„Gleicht Euch nicht dieser Welt an!“ (Röm. 12,2) – Mit dieser berühmten Maxime hat der Völkerapostel Paulus das Verhältnis des Christentums zur heidnischen Welt auf den Punkt gebracht.

In der Antike war dies so herausfordernd wie heute, nur ist der römische Polytheismus einem modernen Neuheidentum gewichen, das allenfalls noch eine gesellschaftskonforme „Alleinheitskirche“ duldet, möglichst nach protestantischem Zuschnitt, von allem frei, was das Christentum schon immer anstößig macht.

Glaube und Bekenntnis katholischer Christen stören in dieser Welt deshalb nur noch: Die apostolische Tradition des Zölibats, die auf der Würde des Menschen gründende Sexualethik und schließlich die sakramentale Verfassung der Kirche. Dies und mehr steht quer zu dem, was heute in der Welt en vogue ist. Paulus würde heute sagen: „und das ist auch gut so“, denn niemals hätte er damit gerechnet, dass seine Nachfolger das Gegenteil von dem verkünden, was er gelehrt hat – und dass sie das dann als „katholisch“ ausgeben.

Ausgerechnet der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, ist immer vorne dabei, wenn es darum geht, die katholische Kirche der Welt anzugleichen – man könnte auch sagen, sie zu pulverisieren. Die Mahnung des Paulus hat er ebenso vergessen, wie die Papst Benedikts XVI., der in der treuen Nachfolge der Apostel einst die Kirche in Deutschland zur Entweltlichung aufrief.

So hat man sich inzwischen fast daran gewöhnt, dass Bätzing alle möglichen Ansichten vertritt, nur keine katholischen mehr; spätestens unter seiner Ägide sind Verweltlichung und Apostasie unter Deutschlands Bischöfen zum „Normalfall“ geworden. Die wenigen, die sich dagegen stemmen, werden in den Hinterzimmern des „Synodalen Weges“ niedergemacht: Widerstand duldet der Vorsitzende bekanntlich nicht. Vergleichbares kennt man aus verschiedenen Systemen, in der Kirche kannte man es bislang nicht.

Doch wer die Deutschen kennt, der kennt auch seine „Pappenheimer“; das weiß man für gewöhnlich aus dem „Wallenstein“ ebenso, wie man aus dem „Faust“ zu wissen pflegt, dass man in Deutschland stets Nägel mit Köpfen macht: „Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen!“

Auch dies hat Bätzing nun als erster Bischof vorgemacht: Seine Diözese Limburg leitet er nach protestantischem Vorbild künftig nicht mehr allein, sondern versteht sich lediglich als Teil eines von ihm installierten „Bistumsteams“. Dass dies im Widerspruch zum sakramentalen Amtsverständnis des Bischofs steht, ist klar – vom Kirchenrecht ganz zu schweigen.

Doch damit nicht genug: In den neuen Limburger „Leitlinien“ zur Sexualmoral wird die Lehre der Kirche vollständig geleugnet und durch Bätzings Perspektive dessen ersetzt, was er für „zeitgemäß“ und „limburgisch-katholisch“ hält. Lassen Sie es mich so sagen: Die Sünde ist nach Bätzing jetzt nicht nur „salonfähig“, sondern sie ist faktisch „heiliggesprochen“.

Als Bischof ist Bätzing nun endgültig untragbar, als Vorsitzender der Bischofskonferenz ist er es sowieso. Dass er offenbar weiter im Amt bleibt, ist unerträglich. Noch mehr: Es ist eine Zumutung für jeden Katholiken, in Limburg und weit darüber hinaus.

Und doch ist Bätzing nur ein Symptom eines größeren Ganzen, das keineswegs nur mit dem Zerfall der katholischen Kirche in Deutschland identifizierbar ist: Er ist ein ferner Reflex auf die Probleme der Weltkirche, die spätestens seit dem Tod Benedikts XVI. immer klarer zu Tage treten und die Kardinal Pell kurz vor seinem Tod analysiert hat: Mit Papst Franziskus ist ein neuer Führungsstil in Rom eingekehrt, der Verwirrung in die Kirche gebracht hat und offener Rebellion nicht entschlossen entgegentritt.

Darüber hinaus hat es Franziskus wie weiland Leo X. (1513-1521) versäumt, eine weitere Reformation zu verhindern. Sein Brief an das „pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ (2019) blieb ebenso wirkungslos wie Leos verzagte Bannbulle gegen Luther. Kein Wunder, wenn Bätzing und die Seinen nun auch die letzte päpstliche Warnung in den Wind schlagen: Das Verbot zur Einrichtung eines „Synodalen Rats“, also exakt jener neuen „Leitungsform“, die sich Bätzing in Limburg bereits genehmigt hat.

Pell nannte all dies ein „Desaster“ und zweifellos hatte er damit recht: Nach Johannes Paul II. und Benedikt XVI. erleben wir gegenwärtig einen Tiefpunkt der Papstgeschichte, den Bätzing und Gefährten nur illustrieren.

Mit jedem Tag, den Bischöfe wie Bätzing im Amt bleiben, wird damit allerdings auch die Autorität des Papstes in Frage gestellt und die römische Kirche beschädigt. Zugleich zeigt sich die Mahnung des Paulus bestätigt: Eine Kirche, die sich der Welt angleicht, wird nicht überleben.

Dr. Joachim Heimerl, der Autor dieses Kommentars, ist Priester und Oberstudienrat.

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