Was mich betrifft, so hatte ich eigentlich nicht vor, die heilige Messe aus dem Münsteraner Paulusdom heute über Livestream mitzufeiern. Frühmorgens begab ich mich aus dem Haus, zum Sonntagsgottesdienst in der Pfarrkirche. Schon gestern hatte ich mich darauf gefreut. Dort wollte ich gerne sein, ich hatte einen Platz "reserviert". Der Bus aber brachte mich nicht zur Kirche, sondern bog – baustellenbedingt, für mich völlig überraschend – einfach vorher ab und fuhr ohne Zwischenhalt zum Hauptbahnhof.

Ich stieg weit entfernt von St. Elisabeth aus. Zur Messe wäre ich viel zu spät gekommen. Also fuhr ich traurig zurück nach Hause und musste nach einem "Online-Angebot" suchen. Die heilige Messe wollte ich mitfeiern, aber wo? Wie gern bin ich Münster, und wie gern höre ich die geistliche Musik im Dom St. Paulus, ja wie gern Bischof Dr. Felix Genns Predigten. So oft schon haben mich seine Worte geistlich angeregt, tief bewegt und manchmal mitten ins Herz getroffen. Heute saß ich vor dem Fernseher und hörte aufmerksam zu. Bischof Genn bezog klar und unmissverständlich Position zum Lebensschutz. Er sagte in der Predigt: "Das katastrophale Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Suizidbeihilfe entspricht nicht dem christlichen Menschenbild. Hier ist unser Zeugnis gefragt, dass das Leben von Anfang bis zum Ende unbedingten Schutz braucht. Wir können nicht die Autonomie des Menschen gegen das Leben des Menschen ausspielen. Bedenken wir, dass wir auch zu Beginn unseres Lebens nur winzig klein, verletzlich und in großer Gefahr waren. Bedenken wir, dass wir das auch am Ende sein werden. Das Leben ist die kostbarste Gabe Gottes. Es ist schön und wunderbar." Dann fuhr er fort: "Das ist auch das Wort, das uns antreibt, gegen den sexuellen Missbrauch – auch in unserer schönen Stadt – zu kämpfen. Das Leben ist gut und schön. In diesem Sinne müssen wir für die Opfer kämpfen. Ich danke allen sehr, die sich dafür einsetzen."

Jedes Mal, wenn ich den Dom zu Münster besuche, verweile im Gebet am Grab des seligen Clemens August Graf von Galen. Am Sonntag, dem 5. Juli 2020, hörte ich eine kraftvolle, berührende Predigt, der auch der "Löwe von Münster" vollkommen zugestimmt hätte.

m Internet können Sie diese Predigt sich ansehen und anhören: 

Darf ein Oberhirte ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts kritisieren und als "katastrophal" bezeichnen? Glauben wir noch daran, dass die Würde des Menschen unantastbar und das menschliche Leben unbedingt schützenswert ist, von der Empfängnis bis zum letzten Atemzug? Dazu hat sich der Nachfolger des "Löwen von Münster" kraftvoll bekannt. Danke, Bischof Genn, für Ihr Zeugnis, danke für diese mutige Predigt!

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