Erzbischof Schick wehrt sich: Schwarze Sternsinger sind nicht "rassistisch"

Erzbischof Ludwig Schick
Erzbischof Ludwig Schick
Stefan Krug / Wikimedia (CC BY-SA 3.0)
Weihnachtskrippe
Weihnachtskrippe
Rudolf Gehrig / CNA Deutsch

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat sich gegen den Vorwurf gewehrt, dass die alte Tradition, einen der Sternsinger schwarz zu schminken, "rassistisch" sei. Auf seiner Facebook-Seite schrieb der Oberhirte am gestrigen Mittwoch, dass ein derartiges Verbot des Schwarzschminkens "zumindest ideologisch" sei.

Seit einigen Jahren diskutieren auch innerkirchliche Kreise und Verbände, ob die Darstellung eines schwarzen Sterndeuters rassistisch sei oder viel mehr daran erinnere, dass der christliche Glaube keinen Rassismus kennt. In der Vergangenheit hatte die deutsche Bischofskonferenz betont, dass beispielsweise auch "Krippendarstellungen mit Menschen unterschiedlicher Hautfarbe (...) die Vielfalt der Kirche" widerspiegeln (CNA Deutsch hat berichtet).

Erzbischof Schick: "Das war kein Rassismus"

In seinem gestrigen Facebook-Posting warb Bambergs Erzbischof Ludwig Schick für die Sternsinger-Aktion, bei der alljährlich Spenden gesammelt werden. Diese Aktion sei eine "der besten und schönsten Aktionen in der Kirche: Kinder helfen Kindern und verkünden dabei die universale Liebe Gottes, die unsere Nächstenliebe weltweit herausfordert."

Dann fügte er an, dass er dennoch etwas "los werden" müsse. Der Hirte, der seine Facebook-Seite selbst betreibt, schreibt wörtlich:

"Der MOHR darf nicht mehr sein, weil das angeblich rassistisch ist. Dieses Verbot ist zumindest ideologisch! Als ich selbst vor über 60 Jahren Sternsinger war und vor 48 Jahren als Diakon die Sternsingeraktion organisierte, wurde immer einer gelb angemalt und asiatisch gekleidet, einer weiß und europäisch, einer schwarz und afrikanisch, soweit es möglich war. Uns wurde das so begründet und so habe ich es selbst getan: Der neue Stern kündete den gelbhäutigen, den weißhäutigen und dunkelhäutigen, also allen Menschen Heil und Frieden an; alle Menschen sollten zur Krippe kommen, weil Gott sie alle gleich erachtet unabhängig von ihrer Hautfarbe; wir Kinder sollen uns als gleichwertig und füreinander verantwortlich wissen."

Dies sei jedoch "kein Rassismus" gewesen, fügt Schick an, sondern vielmehr eine "Lehrstunde für Gleichheit und Einheit aller Menschen". Er bedaure, "dass es diese Lehrstunde bei der Sternsingeraktion so anschaulich nicht mehr geben soll".

Die Erwachsenen rief der Bamberger Erzbischof dazu auf, die Sternsinger "gut, real oder digital" zu empfangen und einen Beitrag zur Aktion zu leisten. Mit den Worten "Gesund werden, gesund bleiben ein Kinderrecht weltweit", endet der Facebook-Beitrag.

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Eine alte Tradition 

Die Kirche feiert das Fest der Heiligen Drei Könige am 6. Januar unter dem Namen "Epiphanie", was so viel bedeutet wie "das Aufscheinen Gottes vor allen Völkern". Die Gebeine der Heiligen wurden zunächst in Mailand verehrt, bevor sie im Jahr 1164 nach Köln überführt wurden. Seitdem werden die Reliquien dort im Kölner Dom im goldenen Dreikönigsschrein aufbewahrt und verehrt.

Die Heiligen Drei Könige, die wahlweise auch als "Magier" oder "Weise" bezeichnet werden, werden weltweit verehrt als jene Personen, die nach den Hirten als erstes das neugeborene Jesuskind huldigten.

In der europäischen Tradition werden sie als Caspar, Melchior und Balthasar verehrt, und dazu gehört oft auch ein dunkelhäutiger Melchior.

Die Verehrung der Drei Könige fand auch Eingang in die Krippendarstellungen. Mit dabei: Melchior mit schwarzer Hautfarbe. Was manche daran erinnert, dass die christliche Religion, die einen jüdischen Messias verehrt und auch in Afrika blüht, mit dem Rassismus jeder Art nichts zu tun haben kann und will. Was andere jedoch so stört, dass sie dagegen vorgehen wollen.

Deutsche Bischofskonferenz: "Drei Könige spiegeln Vielfalt der Kirche wieder"

Im Oktober 2020 veröffentliche die deutsche Bischofskonferenz dazu auf Facebook eine Stellungnahme. "Krippendarstellungen mit Menschen unterschiedlicher Hautfarbe spiegeln die Vielfalt der Kirche wieder", heißt es dort.

Die Weihnachtskrippen zeigen eben die "drei Weisen oder Könige", die symbolisch dafür stehen, "dass Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und aus unterschiedlichen Völkern Christus verehren". Ein Sprecher der Bischofskonferenz bekräftigte diese Darstellung:
"Eine Krippe ohne Melchior würde suggerieren, dass Christus nur für weiße Menschen zur Welt gekommen ist. Das wäre grundlegend falsch und würde zu Recht als rassistisch bezeichnet." 
Gleichzeitig schränkte er jedoch ein, dass der gesunde Menschenvorstand natürlich walten sollte: "Wenn die Darstellung dieses Königs jedoch klischeehaft oder diskriminierend ist, sollte sie durch andere Darstellungen ersetzt werden, in denen dunkelhäutige Menschen sich wiedererkennen können." Damit sollte das Thema eigentlich beantwortet sein. Wären da nicht die Aktivisten bestimmter Gremien und Verbände, die linken Parteien nahestehen.

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Sternsinger-Aktion: Brauch hat nichts mit "Blackfacing" zu tun

Eine Funktionärin in Bamberg vom "Bund der deutschen katholischen Jugend" (BDKJ) widersprach letztes Jahr jedoch dieser Auffassung. "Das könnte als rassistisch empfunden werden", behauptete die BDKJ-Diözesanvorsitzende Eva Russwurm gegenüber der "KNA". Die 34-jährige Jugendvertreterin wörtlich: "Es gibt gerade in den USA eine lange und unrühmliche Tradition des Blackfacing. Davon distanzieren wir uns ausdrücklich." 

Als "Blackfacing" wird das Schwarzschminken aus rassistischem Motiv in den USA bezeichnet. Im 19. Jahrhundert hatten vereinzelt weiße US-Ameriakaner dabei auf abwertende Weise Schwarze imitiert, meist auf Jahrmärkten oder im Volkstheater.

Mit den katholischen Sternsingern und uralten christlichen Bräuchen hat es also nichts zu tun. Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" selbst weist den Rassismus-Vorwurf entschieden zurück. Dieser Brauch hat nun mal "nichts mit dem rassistischen 'Blackfacing' zu tun", erklärt das Hilfswerk auf seiner Internetseite. Caspar, Melchior und Balthasar repräsentieren in alter Tradition die drei damals bekannten Erdteile Asien, Afrika und Europa – der schwarze König stehe für Afrika. "Dem lag der positive Gedanke zugrunde, dass Gott für alle Menschen Mensch geworden ist", so das Hilfswerk.

Auf der Internetseite heißt es weiter trotzdem, dass man den Brauch nicht mehr unterstützen will:

"Gleichwohl geht die Gleichsetzung von Hautfarbe und Herkunft heute nicht mehr auf. Wir glauben, dass der ursprüngliche Sinn der Tradition besser deutlich wird, wenn Kinder als Sternsinger so gehen, wie sie eben sind: vielfältig in ihrem Aussehen."

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