Heiliger Stuhl bei den Vereinten Nationen: Eine "pastorale und spirituelle Diplomatie"

Erzbischof Gallagher bei der Unterzeichnung des UN-Vertrags über Nuklearwaffen.
Ständige Vertretung des Heiligen Stuhls

Eine "pastorale und spirituelle Diplomatie": Das ist die Berufung der Diplomaten des Heiligen Stuhls, betonte Erzbischof Paul Richard Gallagher, in der Rolle des "Außenministers" des Vatikans, der die letzte Woche in New York bei der 72. Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen verbracht hatte.

Das Motto der "Woche der UNO" war in diesem Jahr "Fokus auf die Menschen" und der Heilige Stuhl hat dieses Thema in all seinen Beiträgen hervorgehoben, sowie vor allem auch beim "Side Event" – der Nebenveranstaltung – die von der Abteilung Mission zum Schutz religiöser Minderheiten organisiert worden war.

Die Richtlinien der multilateralen Diplomatie des Heiligen Stuhls kommen jedoch von einer "privateren" Veranstaltung und wurden von Kardinal Pietro Parolin vergangene Woche bei der Vorstellung des Buches von Erzbischof Silvano Maria Tomasi gelobt, der ständiger Beobachter bei der UNO in Genf gewesen war.

Während seines Aufenthaltes in New York traf sich Erzbischof Gallagher sowohl mit Spendern als auch mit Angestellten der Abteilung. Und vor allem den Angestellten hat er das große Potenzial ihrer diplomatischen Arbeit dargelegt.

Der "Außenminister des Vatikans" erklärte, dass "die diplomatische Tätigkeit des Heiligen Stuhls ein Dienst und ein Ziel seien, die in der säkularen Welt von der Kirche und im Namen der Kirche" fortgeführt würden, denn "wenn ihr im Namen des Heiligen Vaters arbeitet, arbeitet ihr auch daran, die Kirche zu repräsentieren."

"Deshalb seid ihr berufen, eine Diplomatie zu praktizieren, die gleichzeitig pastoral und spirituell ist", fügte er hinzu.

"Für viele vermengen sich Spiritualität und Diplomatie nicht und können sogar widersprüchlich klingen. Einige Menschen denken an die Diplomatie als an eine Kunst zynisch zu lügen im Interesse des eigenen Landes oder an eine Reihe eleganter Empfänge mit Kaviar und Champagner."

Aber – so erwidert Gallagher – "vor allem für uns ist die Diplomatie die Kunst des Dialogs, der Begegnung, der Lösungsfindung für gemeinsame Probleme. Das ist die Art der Diplomatie, die der Papst will."

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Eine Diplomatie, die sich um jene "Kultur der Begegnung" herum entwickelt, die der Papst stark betont und die ein Wert ist, der ein "Weg sein muss, der alle Aspekte eurer Arbeit bündelt und eure Mission inspiriert, die Zeichen der Zeit zu beobachten und die Umstände, in denen die Menschheit sich heute befindet, zu analysieren."

Was aber sind diese Umstände? Die Woche der Vereinten Nationen verging mit Diskussionen zu regionalen Situationen wie jener in Zentralafrika und der Unterzeichnung und Bestätigung des Vertrags zum Verbot von Atomwaffen; ein Vertrag, der auch vom Heiligen Stuhl mitbeschlossen wurde, der erstmals bei einer Verhandlung wie ein "Mitgliedstaat" betrachtet wurde.

Im Laufe der Woche arbeitete der Heilige Stuhl an einer Veranstaltung über den Schutz religiöser Minderheiten, die am 22. September stattfand.

"Die Notwendigkeit, sich auf den Schutz religiöser Minderheiten in Kriegs- und Konfliktsituationen zu konzentrieren kommt daher, dass die Kriege und Konflikte die Grundlage dafür darstellen, dass religiöse Minderheiten Zielscheibe von Verfolgung sind, wie wir viele Jahren lang in vielen Teilen der Welt gesehen haben, die von Blut getränkt sind", so Erzbischof Gallagher.

Aus diesem Grund hat der Heilige Stuhl örtliche und internationale Gemeinschaften dazu aufgerufen, nicht nur durch die Bereitstellung von materiellen Gütern zu helfen, sondern auch durch Erziehung und interreligiösen Dialog Lösungen für die Ursachen der Konflikten zu finden und so religiöse Überzeugungen auszurotten, die den Terrorismus rechtfertigen.

Es gehe nicht nur darum, die Häuser wieder aufzubauen, was auch ein entscheidender Schritt sei – so Erzbischof Gallagher – sondern es sei auch notwendig, die Gesellschaft neu aufzubauen, indem man die Grundlagen für eine friedliches Zusammenleben schafft.

Der Erzbischof machte ebenso darauf aufmerksam, wie wichtig es sei, dass die Regierungen die Verantwortung dafür übernehmen, den Fluss an Geldern und Waffen zu stoppen, die verwendet werden, um religiöse Gemeinschaften anzugreifen, denn "Gewalttaten zu stoppen, bedeutet nicht nur, den Hass und die Tumore des Herzens zu treffen, die Gewalt verbreiten, sondern auch die Mittel zu entfernen, durch die der Hass diese Gewalt effektiv fortführt."

Am 21. September hatte Erzbischof Gallagher hingegen an einem hochrangigen Treffen zur Syrienkrise teilgenommen. Der Heilige Stuhl hat der Krise in Syrien von jeher große Aufmerksamkeit gewidmet und die erste diplomatische Initiative Papst Franziskus' richtete sich an Syrien, als er einen Tag des Fastens und Gebetes für den Mittleren Osten ausrief.

Ebenso hat der Papst den Nuntius in Syrien, Zenari, zum Kardinal kreiert, um seine Aufmerksamkeit zu bekunden. Auch gibt es viele Initiativen auf diesem Gebiet, wie die "offenen Krankenhäuser" für Hilfsbedürftige.

In seinem Beitrag vor den Vereinten Nationen erneut die Notwendigkeit einer politischen Lösung bekräftigt, denn "eine glaubwürdige Lösung, die von der gesamten internationalen Gemeinschaft vereinbart wurde, ist für einen dauerhaften Frieden wesentlich." Er teilte auch die Zahlen mit, die die Unterstützung des Heiligen Stuhls betreffen: 200 Millionen Dollar humanitäre Hilfe für die mehr als 4,6 Millionen in Syrien, die ohne Ansicht von religiöser oder ethnischer Zugehörigkeit verteilt wurden. Erzbischof Gallagher forderte im Anschluss dazu auf, die Hilfe für die Flüchtlinge in Jordanien, im Libanon, im Irak, in der Türkei und in Ägypten zu vermehren.

Übersetzt aus dem Italienischen von Susanne Finner.

 

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