Bis zum 2. Vatikanischen Konzil wurden die Fastengebote der katholischen Kirche, die weitaus verbreiteter und strenger als heutzutage waren, eingehalten. Heute kennen die meisten Katholiken nur noch eine Fastenzeit, die sogenannte „österliche Bußzeit“. Weitere traditionelle Fastentage, wie der wöchentliche Freitag, werden kaum noch beachtet. 

Viele wissen heute nicht mehr, dass die Adventszeit auch eine Fastenzeit war. Gemeinhin spricht man heute kaum noch von Adventszeit sondern schon von der Weihnachtszeit. Unsere Konsumgesellschaft will den Zugang zu Lebkuchen, Plätzchen und vor allem zu Glühwein jetzt, sofort. 

Die Geburt des Heilandes, die Christen in der Adventszeit erwarten und sich darauf vorbereiten, ist in den Hintergrund getreten. Was zählt ist ein heimeliges Gefühl, Geschenke und immer wieder Spaß haben.

Christen haben sich seit jeher in einer Vorbereitungszeit für große Festtage präpariert. Dazu gehörte neben Gebeten, Gottesdiensten und dem Empfang des Bußsakramentes auch das Fasten. Der Fastengedanke wurde bei den abendländischen Christen immer weiter abgeschwächt, während er sich in den orthodoxen Kirchen seine bleibende Bedeutung erhalten hat.

Die Adventszeit als Fastenzeit dauerte ursprünglich 40 Tage und begann nach dem 11. November. Der Festtag des heiligen Martin war der letzte Tag, an dem sich die Christen noch einmal richtig satt essen konnten. Die Sonntage als Herrentage und das Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens am 8. Dezember, zählten nicht als Fasttage.

Wenn heute auch die meisten Menschen in Europa die Adventszeit als weihnachtliche Schlemmerzeit ansehen, sollten sich wenigstens Katholiken auf ihre eigentliche Bedeutung besinnen. Die klassische katholische Adventsfastenzeit, die eine Zeit der Enthaltsamkeit und der Buße ist, begann am 1. Adventssonntag. Auf bestimmte Nahrungsmittel wurde und kann man auch heute verzichten, insbesondere an den Freitagen auf Fleischspeisen und Wurstwaren. Auf Süßigkeiten gab es in der Adventszeit überhaupt nicht; darum war die Vorfreude auf „weihnachtliche Leckereien“ auch so groß. Sicherlich kann man aber auch heute auf Süßes verzichten oder sich mindestens einschränken. Auch Genuss von Alkohol oder auf andere scheinbar unverzichtbare Genussmittel können eingeschränkt werden.

Der geistliche Sinn der Buße und des Fastengebotes liegt bereits im Verlust der Reinheit des Menschen begründet, die er durch seine Leidenschaften verloren hat. Adam, der bis zur Ursünde weder Bosheit noch Trauer kannte, verlor die Gemeinschaft mit Gott, als er sich durch seine Begierde den weltlichen, fleischlichen Leidenschaften aussetzte. 

Der Heiland, Jesus Christus selbst, hat vierzig Tage und Nächte in der Wüste gefastet und uns durch sein Beispiel an die Heilsamkeit und Notwendigkeit des Fastens erinnert. Damit hat er uns ein Beispiel des geistlichen Kampfes gegeben und uns die Frucht der Enthaltsamkeit mit dem inneren geistlichen Wachstum verbunden. Den schmalen Weg des Heils gilt es zu beschreiten. 

Obwohl wir wissen, dass der breite Weg vermieden werden muss, der ja nach den Worten des Heilands ins Verderben führt, gilt es zu betonen, dass die Sünde nicht allein durch Enthaltsamkeit beim Essen vermieden wird. Das fleischliche Leben wird besiegt durch Reinigung der Seele und des Herzens. 

Doch wehe uns Heuchlern! 

Denken wir darüber nach, - ob wir Fleisch essen oder nicht:

-ob wir vielleicht unseren Nächsten betrübt haben; 

-ob wir vielleicht gegen Gott gemurrt haben;

-ob wir vielleicht gegen jemanden Kränkung, Bosheit oder Neid hegen;

-ob wir vielleicht auf unsere eigene vermeintliche Stärken stolz sind; 

-ob wir überhaupt dem Herrn dankbar sind, für all das, was er uns gegeben hat; 

-ob unser Herz von den vergänglichen weltlichen Sorgen gefangen ist …

Oder sind wir, die wir das Fleisch von unseren Tischen verbannt haben, nachlässig gegenüber unserer eigenen Seele? Zögern wir noch immer, aus deinem Herzen endlich Zorn, Heuchelei, Habsucht, Eigensinn, Hochmut und Stolz zu verbannen? Denn körperliche Enthaltsamkeit ist nicht von Nutzen, wenn wir sie nicht mit geistlicher Enthaltsamkeit von allem Bösem, von Leidenschaften, von der uns quälenden Sünde in Verbindung sehen.

„Wenn du von Speisen fastest, aber dich nicht von den Leidenschaften reinigst, so ist dein Fasten umsonst. Denn wenn du kein Streben nach Besserung hast, wirst du als Lügner von Gott verworfen.”

Bemühen wir uns also während der Adventszeit darum, unser geistliches Leben zu intensivieren, unser Herz durch Gebet und Umkehr zu reinigen, damit wir das Fest der Geburt Christi würdig begehen und feiern können.

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