Dies ist Teil 2 der Überlegungen zu der Podiumsdiskussion in der Genfer Bibliothek der Vereinten Nationen über den Multilateralismus, die vor einigen Wochen stattfand.

HINWEIS: Den ersten Teil lesen und sehen Sie hier.

Ich sprach mit Prof. Dr. Alfred de Zayas, ein katholischer, amerikanischer Rechtsanwalt und Historiker, der seine Meinung zum Thema UN und den Multilateralismus pur und ungetrübt äußerte. 

Chris Peschken, UN-Genf Korrespondent für EWTN: Papst Franziskus sagte: eine unerlässliche Voraussetzung für den Erfolg der multilateralen Diplomatie ist der gute Wille und die gute Gesinnung der Parteien. Ihre Bereitschaft, fair und ehrlich miteinander umzugehen, und ihre Bereitschaft, unvermeidliche, notwendige Kompromisse bei Streitigkeiten zu akzeptieren. Spiegelt dies nun die Realität der heutigen Vereinten Nationen wider?

Prof. Dr. Alfred de Zayas, Katholik, amerikanischer Rechtsanwalt und Historiker, Autor von 9 Büchern, derzeit unabhängiger Experte für die Förderung einer demokratischen und gerechten internationalen Ordnung: "Leider nicht. In den 30 Jahren als Mitarbeiter im Büro des Hochkommissars für Menschenrechte, als unabhängiger Experte für den Menschenrechtsrat, als Präsident einer nichtstaatlichen, großen Organisation, als   Mitglied zahlreicher anderer nichtstaatlichen Organisationen die eng  mit dem Büro der Vereinten Nationen zusammenarbeiten, habe ich so viel Böswilligkeit gesehen, ich habe so viele Lügen gehört, so viel Verfälschung von Begriffen gesehen, dass es meiner Meinung nach sehr schwierig sein wird einen effektiven Multilateralismus zu praktizieren, solange die Menschen immer versuchen, den anderen auszunutzen, und  unnachgiebig sind und jede Art von Kompromiss ablehnen. Und leider sehe ich auch dass viele Medien zu einem Sprachrohr von Regierungsbeamten werden, die gefälschte Nachrichten herausgeben, um gefälschte Diplomatie zu kreieren. Dass also sind einige der Hürden, die wir nehmen müssen. 

Trotz dieser Hürden hat der Multilateralismus eine lange Geschichte. Er ist in erster Linie mit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg verbunden, die eine Blütezeit multilateraler Abkommen war, die hauptsächlich von den Vereinigten Staaten ausgingen. Heute ist für die meisten Staaten ein globaler Multilateralismus und kollektive Zusammenarbeit das einzige Mittel für die erfolgreiche Verwirklichung ihrer außenpolitischen Ziele und ihrer nationalen Interessen.

Die Botschafterin Hala Hameed, Ständige Vertreterin der Republik Malediven bei der UN Genf sagte , dass ihrer Meinung nach der Multilateralismus für die großen und kleinen Länder von großer Bedeutung sei : "Wir glauben dass es dafür gute Gründe gibt: Internationale Zusammenarbeit bringt Frieden für die Sicherheit, eine geregelte Wirtschaft durch die Welt Handelsorganisation, sozialen Fortschritt, der uns besonders am Herzen liegt. Und den Schutz und die Förderung der Menschenrechte, den Erhalt einer kulturellen Vielfalt und Nahrungsmittel Sicherstellung.  All dies sind gute Gründe, die den Multilateralismus gerade für einen kleinen Inselstaat wie unseren so notwendig machen. Nur durch eine internationale Zusammenarbeit werden wir in den multilateralen Foren auch eine Stimme haben."

Im multilateralen Forum der UN Genf bleibt die Anwesenheit des Heiligen Stuhls, vertreten durch den Nuntius erforderlich, und seine diplomatischen Fähigkeiten die er oft dazu nutzt, um mit anderen Mitgliedern über Situationen und Themen zu diskutieren, die u.a. für die katholische Kirche von Bedeutung sind.     

Prof. Dr. Alfred de Zayas:" Es ist nicht so einfach, selbst für den Nuntius und selbst freundschaftlich den Status Quo zu ändern. Denn selbst auch wenn er einen Botschafter überredet, und der Botschafter ihm sogar zustimmt "Ja Du hast Recht.  Also was willst du? Was soll ich deiner Meinung nach tun? Ich habe befolge nur Anweisungen von meinem Chef" ... und genau das hat das multilaterale System weniger wirkungsvoll gemacht.

Alles in Allem aber ist er etwas, was Ihrer Meinung nach, Ihrer Bewertung zufolge notwendig ist, es gibt keinen vergleichbaren Ersatz dafür, richtig?

Prof. Dr. Alfred de Zayas: Richtig. Wir können es uns nicht leisten, kleine bilaterale Abkommen zwischen den Reichen zu haben, um die Armen auszubeuten. Und Dank an die nichtstaatlichen Organisationen, die manchmal den Mut haben, den Regierungen zu sagen, dass sie sich irren." 

Michael Møller, Generaldirektor, Vereinte Nationen in Genf erinnerte an Worte des verstorbenen Generalsekretärs Kofi Annan: " ...der es wiederholt sagte 'dass wir gesehen haben wenn es darum geht, die Armut zu bekämpfen,  die Ausbreitung von Krankheiten einzudämmen oder unschuldige Leben vor Massenmorden zu retten, wir ohne die Führung der Einflussreichen und das Engagement Aller nicht erfolgreich sein können.'

Die Experten sagten, dass man akzeptieren müsse, dass der Multilateralismus nicht perfekt sei, jedoch Alternativen schädlich wären.

Chris Peschken ist UN Genf-Korrespondent für EWTN. Das Thema wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins 'Vatikano'. Weitere Informationen: www.peschken.media

Das könnte Sie auch interessieren:

Hinweis: Blogposts und andere Meinungsbeiträge spiegeln die Ansichten der jeweiligen Autoren wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch.