Im Auftrag des Kölner Erzbischofs Kardinal Rainer Maria Woelki hat sich Markus Günther, der Kommunikationsdirektor des Erzbistums Köln, an die Frauen-Initiative "Maria 2.0" der Pfarrgemeinde Sankt Matthäus in Düsseldorf gewandt. Das Erzbistum Köln hat diesen Briefes vom 3. Juli 2019 am gestrigen Montag veröffentlicht, CNA Deutsch dokumentiert den vollen Wortlaut :

Sehr geehrte Damen und Herren des Teams Maria 2.0 St. Matthäus,

zunächst will ich Sie herzlich um Entschuldigung bitten: Es tut uns leid, dass Sie nicht viel früher eine Antwort auf Ihr Schreiben vom 2. Juni bekommen haben. Die Verzögerung ist der großen Arbeitsbelastung wie auch der Vielzahl von Zuschriften an den Herrn Kardinal geschuldet, und mir bleibt nichts übrig, als auf Ihr Verständnis und Ihre Nachsicht zu hoffen.

Der Herr Kardinal hat Ihr Schreiben gelesen und, mehr als das, er hat auch Ihr Anliegen, das ihn auch ganz persönlich stark beschäftigt, in verschiedenen Runden thematisiert und zur Diskussion gestellt . Dass er Ihnen nicht persönlich antworten oder kurzfristig für ein Gespräch zur Verfügung stehen kann, werden Sie gewiss verstehen; er hat mich gebeten, Ihnen zu antworten.

Was ich Ihnen vor allen Dingen sagen will, ist, wie sehr Sie mit Ihren Anliegen ins Herz der Zukunftsdebatte treffen, die nicht nur weltkirchlich geführt wird oder die Gremien der Kirche in Deutschland beschäftigt, sondern auch uns im Erzbistum Köln und in besonderer Weise den Erzbischof: Wie können wir die Kirche modernisieren? Wie schaffen wir es, der Institution Kirche eine Form zu geben, in der jede Katholikin und jeder Katholik seine persönliche Berufung leben und sein Charisma einbringen kann? Was muss geschehen, um, wie Papst Franziskus gerade so treffend gesagt hat, den 'Primat der Evangelisierung' wieder in den Blick zu nehmen, um als missionarische Kirche die Botschaft Jesu Christi in die Welt von heute zu tragen?

Mich persönlich – und da kann ich natürlich nur für mich sprechen – beeindruckt, dass unser Erzbischof nicht einfach auf das verweist, was er für die Förderung von Frauen getan hat, also etwa die Besetzung von Schlüsselpositionen im Generalvikariat mit Frauen oder die öffentlich kaum bekannte Tatsache, dass er an die Stelle des traditionellen Priesters als rechte Hand des Erzbischofes eine Frau berufen hat – ich vermute fast, dass dies ein in Deutschland einmaliger Vorgang ist. 

Doch weiß Kardinal Woelki, dass die Enttäuschung vieler Frauen viel tiefer greift und nicht mit dem Hinweis auf strukturelle Verbesserungen abgetan werden kann. Es geht Ihnen ja eben nicht um Macht und Ansprüche, sondern um die Weitergabe des Glaubens, um die Nachfolge Christi im Alltag, um die Berufung, die das Zweite Vatikanische Konzil ja aus gutem Grund nicht nur Klerikern, sondern jeder Christin und jedem Christen zugesprochen hat. Aber was genau heißt das für unsere Kirche?

Weder der Kardinal noch ich können diese Fragen klar und einfach beantworten, ich will Ihnen aber wenigstens sagen, mit wieviel Bewunderung der Kardinal auf Ihr kirchliches Engagement und mit wieviel Respekt er auf Ihre Anliegen schaut. Nun wird Sie diese Antwort und dieser Brief sicher nicht ganz zufriedenstellen, ich hoffe aber doch, dass ich Ihnen wenigstens andeutungsweise zeigen konnte, welches große Gewicht Ihre Anliegen für den Kardinal haben.

Im Auftrag des Kardinals darf ich Sie herzlich grüßen und Sie ermutigen, sich weiter so engagiert für die Sache Jesu einzusetzen.

Im Gebet verbunden und mit besten Wünschen

Dr. Markus Günther

Leiter der Hauptabteilung Medien und Kommunikation

Die Initiative "Maria 2.0" setzt sich nach eigenen Angaben für eine "geschlechtergerechte, menschenfreundliche, wahrhaftige und reformbereite Kirche" ein. Im September hatte eine Kölner Gruppe von "Maria 2.0" mit der "Dom-Umarmung" für Aufsehen gesorgt. Innerkirchlich steht die Bewegung immer wieder in Kritik, bekannt ist vor allem die Bewegung "Maria 1.0 - Maria braucht kein Update", die sich für die Bewahrung der katholischen Lehre einsetzt und einen stärkeren Fokus auf die Neuevangelisierung fordert

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