In einem tiefgründigen und substanzhaltigen Gespräch hat sich Regensburger Bischof Dr. Voderholzer den Fragen der renommierten „Neuen Zürcher Zeitung“ gestellt und sachgerechte Vorschläge für den Fortgang des „Synodalen Weges“ benannt. Was er ausführt, steht ganz im Einklang mit dem Evangelium Jesu Christi und der Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte. Das lässt sich heute nicht in dieser Klarheit und Selbstverständlichkeit über alle Bischöfe und Theologen der Kirche sagen – bedauerlicherweise. 

Voderholzer nimmt den „Synodalen Weg“ sehr ernst, sonst würde er nicht so viel Energie, Zeit und Kraft auf ein „kirchenrechtliches «Nullum»“ verwenden. Die Akzente hält er, wie Kardinal Woelki, für korrekturbedürftig, stellt aber fest, dass das vom Papst gewünschte Thema „Evangelisierung“ hinter die deutschen Strukturdebatten zurücktreten musste – warum auch immer. 

Heute wird der „Synodale Weg“ mit wachsender Sorge beobachtet. Diese Veranstaltung schafft eher neue Gräben in der Kirche, vertieft die Spaltung unter Katholiken und löst bei vielen Gläubigen bloß Kopfschütteln aus. Mit Blick auf die Lage heute sagt Voderholzer: „Die endgültigen Mehrheiten beim Synodalen Weg kennen wir nicht. Wenn ich an die letzte Vollversammlung der Bischofskonferenz denke, habe ich den Eindruck, dass bei einer wachsenden Zahl von Mitbrüdern die Sorge wächst, eine falsche Richtung einzuschlagen. Viele Bischöfe haben sich mit dem Synodalen Weg noch kaum beschäftigt.“ Besonders die letzte Beobachtung Voderholzers scheint zuzutreffen. Sonst würden die Bischöfe die zum Teil höchst verwunderlichen Themen, Thesen und Denkansätzen, die rituell beschworen werden wie die sog. „Humanwissenschaften“, energisch kritisieren und für die Lehre der Kirche eintreten. Was auf dem „Synodalen Weg“ diskutiert wird, ist oft auch dezidiert konzilswidrig

Die Aufgaben des Bischofs indessen bestimmt das Konzilsdekret „Christus Dominus“. Dort lesen wir u. a.: „Bei der Erfüllung ihrer Aufgabe zu lehren, sollen sie den Menschen die Frohbotschaft Christi verkünden; das hat den Vorrang unter den hauptsächlichen Aufgaben der Bischöfe. In der Kraft des Geistes sollen sie die Menschen zum Glauben rufen oder im lebendigen Glauben stärken. Das Geheimnis Christi sollen sie ihnen unverkürzt vorlegen, jene Wahrheiten nämlich, deren Unkenntnis gleichbedeutend ist mit der Unkenntnis Christi, desgleichen den Weg, den Gott geoffenbart hat, die Verherrlichung Gottes und damit zugleich die ewige Seligkeit zu erreichen. … Sie mögen also aufzeigen, wie sehr nach der Lehre der Kirche die menschliche Person zu achten ist, mit ihrer Freiheit und auch mit ihrem leiblichen Leben; ebenso die Familie, ihre Einheit und Festigkeit sowie die Zeugung und Erziehung der Nachkommenschaft; die weltliche Gesellschaft mit ihren Gesetzen und Berufsständen; die Arbeit und die Freizeit; die Künste und die technischen Erfindungen; die Armut und der Reichtum.“ Besonders akzentuiert Abschnitt 13 den bischöflichen Dienst: „Die christliche Lehre sollen sie auf eine Weise vortragen, die den Erfordernissen der Zeit angepaßt ist, das heißt, die den Schwierigkeiten und Fragen, von denen die Menschen so sehr bedrängt und geängstigt werden, entspricht. Diese Lehre sollen sie auch schützen, indem sie die Gläubigen lehren, sie zu verteidigen und auszubreiten.“ Auf dem „Synodalen Weg“ herrscht indessen das umgekehrte Bestreben: Dort wird versucht, die Lehre der Kirche zu verwässern, zu verändern und zeitgeistlich anzupassen. Voderholzer bekräftigt die lebensfreundliche Morallehre der Kirche auch im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal: „Nicht die katholische Sexualmoral, sondern deren notorische Missachtung ist schuld an den sexuellen Übergriffen.“ 

Die Forderung nach mehr Demokratie in der Kirche sieht er skeptisch. Man darf sagen: Der Herr hat auch nicht Minister bestellt oder seine Anhänger passende Volkstribune wählen lassen, sondern Jünger in die Nachfolge, die Kreuzesdienst ist, gerufen. Voderholzer spricht von „gewissen Funktionären“, die sich gegenwärtig profilieren wollen. Die Gläubigen aber „vertrauen darauf, dass Menschen in die Kirche gesandt werden, die eine andere Legitimation haben als die einer zufälligen Mehrheitsentscheidung“. Ein Beispiel davon liefert ein Kuriosum auf dem „Synodalen Weg“, das Bischof Voderholzer anführt: „Interessanterweise will beim Synodalen Weg eine knappe Mehrheit darüber diskutieren, ob es das Priesteramt überhaupt braucht. Gleichzeitig soll es für Frauen geöffnet werden.“ Ebenso greift er den Gedanken der Entweltlichung der Kirche auf: „Vielleicht müssen wir von der Kirchensteuer befreit werden, um wieder christlicher zu werden – im Sinne der Entweltlichung Benedikts XVI.“ 

Bischof Voderholzer wirbt für eine Erneuerung, die bei den Amtsträgern beginnt: „Wir brauchen intensivere Bildung, geistliches Leben, das muss bei den Pfarrern und allen kirchlichen Mitarbeitern beginnen. Für die Priester schließt das die Erneuerung im Blick auf die Verfehlungen ein. Die leugne ich ja nicht, aber ich bestreite deren Ausmaß und angebliches Andauern. Wir brauchen mehr Einigkeit und intensive Christus-Nachfolge, auch in Bezug auf den Lebensstil der Priester und Bischöfe.“

Im Augenblick wirkt der „Synodale Weg“ auf Außenstehende so – und wer Gespräche mit ernsthaften Nichtkatholiken oder Schwestern und Brüdern aus anderen Ländern führt, ob aus Polen oder anderswo, weiß das –, als würde sich eine neue deutsche Kirchenpartei bilden, die bei der nächsten Bundestagswahl antreten wollte. Zwar bin ich kein verkannter Prophet, aber wenn ich dann sage: „Diese Partei würde deutlich an der 5 %-Hürde scheitern.“, höre ich keinen Widerspruch. Bischof Rudolf Voderholzer wirbt entschieden und glaubwürdig für eine Erneuerung der Kirche in Christus. Das und nichts anderes ist nötig.

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