibatären zu finden; Das Priesteramt stelle sehr besondere Anforderungen an die Ehe. "Nicht jede Frau ist bereit und in dazu in der Lage, das mitzumachen", so McKenna.

Verheiratete katholische Priester

Die Ehelosigkeit ist zwingende Voraussetzung für Männer, die in der der römisch-katholischen Kirche zu Priestern werden wollen – im Gegensatz zu vielen ostkatholischen, die ebenfalls zu Rom gehören.

In der Westkirche wurde das Zölibat im Laufe der Jahrhunderte immer mehr zum Regelfall. Im 11. Jahrhundert machte Papst Gregor der Großen es – per Dekret – zu einer offiziellen Norm.

In einigen Fällen erlaubt die Kirche, dass verheiratete Geistliche aus anglikanischen oder bestimmten anderen protestantischen Traditionen nach ihrem Eintritt in die volle Gemeinschaft mit Rom zum Priester geweiht werden, oder Priester bleiben. 

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Solche Ausnahmen werden von Fall zu Fall nach Prüfung durch die Glaubenskongregation und mit Erlaubnis des Papstes vorgenommen.

Für Bischof McKenna sollten die Ausnahmen jedoch nicht unbedingt zur Regel werden.

Der australische Oberhirte stellte gegenüber der Zeitung fest, dass es unter vielen Situationen "wirklich nicht im besten Interesse des Mannes und seiner Frau oder der Kirche wäre, verheiratete Männer zu weihen". Auch wenn das auf den ersten Blick nicht so scheine.

"Das ist eine dieser Sachen, die oberflächlich betrachtet scheinbar klar sind, aber wie die meisten Dinge im Leben, wenn man genauer hinschaut – besonders was die pastoralen, praktischen Aspekte betrifft – kommen einige weitere Fragen auf".

Bischof McKenna verglich die Weihe verheirateter Männer mit dem Priestertum mit der Ausbildung von Männern, die die Weihe zum ständigen Diakonat anstreben. Diese Ausbildung erfordert auch einen langen Prozess der Unterscheidung und Vorbereitung. Diakonen wird nachdrücklich gesagt, dass die Ehe ihre erste Berufung ist und dass, wenn es für ihre Ehe "problematisch" wird, ein geweihter Diakon zu werden, es "am besten ist, das nicht zu tun", sagte der Bischof.

"Die praktischen pastoralen Schwierigkeiten sind nicht unüberwindbar", so McKenna. "Man muss sich ihrer bewusst sein und erkennen, dass es möglich ist, aber es gibt viele Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt."

Frage der Disziplin, nicht des Dogmas

Während das Zölibat für den Klerus eine disziplinäre und keine dogmatische Angelegenheit bleibt, wurden die theologischen Gründe für den priesterlichen Zölibat weiterentwickelt, einschließlich der Vorstellung, dass der Priester dem Vorbild Jesu Christi folgt, dessen Ehepartner die Kirche ist. 

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Papst Franziskus hat selbst die Frage nach verheirateten Priestern öffentlich gestellt.

In einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" im März 2017 sagte er, er sei offen für die Möglichkeit, viri probati – verheiratete "bewährte Männer" – zu Priestern zu weihen.

"Die Berufung von Priestern stellt ein Problem dar, ein enormes Problem", so Franziskus.

Bislang haben verheiratete Männer, die in der Regel über 35 Jahre alt sind, Anspruch auf eine Weihe in den Ständigen Diakonat, aber nicht auf das Priestertum.

Der Papst stellte fest, dass verheiratete Geistliche keine Lösung für den weltweiten Priestermangel sind. Das Entscheidende sei das Gebet und ein Ende des Geburtenmangels, der vor allem Deutschland und andere europäische Länder so schwer belastet. 

Über einen freiwilligen Zölibat werde in diesem Zusammenhang immer wieder gesprochen, so der Pontifex. "Doch der freiwillige Zölibat ist keine Lösung."

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