Das ist die katholische Frau, die Anne Frank während des Zweiten Weltkriegs versteckte

Miep Gies
Gemeinfrei via ACI Prensa

"Ich bin keine Heldin" – so lautet der erste Satz von Miep Gies im Vorwort zu dem Buch, das sie über ihre Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg schrieb, als sie Anne Frank und ihrer Familie Unterschlupf gewährte.

Im Tagebuch der Anne Frank erinnert sich die Jugendliche an die 25 Monate, in denen sie sich vor den Nazis in einer Dachgeschosswohnung in Amsterdam, Holland, versteckt hielt, bis die deutschen Truppen sie fanden und ins Konzentrationslager Bergen Belsen (Deutschland) brachten, wo sie mit 15 Jahren wahrscheinlich an Typhus starb.

 Das Tagebuch ist heute ein Klassiker der Weltliteratur

Darin schrieb Anne Frank über Miep Gies: "Sie verlor nie auch nur ein einziges Wort über die Last, die wir sein mussten".

In einem Artikel in "The Jerusalem Post" wird der Mut von Gies betont, der katholischen Holländerin, deren gute Taten zur Zeit des Holocaust bis heute in Erinnerung geblieben sind.

Miep Gies gehörte einer Arbeiterfamilie aus Wien (Österreich) an. Während und nach dem Ersten Weltkrieg hatte die Familie kaum etwas zu essen.

Daher wurde Miep 1920 angeboten, im Rahmen eines Nachkriegs-Hilfsprojektes der holländischen Arbeiterbewegung zur Unterstützung unterernährter Kinder, nach Holland überzusiedeln.

Im Dezember dieses Jahres kam sie nach Leiden, wo sie von einer christlichen Familie aufgenommen wurde.

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"Diese Liebenswürdigkeit war in meinem Zustand der Erschöpfung sehr wichtig für mich. Sie war Medizin, so wie das Brot, die Marmelade, die holländische Milch, die Butter und der Käse und auch die angenehme Temperatur in der Wohnung" schrieb Gies in ihrem Buch "Meine Zeit mit Anne Frank".

Der schlechte Gesundheitszustand von Gies führte dazu, dass sie länger in Holland blieb, als vorgesehen war. Mit der Erlaubnis ihrer Gastfamilie und ihrer Eltern entschied sie sich dann, bis zum Erwachsenenalter zu bleiben.

Als sie während der Weltwirtschaftskrise Arbeit suchte, fand sie diese 1933 bei einem deutschen Kaufmann, der Pektin zur Marmeladenherstellung verkaufte. Sein Name war Otto Frank, es war der Vater der berühmten Anne Frank.

Gies und ihr zukünftiger Mann freundeten sich mit der Familie Frank an und luden sie oft ein. Als sie heirateten, organisierte Otto ein kleines Fest, damit die beiden eine Hochzeitsfeier halten konnten. Als der Moment kam, in dem Gies ihrem Arbeitgeber und seiner Familie ihre Güte vergelten konnte, war die Antwort ein unverzügliches "Ja".

"Wir hatten große Angst um unsere Freunde. Ich machte mir bittere Vorwürfe. Wie konnten wir bloß so naiv sein zu glauben, ein derart skrupelloser Mensch wie Adolf Hitler würde unsere Neutralität respektieren? Als Herr Frank mir seine Pläne zum Untertauchen anvertraute, erzählte ich in derselben Nacht Henk (ihrem Mann) davon. Henk sagte ohne Zögern seine uneingeschränkte Hilfe zu."

Gies und weiteren holländischen Bekannte gelang es, die Familie Frank in den Gebäuden der Firma, bei der sie arbeiteten, zu verstecken und zu unterstützen. Am 4. August 1944 aber wurden sie von einem SS-Offizier verhaftet. Es folgte die Deportierung. Otto war der einzige, der überlebte.

Anne Frank war in dieser schwierigen Zeit dennoch in der Lage zu erkennen, wie liebenswürdig ihre holländischen Freunde gewesen waren.

"Nie haben sie ein einziges Wort darüber verloren, dass wir eine Last für sie sind, und nie haben sie sich beklagt, dass wir ihnen zu viel Mühe machen. Sie bringen an Geburts- und Festtagen Blumen und Geschenke mit und sind jederzeit bereit, alles für uns zu tun. Das ist etwas, das wir nie vergessen sollten: während andere ihren Heldenmut im Krieg oder gegenüber den Deutschen zeigen, beweisen unsere Helfer den ihren durch ihre Fröhlichkeit und Zuneigung", schreibt Anne Frank in ihrem Tagebuch

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Gies sammelte die Schriften von Anna ein, in der Hoffnung, sie ihr wieder zu überreichen. Das Mädchen starb jedoch im Konzentrationslager. So übergab sie sie letztendlich an Otto, der den Krieg überlebte, und sie zum berühmten Buch zusammen stellte, das erstmals 1947 veröffentlicht wurde.

Gies wurde am 8. März 1972 mit dem Titel "Gerechte unter den Völkern" ausgezeichnet. Sie starb im Alter von 100 Jahren am 11. Januar 2000.

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