Franziskus in Georgien: Herausforderung für die Ökumene, Hoffnung für Katholiken vor Ort

Die an Journalisten im Papstflieger verteilten Reise-Unterlagen.
CNA/Alan Holdren

Die Papstreise nach Georgien, die heute beginnt, ist aus ökumenischer Sicht eine delikate Herausforderung.

Der Dialog zwischen verschiedenen christlichen Gruppierungen im Land ist so schwierig, dass "seine Reise ökumenisch sein wird, aber nicht im allgemeinen Sinn des Wortes", sagte ein Vertreter der katholischen Kirche vor Ort gegenüber CNA.

Pater Akaki Chelidze ist Kanzler der Apostolischen Verwaltung des Kaukasus für den lateinischen Ritus. Er betonte, dass "die orthodoxe Kirche sich stets als den Leim gesehen hat, der die Nation zusammenhält, und deswegen sieht es auch alle anderen religiösen Gruppen als Rivalen, oder sogar als Hindernisse für die Einheit des Landes."

Tatsächlich sind die meisten Bewohner des Landes Mitglied der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche. Neben dieser Mehrheit gibt es weitere christliche Minderheiten: Weniger als 1 Prozent der Bevölkerung gehören der Armenisch-katholischen Kirche, der lateinischen oder der Chaldäisch-katholischen Kirche an.

Die Beziehungen zwischen Katholiken und Orthodoxen im Land sind alles andere als warmherzig. Es ist kein Zufall, dass es kein gemeinsames Gebet geben wird von Papst Franziskus und Patriarch Ilia II. – als Zeichen guten Willens sei jedoch zu interpretieren, dass das Patriarchat bei der Ankunft des Papstes in wenigen Stunden am Flughafen von Tbilisi vertreten sein wird.

Auch sonst ist die Stimmung in der Öffentlichkeit verhalten. Die Straßen vom Flughafen in die Innenstadt von Tbilisi sind zwar mit den Flaggen Georgiens und des Heiligen Stuhls geschmückt. Doch von Plakaten oder Begrüßungsschildern für den Papst ist vorab zumindest nichts zu sehen.

Einzige Ausnahme: Ein Schriftzug hing am 29. September an der Wand der katholischen Kathedrale Mariä Aufnahme in den Himmel, während drinnen der Apostolische Administrator für den Kaukasus, Bischof Giuseppe Pasotto, die heilige Messe feierte.

Die Georgische orthodoxe Kirche sei historisch geprägt "von der russischen Form des Anti-Katholizismus", sagte Pater Chelidze. Diese Haltung habe sich in den vergangenen Jahren verstärkt. Katholiken würden etwa gedrängt, im Fall einer Ehe mit einem orthodoxen Christen sich auch nach orthodoxe, Ritus taufen zu lassen. Für eine Minderheit unter 1 Prozent der Bevölkerung wirke sich dies stark aus.

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"Papst Franziskus wird vielleicht in Armenien nicht so herzlich begrüßt werden wie in Armenien", fuhr Pater Chelidze fort. In Georgien könne das Wort "Ökumene" nicht einmal ausgesprochen werden. Dennoch sei es positiv zu bewerten, dass das Patriarchat mitgeteilt habe, dass der Papstbesuch zu begrüßen sei.

Die delikate Situation verlange viel Fingerspitzengefühl; es sei daher unwahrscheinlich, dass der Papst in seinen Reden darauf groß eingehen werde. Eine wichtige Rolle, so Pater Chelidze, würden die persönlichen Begegnungen und Gespräche vor Ort spielen.

Der Besuch des Papstes lasse die katholischen Christen im Land Hoffnung schöpfen.