Kardinal Schönborn: “Der Eiserne Vorhang ist wieder da”

Der Migrationskrise mit Barmherzigkeit begegnen: Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz kritisiert im Vatikan Europas Bischöfe und Welle der "Neonationalismen"

Kardinal Christoph Schönborn bei der Pressekonferenz im Vatikan am 18. Januar 2016
CNA/Daniel Ibanez

“Der Eiserne Vorhang ist wieder da, wenn auch auf andere Art und Weise": Dies sagte der Erzbischof von Wien und Präsident des Weltkongresses zum Jahr der Barmherzigkeit, Kardinal Christoph Schönborn OP, gestern im Rahmen einer Pressekonferenz im Vatikan. 

Erzbischof Rino Fisichella, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung, stellte dabei im Presse-Saal des Vatikans den Europa-Kongress vor, der von 31. März bis 4. April stattfindet. Höhepunkt ist am 3. April, dem "Sonntag der Barmherzigkeit", eine Eucharistiefeier mit Papst Franziskus.

Barmherzigkeit und Migrationskrise

Mit Blick auf die Millionen Migranten und Flüchtlinge, die zur Zeit aus Asien, dem Nahen Osten und Afrika nach Europa wandern, sagte Kardinal Schönborn auf Anfrage eines Journalisten: "Die Kirche kann eine Menge tun, alle Politiker, die Glauben haben, können sehr viel tun." 

Die Herausforderung, welche diese Immigration für Europa darstelle, sei groß, so der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz; doch die Grenzen seien eine Gefahr: ”Sie kehren zurück, die Grenzen, Schranken, Wände: der Eiserne Vorhang ist wieder da, wenn auch auf andere Art und Weise."

Kardinal Schönborn kritisierte damit zwischen den Zeilen die jüngste politische Entwicklung Europas; von den wieder eingeführten Grenzkontrollen in Schweden und Dänemark über den drohenden Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union bis hin zum Aufnahmestopp für muslimische Asylbewerber in der Slowakei nach den Silvesterverbrechen durch muslimische Migranten und Asylbewerber in Köln und anderen europäischen Städten.

Europa erlebe eine “Welle der Neonationalismen”, so Kardinal Schönborn, und kritisierte neben der Politik auch die Rolle der Kirche. "Die europäischen Bischöfe haben es nicht geschafft, ein gemeinsames Wort der Ermutigung zu verlautbaren”, sagte der Dominikanerpater. Der Rat der europäischen Bischofskonferenzen habe es nicht zustande gebracht, die Ursachen des Dramas zu analysieren, sagte Kardinal Schönborn.
Gute Politik sei ein Werk der Barmherzigkeit, dazu gehöre auch der Kampf gegen Korruption, betonte der Dominikaner-Pater zudem.

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