Die neue Homepage von Mitgliedern des „Synodalen Weges“, die dankenswerterweise der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer unterstützt und fördert, bietet in diesen nicht einfachen und manchmal einfach nur konfusen Zeiten echte Diskussionsbeiträge und eine römisch-katholische Orientierung, die bei lehramts- und romtreuen Katholiken, ob Kleriker oder Weltchristen, für Freude und Dankbarkeit sorgt. Wenn Sie die Webseite noch nicht kennen, schauen Sie genau hin: www.synodale-beitraege.de. Es lohnt sich.

Auch etliche Vordenker des „Synodalen Weges“ waren offenbar überrascht. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Prof. Thomas Söding und Johannes Norpoth sehen in der Initiative offenbar ein missliebiges Störfeuer und verstehen damit, so scheint es, die Besinnung auf die Impulse von Papst Franziskus und die Lehre der Kirche offenbar als etwas, das aus der Zeit gefallen und unangemessen ist. In ihrem Statement ist zu lesen: „Jede Vorlage ist im Forum 1 eingehend beraten, sorgfältig, auch kontrovers diskutiert, aber immer mit überwältigenden Mehrheiten beschlossen worden.“ Die Mehrheitsbeschlüsse hat niemand abgestritten, soweit ich sehe. Aber es wäre neu für die römisch-katholische Kirche, wenn Mehrheiten Wahrheit schaffen sollten. Die Argumente der Minderheit wären im Übrigen vielleicht unter römisch-katholischen Christen, die außersynodal leben, tatsächlich mehrheitsfähig – unter den vom Volk Gottes ausnahmslos nicht gewählten Mandatsträgern des Synodalen Weges mögen sie es vielleicht nicht sein. 

Söding und Norpoth schreiben also kritisch: „Hier sammeln sich einige von denjenigen Mitgliedern, die in der klaren Minderheit sind. Wenn sie als Opposition Einfluss auf den Gang der Beratungen nehmen wollen, dürfen sie allerdings nicht nur mit sich selbst im Gespräch sein, sondern müssen sich in den Entscheidungsprozess konstruktiv einbringen, einschließlich der Beachtung von Fristen, von Redezeiten und Abstimmungsverfahren.“ Das ist zweifellos richtig, aber ein bisschen schulmeisterlich klingt das auch. Zudem geht es, so hoffe ich, auch auf dem „Synodalen Weg“ weder um Redezeiten noch um Abstimmungen, sondern um Gott. Mit anderen Worten: Um das „Lumen gentium“, zumindest dann, wenn man sich am Zweiten Vatikanischen Konzil orientieren möchte. Weiterhin wird behauptet: „Zwar wird die wissenschaftliche Qualität der MHG-Studie, die Bischof Rudolf Voderholzer bei der ersten Synodalversammlung noch in Zweifel gezogen hatte, nun vorausgesetzt (16): Es gibt in der katholischen Kirche keineswegs nur persönliches Versagen, sondern systemische Problemursachen.“ Bischof Dr. Voderholzer gehört zum einen nicht zu den Verfassern dieses alternativen Grundlagentextes, zum anderen erscheint die Ausführung änigmatisch, denn in Abschnitt 16 steht nichts über die MHG-Studie. Zitiert sei also aus den Passagen 15 und 17 des Grundlagentextes über sexuellen Missbrauch: „Die Aufarbeitung der diesbezüglichen Fälle aus den vergangenen Jahrzehnten, die das Leid zahlloser, vor allem minderjähriger Opfer sichtbar werden lässt, ist mit der Vorlage der sog. MHG-Studie und diözesaner Einzelgutachten noch lange nicht abgeschlossen. Schon jetzt wird jedoch erkennbar, dass mit der Absicht, die Kirche als Institution und das Ansehen des priesterlichen Amtes zu schützen, aber auch aufgrund persönlicher Befangenheiten und defizitärer Verwaltungsstrukturen Verbrechen durch Kirchenleitungen vertuscht, klerikale Täter verschont und Opfer mit ihrem Leid nicht ernstgenommen wurden.“ Ich nenne das: Klartext. Weiter ist in Abschnitt 17 dargelegt: „Häufig werden in der aktuellen Debatte um die kirchliche Erneuerung, deren Notwendigkeit durch die Missbrauchskrise offenkundig geworden ist, Positionen vorgebracht, deren Inhalte mit der Aufarbeitung oder Prävention innerkirchlichen Machtmissbrauchs in keinem gesicherten Zusammenhang stehen. So sind die Forderungen nach Einführung der Frauenordination oder der Wunsch nach umfassender Anpassung kirchlicher Strukturen an die Standards moderner Demokratien (vor allem in puncto Gewaltenteilung) ebenso wie Zweifel an der geistlichen Vollmacht des Weiheamts, das Plädoyer für seine konsequente Desakralisierung oder eine tiefgreifende Umgestaltung der kirchlichen Sexualmoral Bestandteile einer Reformagenda, deren Ursprünge weit vor der Missbrauchskrise liegen und mit ihr erst sekundär in Verbindung gebracht worden sind. Eine solche Verquickung der Interessen dient nicht dem ernsten Anliegen, mit dem der Synodale Weg begonnen wurde, und bringt die Gefahr neuer Entzweiungen mit sich, innerhalb der deutschen Kirche ebenso wie in ihrem Verhältnis zum Vatikan und zur Weltkirche. Vor ihnen hat Papst Franziskus die Katholiken in Deutschland ausdrücklich gewarnt. Wenn die Hoffnung geweckt wird, Mehrheitsvoten einer deutschen Synodalversammlung könnten zur Änderung der offiziellen Kirchenlehre und des universalen kanonischen Rechts führen oder zumindest einen deutschen Sonderweg in Fragen der Glaubens- und Sittenlehre legitimieren, droht am Ende eine Potenzierung der kräftezehrenden Frustration, die schon seit Jahrzehnten mit dem Kampf um radikale Reformen in der katholischen Kirche verbunden ist. Der deutsche Synodale Weg wäre gut beraten, solche Enttäuschungen durch Setzung der richtigen Schwerpunkte schon im Voraus zu vermeiden.“ Wer den Missbrauchsskandal ernst nimmt, konzentriert sich auf die konsequente Aufarbeitung und Aufklärung – ein gutes Beispiel hierfür ist etwa auch der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer

Ich bin für die „Synodalen Beiträge“ auf der neuen Homepage sehr dankbar. Wenn das, was auf dem „Synodalen Weg“ mehrheitlich gefordert hat, im Gegensatz zu der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils steht, ist es notwendig, öffentlich Widerspruch zu artikulieren. Gerade Menschen, die für Demokratie in der Kirche werben, könnten das eigentlich gut finden. Söding und Norpoth kommentieren den alternativen Grundlagentext mit Blick auf das Priester- und Bischofsbild kritisch: „Der Ansatz folgt einem Kirchenbild, das zwar das Zweite Vatikanische Konzil für sich reklamiert, aber eine klerikalistische Deutung vertritt und dadurch in erhebliche Schieflage gerät.“ Tatsächlich? Ich lese bei Söding und Norpoth zudem: „Ein Bischof, der das Vertrauen der Menschen verliert, ist ein König ohne Land.“

Der Bischof ist ein Diener des Herrn, der Verkünder des Evangeliums und Nachfolger der Apostel. Er ist niemals ein König – und auch kein Volkstribun. Wir brauchen bloß gute, mutige und romtreue Bischöfe. Zudem frage ich Sie: Folgt der „Synodale Weg“ dem „Lumen gentium“? Sie können sich selbst dazu eine Meinung bilden. Schauen Sie sich die Texte des „Synodalen Weges“ an. Warum finde ich dort keine Verlinkungen zu den Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils oder zur Kongregation für die Glaubenslehre? Warum lese ich in den Materialien so viel, was im Widerspruch zur Lehre der Kirche steht und nach meiner unmaßgeblichen Meinung zudem schlicht konzilswidrig ist? Materialien aus dem Vatikan bietet die neue Homepage „Synodale Beiträge“ reichlich zur Lektüre an. Schauen Sie nach, Sie werden fündig! Schon der heilige Ambrosius wusste: „Ubi Petrus, ibi ecclesia.“

Hinweis: Dieser Gastkommentar – sein Inhalt sowie die darin geäußerten Ansichten – sind kein Beitrag der Redaktion von CNA Deutsch. Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln zudem nur die Ansichten der jeweiligen Autoren wider. Die Redaktion von CNA Deutsch macht sich diese nicht zu eigen.   

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