Bischof Meier warnt: „Europa heute ist ein Sorgenkind“

Ministerpräsident Söding und Bischof Meier im Gespräch
Verspohl-Nitsche pdke

Bischof Bertram Meier von Augsburg hat am Sonntag beim Europatag in Niederrieden erklärt: „Das ‚Haus Europa‘ hat erhebliche Risse bekommen, der Zahn der Zeit nagt an ihm und immer mehr Länder scheinen in diesem Gebäude zu fremdeln.“ Beider Veranstaltung, die auch den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder willkommen hieß, verwies Meier auf das Christentum zur Revitalisierung des Kontinents.

Angesichts der gegenwärtigen Krisen gelte: „Europa heute ist ein Sorgenkind.“ Neben anderen Krisen sagte Meier, ihm machten „nicht nur mit Blick auf den Wahlausgang in Italien, die neuen Nationalismen und Egoismen große Sorgen“.

„Welche Ideale könnte Europa lebendig machen?“, fragte der Augsburger Bischof und setzte dann zu einer Antwort an: „Um nicht auszutrocknen, um (über-)leben zu können, braucht das Haus Europa einen Brunnen. Und dieser Brunnen ist der christliche Glaube. Wenn wir bereit sind, dem auf den Grund zu gehen, werden wir gewichtige Reichtümer zutage fördern und womöglich die eine oder andere fruchtbare Quelle neu erschließen, aus der wir in Europa auch in Zukunft schöpfen können.“

„Europa, der Ursprung der heute global wirksamen naturwissenschaftlich-technischen Zivilisation, von der aus die anderen Kontinente kolonialisierend erfasst wurden, ist nicht selbst die Wiege der großen Weltreligionen, auch nicht des Christentums“, erläuterte Meier mit Blick auf die Vergangenheit. „Aber gerade in Europa wuchs dem Christentum die Rolle zu, eine ungemein große Zahl von Menschen zu formen, die wie Leuchttürme ausstrahlten und hineinwirken bis in unsere Tage. Unter ihnen die großen Heiligen und Patrone Europas Benedikt, Cyrill und Methodius, Franziskus, Theresa von Avila, Catarina von Siena; nicht zu vergessen in der Gegenwart Mutter Teresa und Papst Johannes Paul II. Das Christentum machte also das aus, was man metaphorisch „die Seele Europas“ genannt hat. Trotz aller Umbrüche und Abbrüche ist es bis heute als „Seele des Kontinents“ unsterblich geblieben.“

In der Gegenwart gebe es Kritiker, „innerhalb und außerhalb, die der Kirche einen Modernisierungsschub verordnen wollen“. Diese aber griffen zu kurz, betonte der Bischof. „Wir brauchen Erneuerung, was aber mehr ist als neue Strukturen. Wir brauchen eine ‚geistliche Revolution‘, eine spirituelle Offensive.

„Stromlinienförmige Christen gestalten Europa nicht“, warnte der Augsburger Oberhirte. „Sie ecken nicht an, fallen aber auch nicht auf. Paulus schreibt uns ins Stammbuch: ‚Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüfen könnt, was der Wille Gottes ist.‘ (Röm 12,2)“

„Das Hinabsteigen auf den Grund des christlichen Brunnens erschließt Quellen, aus denen Europa neu belebt werden kann“, so Meier abschließend. „Dabei dürfen wir nicht vergessen: Es gibt kein Christentum ohne Christen, die ihre Taufe und Firmung leben. Das müde Europa wacht nur auf, wenn wir Christen es wiederbeleben.“

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