Der Ukraine-Krieg erinnert an "geistlichen Kampf" gegen Sünde, sagt Erzbischof aus Kiew

Eine in die Flagge der Ukraine gehüllte Frau steht vor den Trümmern eines zerstören Gebäudes.
Viacheslav Boiko/Shutterstock.

Der Krieg in der Ukraine ist eine Erinnerung an den unsichtbaren geistlichen Kampf, den Christen jeden Tag gegen die Versuchung der Sünde führen. Das sagte das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche am Mittwoch.

"Dieser Krieg erinnert uns mehr und mehr an die Regeln der unsichtbaren Kriegsführung, des geistlichen Kampfes, den jeder Christ mit dem Teufel, dem Bösen und seinen Dienern führt", sagte Erzbischof Swiatoslaw Schewtschuk in einer am 30. März veröffentlichten Videobotschaft.

"Heute möchte ich an eine weitere Regel dieses geistlichen Kampfes erinnern", sagte er. "Das Böse versteckt sich immer in der Dunkelheit. Wenn der Teufel und die bösen Taten ans Licht gebracht werden, wenn sie entlarvt werden, dann verliert der Teufel sofort an Kraft. Er wird im Licht vernichtet."

Schewtschuk, der in der ukrainischen Hauptstadt Kiew lebt, sagte, dass das Licht der Wahrheit Gottes den Teufel schwächt und entwaffnet.

"Wenn wir also unsere Sünden, unsere Fehler verbergen oder verheimlichen, werden sie stärker, sie beherrschen uns. Wenn wir sie aber ans Licht bringen, zur Beichte gehen, uns selbst gegenüber wahrheitsgemäß über sie sprechen und unser Herz einem geistlichen Vater öffnen, ist es, als ob wir den Teufel ans Licht bringen und ihm seine Macht nehmen", sagte er.

Der 51-jährige Großerzbischof dankte den Menschen, die in den Massenmedien und in der Kommunikation arbeiten, "die die Wahrheit sagen, auch wenn sie dafür ihr eigenes Leben riskieren".

"Sie erzählen die Wahrheit über das Leid und den Schmerz der Ukraine", sagte er und stellte fest, dass in Russland Wörter wie "Krieg" in den Medien verboten sind.

"Ich danke all jenen, die den Mut haben, die Wahrheit zu sagen, die die Wahrheit über die Ukraine nicht nur hören, sondern in die Welt tragen und damit den Teufel demaskieren, ans Licht bringen, ihn entwaffnen. Und das gibt uns die Kraft, zu siegen", sagte Schewtschuk.

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Erzbischof Swiatoslaw Schewtschuk spricht am 30. März 2022 in seiner Videobotschaft. (facebook.com/head.ugcc)

Das ukrainische griechisch-katholische Oberhaupt sagte, man könne sich an den Sünden anderer Menschen mitschuldig machen, indem man zur Sünde schweigt oder sie lobt.

"Heute möchte ich Sie alle dazu auffordern, sich nicht an den Sünden anderer zu beteiligen. Machen Sie sich nicht durch Ihr Schweigen oder Ihre Angst, die Wahrheit zu sagen, mitschuldig an den Verbrechen, die in der Ukraine geschehen", sagte er.

"Bringt den Teufel ans Licht und wir werden ihn überwinden", fügte er hinzu. "Denn wir spüren, dass Gottes Licht die Herzen der Ukrainer heute erhellt. Und die Wahrheit, für die wir leben und sterben, ist der Inhalt unserer Stärke und Widerstandsfähigkeit und wird der Schlüssel zum Sieg der Ukraine sein."

In seiner Videobotschaft vom 31. März sagte Schewtschuk über die Widerstandsfähigkeit des ukrainischen Volkes, während der Konflikt in seine sechste Woche geht.

Er sagte, die Fähigkeit der Menschen, zu überleben, habe eine geistige Ebene, die von moralischem Kampf geprägt sei.

"Wir wissen sehr gut, dass jeder Christ durch die Kraft des heiligen Geheimnisses der Taufe bereits zum Kampf, zum Kampf gegen das Böse, berufen ist", sagte er.

Der Prälat zitierte Epheser 6,12 und fügte hinzu: "Der Apostel Paulus sagt: 'Wir kämpfen nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser gegenwärtigen Finsternis, gegen die geistigen Heerscharen der Bosheit in den himmlischen Örtern.'"

Schewtschuk betonte dass es in der ostchristlichen Tradition Beispiele für diese asketische Haltung bei Mönchen gibt, ebenso wie bei "Styliten", die auf Säulen lebten, und "Kalybiten", die in Hütten wohnten.

"Sie standen trotz Kälte oder Hitze, Regen oder Schnee buchstäblich auf, und indem sie auch geistlich aufgestanden sind, vor Gott standen – so haben sie den Teufel besiegt", sagte er. "Ihr Beispiel ist sehr wichtig für uns, für uns in der Ukraine heute."

Geistliches "Aufstehen" bedeute die Stärke des Geistes, erklärte er, "nicht wie eine Wetterfahne zu sein, die ihre moralische und geistige Haltung je nach bestimmten Vorteilen oder sozialen und politischen Winden ändert."

Eine Kritik, die an Bedenken mehrerer BischofskonferenzenKardinäle und Theologen erinnert, aber für den im Krieg ausharrenden Kiewer Katholiken indessen ganz konkret um das Gebet und die Unterstützung inmitten der russischen Invasion geht: "Ich rufe die ganze Welt auf, aufzustehen", forderte der Großerzbischof. "Steht auf angesichts der Angriffe des Bösen. Aufzustehen angesichts der Angriffe der Falschheit. Denn jeder Krieg wird von einer großen Lüge begleitet. Ich rufe alle auf, an der Seite der Ukraine zu stehen."

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Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur.