Am 17. September 1978, dem Festtag des heiligen Kapuziners Francesco Maria da Camporosso, starb in Turin mit Domenico da Cese ein weiterer Kapuzinerpater, der vom einfachen Volk und von vielen Pilgern hochgeschätzt wurde, unter seinen eigenen Mitbrüdern jedoch eher ein unbedeutendes Dasein führte. Für die Kirche spielt er dennoch eine wichtige Rolle, die der eines heiligen Francesco Maria und auch eines weiteren Heiligen des 17. Septembers, des großen Robert Bellarmin, in keiner Weise nachsteht, sondern sogar überragt. Worin besteht diese Bedeutung, die in der Zukunft erst richtig erkannt werden wird?

Mit zehn Jahren sagte er 1915 das große Erdbeben von Avezzano voraus und keiner glaubte ihm. Er selbst wurde danach mit seinem Vater auf wunderbare Weise aus den Trümmern der Kirche des Dorfes Cese gerettet. Mit 16 Jahren trat er in den Kapuzinerorden ein und wurde am 11. Oktober 1931 in Sulmona zum Priester geweiht. Ab 1941 verband ihn eine lange Freundschaft mit Pater Pio, der immer genau wusste, wo er war und Pilger aus den Abruzzen meist mit den Worten zu ihm schickte: "Geht zu Pater Domenico da Cese. Der ist wie ich!". Domenico besaß die Gabe der Seelenschau und eine uneingeschränkte Liebe zur Wahrheit. Viele Menschen aus verschiedenen Ländern standen vor seinem Beichtstuhl Schlange. Bei der Beerdigung Pater Pios wurde auf einem Film der Fernsehstation "RAI" festgehalten, wie er vor dem Sarg des Heiligen herging, obwohl Zeugen beschwören konnten, dass er seinen Konvent in Manoppello in diesen Tagen nicht verlassen hatte und unmöglich in San Giovanni Rotondo gewesen sein konnte. Es ist das erste Filmdokument einer Bilokation, das heißt, der Präsenz einer Person an zwei Orten gleichzeitig, wie sie auch von Pater Pio vielmals bezeugt, doch niemals gefilmt worden war. Und wie Pater Pio trug auch sein Mitbruder Domenico die Wundmale des Herrn an seinem Körper. Meistens waren diese "Stigmata" unsichtbar. Auf manchen Fotos sind sie deutlich zu sehen.  

Aber erst durch Art und Weise seines Todes im September 1978 wird die Bedeutung erkenn- und begreifbar. 1966 war er von seinem Provinzial nach Manoppello "strafversetzt" worden, weil ihm – wie zuvor schon Pater Pio! - die Beichterlaubnis für ein Jahr entzogen worden war. So kam er zum Volto Santo, dem geheimnisvollen Bildschleier mit dem Antlitz Christi, der sich in der Kapuzinerkirche über dem  Städtchen Manoppello in den Abruzzen befindet. Da er wenig Schlaf benötigte, verbrachte er zahllose Nächte vor dem Heiligen Antlitz. In diesen Stunden der Betrachtung erkannte er, dass es nicht das Schweißtuch der Veronika sein konnte, wie immer wieder vermutet worden war, sondern dass es das Schweißtuch war, das im leeren Grab Jesu auf dessen Kopf gelegen hatte und das seitdem die Auferstehung des Herrn von den Toten bezeugte. 

Darum begann Domenico da Cese in jenen Jahren mit Freunden und Wissenschaftlern, das Volto Santo zu untersuchen und stellte als erster fest, dass es in seinen Maßen und Gesichtszügen dem Antlitz auf dem Turiner Grabtuches genau entspricht. Da erwachte in ihm der Wunsch, jenes große Grabtuch aus Leinen  dort in Turin selbst zu sehen, das irrigerweise auch "Sudario – Schweißtuch" genannt worden war. Als das Turiner Grabtuch nach 45 Jahren endlich wieder einmal ausgestellt wurde, stand Domenico am 13. September 1978 mit Freunden davor und betrachtete das heilige Antlitz des toten Herrn – mit der inneren großen Freude, dass er selbst das Antlitz des Auferstandenen kannte und bei ihm in Manoppello wohnen durfte.

Doch am selben Abend geschah menschlich betrachtet etwas Schreckliches: Pater Domenico wurde von einem kleinen FIAT 500 angefahren und verstarb am 17. September 1978 in einem Turiner Krankenhaus. Er hat sein Leben für die Entdeckung hingegeben, dass das Antlitz von Turin und das von Manoppello zusammengehören, wie der Tod Christi und dessen Auferstehung.  

Der Mensch kann oft nur trennen. Es gibt wenige, die auch vereinen können. Jesus Christus einte die Juden und die Heiden mit seinem Sterben und Auferstehen. Pater Domenico die Tücher vom Tod und der Auferstehung des Herrn in seiner Hingabe für die Wahrheit, dass sie zusammengehören. 

Kurz nach seinem Tod, im Oktober 1978, begann die erste große wissenschaftliche Untersuchung des Turiner Grabtuchs und in Manoppello schrieb Renzo Allegri genau in jenen Tagen seinen ersten Artikel über das Volto Santo. Es war der erste Bericht, mit dem das Volto Santo über die Grenzen Italiens bekannt wurde und in dem Allegri öffentlich machte, was Pater Domenico da Cese als erster erkannt und verkündet hatte: Das Leintuch von Turin zeigt den gekreuzigten und toten Herrn und der Schleier von Manoppello das Antlitz des Auferstehenden, wie wir es im "Mysterium des Glaubens" jeden Tag neu in jeder heiligen Messe rund um den Erdball bekennen: "Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und Deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit!"

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