Ermittlungen gegen zwölf Bischöfe wegen mutmaßlicher Vertuschung von Missbrauch in Mexiko

Bischof
Daniel Ibáñez / ACI Prensa

Der Apostolische Nuntius und Repräsentant von Papst Franziskus in Mexiko, Erzbischof Franco Coppola, hat berichtet, dass bis heute insgesamt gegen zwölf Bischöfe der katholischen Kirche wegen angeblicher Vertuschung von Fällen von sexuellem Missbrauch von Minderjährigen und schutzbedürftigen Erwachsenen im Land ermittelt werde.

Die Ermittlungen, die auf der Grundlage der Normen durchgeführt werden, die Papst Franziskus in den beiden Motu proprios "Come una Madre amorevole" (Wie eine liebevolle Mutter) und "Vos estis lux mundi" (Ihr seid das Licht der Welt) festgelegt hat, befinden sich in verschiedenen Phasen.

Während einige Fälle noch in Mexiko untersucht werden, wurden andere bereits an den Vatikan übergeben.

Papst Franziskus unterzeichnete "Come una Madre amorevole" im Jahr 2016 und stellte darin fest, dass die Nachlässigkeit der Bischöfe im Umgang mit Fällen von sexuellem Missbrauch ihre Absetzung rechtfertigen könne.
Drei Jahre später, im Jahr 2019, veröffentlichte der Heilige Vater "Vos estis lux mundi", in dem festgelegt wird, welche Verfahren und Maßnahmen gegenüber Bischöfen einer jeweiligen Ortskirche zur Anwendung kommen.

In Mexiko gib t es derzeit 19 Kirchenprovinzen, die durch 19 Erzdiözesen verwaltet werden, welche 73 Diözesen und vier vier Territorialprälaturen umfassen.

In einem Interview mit ACI Prensa erklärte der 64-jährige Erzbischof Franco Coppola, 64, "dass - wie das Schreiben 'Wie eine liebende Mutter' vorsieht und wie wir aus anderen Urteilen in Fällen einiger Bischöfe anderer Länder gesehen haben – die kirchliche Sanktion von einer Ermahnung bis hin zu einer Amtsenthebung reichen kann, falls eine Vertuschung festgestellt wird und je nach Art der Vertuschung."

"Mir scheint wichtig, darauf hinzuweisen, dass alle erhaltenen Anzeigen weiterverfolgt werden", betonte er.
Der Apostolische Nuntius in Mexiko unterstrich, dass in der Kirche des Landes "wichtige Schritte unternommen wurden" im Kampf gegen sexuellen Missbrauch durch den Klerus, dass man "aber diesen Weg mit noch größerer Klarheit und Transparenz und in einer Null-Toleranz-Haltung fortsetzen müsse."
"Wir müssen auch anfangen, uns um eine gerechte Wiedergutmachung des Schadens für die Opfer zu kümmern", sagte er.
"Der Weg, das Vertrauen - insbesondere der Opfer, ihres Umfelds und der Nichtkatholiken - zurückzugewinnen, ist noch lang", räumte er ein.
Der Prälat, der am 9. Juli 2016 zum Apostolischen Nuntius in Mexiko ernannt worden war, betonte, dass "die Sensibilität, die Aufmerksamkeit und die Sorgfalt stark gewachsen sind, um zu verhindern, dass diese Verbrechen sich wiederholen."

"In fast allen Diözesen wurde eine Jugendschutzkommission geschaffen, die einerseits Anzeigen entgegennimmt und sich um die Opfer kümmert, andererseits für die Verbreitung der Präventionskultur in kirchlichen Einrichtungen und Strukturen zuständig ist", erklärte er.

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"Auch auf der Ebene der Seminare wird mehr Wert darauf gelegt, sich um die Auswahl bei der Aufnahme und dann um die Vorbereitung der Seminaristen zu kümmern, damit die neuen Priester wahre Hirten nach dem Herzen Jesu sind und keine Menschen mit ungelösten psychoaffektiven Problemen", betonte der Bischof.

Monsignore Coppola erklärte zudem: "Ich kann nicht sagen, dass es keinerlei Probleme mehr gibt, aber ich erkenne, dass große Anstrengungen unternommen wurden, um das zu erlangen, was Papst Franziskus von der gesamten Kirche verlangt."

Dies sei "dem Einfühlungsvermögen vieler Bischöfe und dem Mut der Opfer zu verdanken, die uns durch ihre Anklagen die Notwendigkeit der Reinigung unseres Presbyteriums und unserer Handlungsweise erkennen ließen."
Auf die Frage, was Kleriker zu sexuellem Missbrauch veranlasst, gab der Apostolische Nuntius an, dass er, ohne ein "Spezialist" auf diesem Gebiet zu sein, "den Eindruck habe, dass es beim Missbrauch von Minderjährigen oder schutzbedürftigen Erwachsenen ein ernstes Problem in der Persönlichkeitsentwicklung des Täters gebe, der asymmetrische Beziehungen suche, die deshalb nicht der Liebe, sondern der Macht dienen."

Dieses Problem, betonte er, "kann nicht nur mit gutem Willen oder der Absicht zur Veränderung überwunden werden: Es hat sich gezeigt, dass der Täter, selbst wenn er redlich verspricht, sich zu ändern, am Ende oft rückfällig wird."
Für Bischof Coppola ist es "ein tiefgreifendes psychologisches Problem, das geheilt werden muss und aus diesem Grund ist es mit der Ausübung des priesterlichen Dienstes unvereinbar."

"Andererseits deutet das auch auf ein ungelöstes affektives Problem hin: Wenn unser Herz nicht voll ist und überströmt von der Liebe des Herrn, versucht es sich auf andere Weise zu füllen."

"Das Normalste und Natürlichste ist, es durch eine andere Person, einen Erwachsenen wie mich, zu füllen. Aber es gibt auch ungesunde Wege, das Problem im Alkohol zu ertränken oder auf nicht evangelische Weise Macht auszuüben", fügte er hinzu.

Der Apostolische Nuntius in Mexiko, der seit 2019 persönlich für die Menschen zur Verfügung steht, die Missbrauchsfälle in der Kirche zur Anklage bringen wollen, betonte, dass es ihn "sehr berührt habe, von Spezialisten zu hören, welche zerebralen und psychologischen Schäden die Opfer davontragen, manchmal Jahre lang, wenn nicht ein ganze Leben lang."

Nachdem er beklagt hatte, dass es "besonders in den letzten Jahren eine gewisse Oberflächlichkeit und Unkenntnis der schwerwiegenden und dauerhaften Folgen dieser Missbräuche gebe" erklärte Monsignore Coppola, dass das Erste, was man tun müssen, sei, "unser Volk, alle Seelsorger und alle in der Kirche engagierten Menschen hinsichtlich der besondere Sorge, die Kinder - auch unter diesem Gesichtspunkt – verdienen, zu schulen und zu informieren."

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"Auf der anderen Seite müssen wir uns viel mehr und viel bessere um die menschliche und spirituelle Formung kümmern, um die Formung des Herzens", betonte er. Der Prälat unterstrich, dass wahre Hirten "ein Herz haben müssen, das überfließt vom Herrn und deshalb nicht die Notwendigkeit spürt, Aufmerksamkeit, Zuneigung und Vergnügen durch andere zu ´rauben´."

Ein echter Hirte müsse hingegen "das Bedürfnis verspüren, das, was er empfangen hat, zu teilen und Aufmerksamkeit und Zuneigung schenken. Er soll mit seiner armen Person Jesus selbst gegenwärtig machen, mit seiner Art, die Menschen anzusehen, zu handeln, für die anderen da zu sein und das Leben zu geben und nicht es zu nehmen."

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