Bischof Meier: Menschen wollen "keine neue", sondern "geistlich erneuerte Kirche"

Bischof Bertram Meier
Annette Zoepf / pba

Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat sich in einem Interview mit der "Neuen Bildpost" und der "Katholischen SonntagsZeitung" mit aller Deutlichkeit für den Lebensschutz ausgesprochen und damit auf Äußerungen der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, reagiert.

"Der Schutz des menschlichen Lebens von der Zeugung bis zum natürlichen Tod steht für mich auf der Prioritätenliste der katholischen Kirche ganz oben", sagte Meier. Wenn es um Leben und Tod geht, gibt es meines Erachtens keinen Kompromiss. Es wäre schade, wenn das Thema zur Verhandlungsmasse des Synodalen Weges würde."

Stetter-Karp hatte im Juli gefordert, es sei "sicherzustellen, dass der medizinische Eingriff eines Schwangerschaftsabbruchs flächendeckend ermöglicht wird".

Mit Blick auf den "Synodalen Weg" im Allgemeinen stellte Meier klar, dass er "auch eine Reaktion auf den Missbrauchsskandal ist". Es sei außerdem "unbestritten", dass es "in der Kirche systemische Schwächen" gebe. "Aber es scheint mir zu monokausal, wenn unsere einzige Antwort auf den Missbrauch in seinen verschiedenen Formen der Synodale Weg sein sollte", betonte der Bischof.

"Ich kenne darüber hinaus viele Initiativen, die der geistlichen Erneuerung der Kirche dienen wollen: ehrliche Umkehr und Buße; Evangelisierung; Anbetung, die mit gelebter Caritas verbunden ist; das Mühen um Glaubwürdigkeit, die in eine neue Vertrauenswürdigkeit der Kirche münden kann", erläuterter Meier. "In alten und neuen Gemeinschaften liegt ein großes Potential, aber auch in bewährten Formen der Volksfrömmigkeit, die nicht nur den Kopf, sondern auch das Herz anspricht."

Leitung müsse "weniger in Machtkategorien" gedacht werden. Stattdessen solle der "Dienst" im Zentrum stehen: "Da kommt die Verantwortung ins Spiel. Leiten wollen viele, aber wenn es darum geht, Verantwortung zu übernehmen, lichten sich schnell die Reihen."

Ein entsprechendes Umdenken gehe indes "nicht von heute auf morgen", räumte Meier ein. "Es erfordert viel Geduld und den langen Atem der Leidenschaft. Nicht die Änderung des 'Systems' Kirche ist angezeigt, sondern das Anliegen: Wie können wir Jesus Christus und sein Evangelium den Menschen von heute anbieten? Viele durch Krisen verunsicherte Leute wünschen keine neue, ganz andere Kirche, sondern eine geistlich erneuerte Kirche. Es ist schade, dass wir in dieser Hinsicht in der Pandemie manches schuldig geblieben sind. Das sollte uns angesichts der Krisen um Energie und Inflation, die sich am Horizont abzeichnen, nicht noch einmal passieren."

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