Eine lebhafte Debatte über die Eucharistie und den deutschen "Kommunionstreit" führen Christen verschiedener Konfessionen in der Reihe Disputa del Sacramento bei CNA Deutsch. 

Auslöser und Kern der Disputa ist der Austausch zwischen Paul Badde und Jörg Bremer, auf dessen jüngste Replik nun Paul Badde antwortet. 

Paul Badde (Foto: privat)

Schön, lieber Jörg, dass Du mich an das Coenaculum auf dem Zionsberg erinnerst als Herzkammer unserer gemeinsamen Erinnerung und mich einlädst, wieder mal im Evangelium zu lesen. 

Und auch schön, dass Du an Judas erinnerst, der von Jesus ja mit beauftragt wurde, zu seinem Gedächtnis das Brot zu brechen und in den Leib und das Blut unseres Herrn zu verwandeln. Er hat es dann nur leider nicht getan und sich stattdessen aufgehängt. 

Wäre es anders gekommen, hätte natürlich auch der Verräter am Anfang der Apostolischen Sukzession gestanden und nach der Auferstehung und Himmelfahrt Christi gültige Sakramente spenden können. Ebenso wie Petrus, der sich nach dem Verrat des Judas doch auch noch mit Flüchen und der Aussage hervorgetan hat: "Ich kenne diesen Menschen nicht!" Nicht nur das letzte Abendmahl und der Opfertod Christi, sondern auch Verrat und Verleugnung stehen nach dem Zeugnis der Schrift also am Anfang unserer christlichen Heilsgeschichte. 

Denn das ist ja das Große an der katholischen Kirche und warum ich mich in ihr so zuhause fühle. Dass sie die Gültigkeit ihrer Sakramente nicht von der Würdigkeit oder gar Sündenfreiheit ihrer Priester abhängig macht, sondern allein von der objektiven göttlichen Gnade mit uns Menschen, die in ihnen ruht (und im Fall des Ehesakraments eben in den Eheleuten, die sich dieses Sakrament gegenseitig spenden). 

Der primäre Spender eines jeden Sakraments ist Christus, der ewige Hohepriester des neuen Bundes selbst. Diese nüchterne Sachlichkeit hat im letzten Jahrhundert aber kein Bischof oder Konzil, sondern vielleicht keiner so gültig wie Graham Greene in seinem Roman "Die Macht und die Herrlichkeit" dargestellt, wo er dramatisch aufzeigt, dass selbst die Eucharistie aus der Hand von Schnapspriestern und gar Schweinepriestern durchaus gültig ist. Die Nachfolge (oder Sukzession) geht zwar jeweils nur von einem Menschen auf einen anderen Menschen über, wird aber von der Priester- und Bischofsweihe weit überboten, da die Weihe dem einzelnen mehr oder weniger sündhaften Menschen Auftrag und Befähigung verleiht, die Sakramente in Vertretung des Herrn selbst zu spenden.

Auch richtige Verbrecher können deshalb gültige Priester sein, wie wir in unserer Zeit leider sehr schmerzhaft erfahren mussten. Das ist kein Votum für das Verbrechen, wohl aber für die Gnadenfülle der Sakramente über der gefallenen und sündigen Natur der Menschen.

In dem Sinn ist es also doch das "Amt", und keine bloße "Erinnerungskette", worüber der Glaube an Christus seit seinem Abschied im Abendmahlssaal an uns gekommen ist. Und zwar  nicht über ein bloßes Weitererzählen, sondern über das konkrete Handauflegen  bei der Priesterweihe, wie es Irenäus von Lyon (130 – 202), dem heutigen Tagesheiligen vor meinem Namenstag, noch von Polykarp von Smyrna erfahren hat, und dieser von dem Apostel Johannes selbst, dem Jünger, den Jesus liebte, wie es in der Schrift heißt. Und dann eben von dieser ersten und zweiten und dritten Generation von Priestern, bis auf jeden heutigen katholischen Priester weltweit. 

Um nun aber noch einmal – brav evangelisch – im Evangelium selbst nachzulesen, finde ich da nirgends einen Hinweis, dass Maria, wie Du sagst, beim letzten Abendmahl zugegen war (und also mit den Aposteln beauftragt wurde).

Diesen Auftrag hatte sie ja nun auch überhaupt nicht nötig. Mit ihr hatte Gott viel Größeres vor. Sie war doch die Mutter seines Sohnes und stand unter dem Kreuz, als alle Apostel (bis auf Johannes) geflohen waren. Erst nach der Himmelfahrt lesen wir dann, dass die Mutter der Kirche mit den Aposteln bis Pfingsten "einmütig im Gebet im Obergemach" verharrten. 

Schön schließlich, dass Du Dich von Papst Franziskus und anderen katholischen Geistlichen mit zu unserer Messe eingeladen fühlst und kommst. Nun will ich hier nicht päpstlicher sein als der Papst. Aber haben sie Euch auch zum Sakrament der Beichte eingeladen und zur Anbetung des Allerheiligsten? Das wäre ja noch schöner. Herzlich willkommen! 

Doch nun lese ich, dass wir – zeitgleich mit unserer Debatte! – ja von den Ereignissen überholt werden und dass die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gerade in einer Erklärung zu den revolutionären Purzelbäumen der katholischen Kirche meint, dass diese Bewegung doch als sehr unzureichend verstanden werden müsse. Die Schritte gingen einfach, und schon wieder einmal, nicht weit genug, wobei Euch als unseren  Schwestern und Brüdern auch noch einmal die "Zurückhaltung" der reformatorischen Christen im Blick "auf die Tradition der eucharistischen Anbetung" leise mahnend in Erinnerung gerufen wird. 

Was soll ich Dir dazu sagen? Vielleicht dies: Wenn sich die katholische Kirche in Deutschland in ihrer Annäherung an die evangelischen Kirchen zuliebe noch einmal so spalten will, wie jetzt schon die deutsche Bischofskonferenz gespalten ist, bleibe ich hier gern bei der Minderheit, die sich an die Vorgabe des heiligen Vinzenz von Lérins (+ 450) hält, dem wir den Leitsatz verdanken, "in der katholischen Kirche mit größter Sorgfalt dafür zu sorgen, dass wir halten, was überall, was immer und von allen geglaubt wurde." Das sei wirklich und wahrhaft katholisch. 

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Denn katholisch möchte ich auch in dieser Entwicklung doch bleiben, lieber Jörg, mit unseren sieben Sakramenten, mit meinem Namenspatron und Namenstag, dem Weihwasser, dem Weihrauch und so weiter und so fort, so wie Du evangelisch bleiben willst, und da wirst Du mich wohl verstehen. Wir wollen doch nicht zu jener dritten und neuen Misch-Konfession konvertieren, die zum Ausgangspunkt unserer Debatte geworden ist. 

Mit lieben Grüßen an Deine Christiane, Dein und Euer Paul

Eine Übersicht und weitere Beiträge rund um den "Kommunionstreit" finden Sie hier.  

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