Musik gibt es eigentlich zu allen Gelegenheiten, seien sie traurig, fröhlich, geprägt von Herzschmerz oder überlaufender Lebensfreude. Musik kann unsere Stimmung nicht nur ausdrücken, sondern auch Einfluss auf unsere Emotionen nehmen.

Besonders bei Kindern beobachte ich immer wieder, dass die Musik aus dem Radio während des Kochens oft reicht, um das hungrige, müde Mittagstief umzukehren in begeisterte Freude am Tanzen. Unsere Jüngste schaut mich dann immer mit leuchtenden Augen begeistert an, sie beginnt im Takt der Musik zu wippen und ihre Arme rhythmisch zu schwingen.

Die Mittlere hat als Baby sehr empfindsam auf Musik reagiert. Klassik und getragene Lieder haben sie schon mit wenigen Wochen zu Tränen gerührt, später hat sie dann die Musik ausschalten wollen, wenn es zu traurig wurde, weil sie die Emotionen nicht ertragen konnte. Auch heute kommen ihr bei manchen Liedern noch die Tränen, die Gefühle, die sie dann bewegen kann sie nun aber besser kommunizieren.

Hunger und Wartezeit überbrücken, Lust auf Tanzen, Müdigkeit vergessen, Tränen der Rührung…ein buntes Potpourri an Gefühlen, die allesamt von Musik ausgelöst werden.

Auch in der Kirche bedient sich die Liturgie der Kraft der Musik. Das große "Großer Gott wir loben dich" mit allen Strophen, vom Organisten musikalisch dramaturgisch gut umgesetzt, kann einem Tränen der Ergriffenheit in die Augen steigen lassen. Das "Segne du Maria" vom Kinderchor mit glockenklarer Stimme vorgetragen, ruft besonders bei älteren Menschen viele Emotionen und Erinnerungen an Früher hervor. Ebenso können Mitmachlieder wie "Laudato si" oder "Wir feiern heut ein Fest" die Freude an der Liebe Gottes, an der Feier des Gottesdienstes und die Liebe zur Schöpfung zum Ausdruck bringen. Einige Lieder haben im Verlauf des Kirchenjahres auch rituellen Charakter. "Wenn die das Lied heut nicht spielen, ist nicht richtig Weihnachten…!" sagte meine Mutter oft, wenn sie an Weihnachten mit der Erwartung in die Kirche ging das "Stille Nacht, heilige Nacht" mit allen gemeinsam zu schmettern.

Klassische rituelle Gesänge, die meditativen Charakter haben, sind die Lieder aus Taizé sowie die Gesänge während der Stundengebete im Kloster. Ohne darüber nachzudenken, wiederholt man immer wieder die Melodie, singt immer wieder denselben Text und macht sich damit gedanklich komplett frei für das Wort Gottes im Gebet. Selbst wer nicht mitsingt, sondern nur den harmonischen Klängen lauscht, kann sich fallen lassen.

Musik muss man also nicht unbedingt selber machen, das Hören von Musik reicht bereits aus, um einen Einfluss auf uns und unsere Gefühlswelt zu haben. Selber zu musizieren, sei es mit Instrumenten oder durch Gesang, ist aber sicher die höchste Form der Auseinandersetzung mit Musik.

Meine Eltern wollten, dass wir ein Instrument lernen. Auch wenn ich das Üben oft als Überwindung empfunden habe, bin ich heute dankbar, dass ich Klavier spielen kann. Unsere Älteste hat mit vier Jahren begonnen Geige zu spielen. Spielerisch, mit viel Spaß und Leichtigkeit lernt sie das Instrument und kann nun mit knapp 6 Jahren nach Noten spielen. Eine ganz eigene Welt eröffnet sich dadurch für sie, in der sie sich mit Leidenschaft bewegt.

In der Erziehung von Kindern sollte Musik eine große Rolle spielen. Nicht nur durch das Erlernen eines Instrumentes, sondern ebenso durch Sing- und Klatschlieder, durch Mitmachlieder, durch Tanzmusik oder durch die klassischen Beinreiter, die alle Kinder lieben.

Der schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi (1746 - 1827) brachte es mit diesem Zitat aus einem Brief an seinen Weggefährten James Greaves auf den Punkt: "Ich brauche sie nicht daran zu erinnern, wie wichtig die Musik ist, weil sie die höchsten Gefühle, deren der Mensch fähig ist, zu erzeugen und zu unterstützen vermag."

In diesem Sinne: Lobet und preiset ihr Völker den Herrn!

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