Die Mehrheit der deutschen Bischöfe hat sich zu den Themen und Visionen des "Synodalen Weges" auf eine bemerkenswerte Weise frohgemut bekannt – Seite an Seite mit den etablierten Persönlichkeiten des "Zentralkomitees der deutschen Katholiken" und vielen kritischen Christen. Wer denkt und solidarisiert sich mit den ganz normalen Katholiken, die in der Kirche des Herrn und nicht in einem Experimentierlabor neukatholischer Freigeister zu Hause sein möchten? Natürlich denken wir an mutige, klar katholisch denkende Bischöfe, die nicht mit dem provinzkatholischen Mainstream paktieren und für Ideen und Thesen schwärmen, die schon auf der unvergessenen Würzburger Synode von 1971 bis 1975 virulent waren. Papst Franziskus hat an alle deutschen Katholiken appelliert – und an die Priorität der Evangelisierung erinnert. Doch die Vordenker des "Synodalen Weges" scheinen die Unterweisung überhört zu haben und hielten beharrlich an ihren Themen fest. Warum ist kein Forum für das Thema "Evangelisierung" eingerichtet worden? Die Bischöfe hatten ja mehrere Monate lang die Chance dazu, dies festzulegen. 

Kritische Christen freuen sich vielleicht über schneidige Reformvorschläge von prominenten Politikerinnen. Einfach gläubige Katholiken sind dankbar und froh über das klärende Wort aus Rom. Es ist in der erhofften, erwünschten Eindeutigkeit formuliert: "Wie kann eine Teilkirche verbindliche Beschlüsse fassen, wenn die behandelten Themen die Weltkirche betreffen?" Indes, Kardinal Marx hat den Brief am 14. September selbstbewusst erwidert: "Wir hoffen, dass Ergebnisse einer Meinungsbildung in unserem Land auch für die Weltkirche und für andere Bischofskonferenzen im Einzelfall hilfreich sind. Jedenfalls kann ich nicht erkennen, dass und wieso Fragen, zu denen das Lehramt Festlegungen getroffen hat, jeder Debatte entzogen werden sollen, wie Ihre Schreiben suggerieren."

Wuchtige, markante Worte wählte der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz und spricht von "Festlegungen" des Lehramtes, über die es kein Diskussionsverbot geben dürfe. Reden darf jeder über alles. Mancher mag sogar vielleicht zu manchen Themen jeden Tag die Meinung wechseln, auch das ist nicht verboten. Vor allem ist niemand gezwungen, mit der Lehre der Kirche übereinzustimmen – und alle Katholiken sollten, können oder könnten wissen, wohin Abweichungen führen. Wer wollte auf dem "Synodalen Weg" denn "Synodale Irrwege" ausschließen? Wo eigentlich fangen wir binnenkirchlich mit dem Diskurs an? Stehen vielleicht eines Tages Dogmen erst zur Diskussion und dann zur Disposition? Wenn indessen hierzulande "Festlegungen" getroffen würden, die im Widerspruch zum Lehramt der römisch-katholischen Kirche aller Zeiten und Orte und vielleicht konkret im Widerspruch auch zu den Konstitutionen des Zweiten Vatikanischen Konzils stünden, wie wäre ein solcher Weg kirchenrechtlich zu bezeichnen? Nebenbei bemerkt: Wie einladend, wie evangelisierend ist eine unentwegt debattierende Regionalkirche?

Man kann in diesen Tagen nicht genug daran erinnern: Es ist die Berufung jedes Katholiken, des Klerikers wie des Weltchristen, für den Glauben der Kirche einzustehen, der Kirche des Herrn treu zu sein und die Perlen des Glaubens zu schützen und zu hüten. Wir sind zur Heiligkeit berufen – und nicht zur Verkündigung irgendwelcher Privatmeinungen. Wir sind nicht dazu berufen, die Kirche nach unseren Wünschen zu gestalten oder wegen nationaler Befindlichkeiten zu reformieren, sondern uns von der Kirche gestalten zu lassen.  

In dem Schreiben aus Rom wird aus dem Statutenentwurf für den "Synodalen Weg" zitiert. In Artikel 12, 2 wird über weltkirchliche Themen festgesetzt: "Beschlüsse, deren Themen einer gesamtkirchlichen Regelung vorbehalten sind, werden zusätzlich dem Apostolischen Stuhl übermittelt." Der Kommentar hierzu lautet eindeutig und plausibel: "Wie bereits ausgeführt, überschreiten diese Themen die Zuständigkeit einer Teilkirche. Andererseits kann man sich fragen: was bedeutet »übermittelt«? Handelt es sich bloß darum, die Beschlüsse bekanntzumachen oder möchte man damit eine recognitio erreichen, wie von den Dekreten eines Partikularkonzils vorgesehen?" Die römisch-katholische Kirche braucht keine deutschkatholische Vormundschaft, darüber sind sich hoffentlich alle einig. Wenn Kardinal Marx nun nicht von "Beschlüssen", sondern relativierend von "Meinungsbildung" spricht, dann könnten wir den "Synodalen Weg" auch als einen prominent besetzten Debattierklub für regionalkirchliche Strukturfragen und allgemeine Weltkirchenpolitik auffassen, der am Ende dann die Summe aller Meinungen dem Vatikan übermittelt.

Was Papst Franziskus, Kardinal Ouellet und die Mitarbeiter der Kongregation für die Bischöfe sagen, woran Kardinal Woelki und Bischof Voderholzer uns leidenschaftlich erinnern, entspricht auch dem Zeugnis der einfach gläubigen Christen – sie sind nicht borniert und konservativ, sondern einfach nur ganz normal katholisch und von Herzen dankbar für die brüderlichen Worte aus Rom. Weil ich Seine Kirche liebe und immer mehr lieben möchte, freue ich mich über die Post aus dem Vatikan. Vielleicht ergeht es Ihnen, liebe Schwestern und Brüder im Glauben, auch so?

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