Kirchengeschichtliches Forschungsprojekt zu Papst Pius XII. und Juden gestartet

Papst Pius XII., portraitiert von Luis Fernández-Laguna
Luis Fernández García / Wikimedia (CC BY-SA 3.0)

Das kirchengeschichtliche Forschungsprojekt „Asking the Pope for Help“, das die Bittgesuche von 15.000 jüdischen Menschen aus ganz Europa an Papst Pius XII. und den Vatikan analysieren will, hat am 23. Januar seinen Auftakt genommen. Federführend ist der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf, der sich bereits in der Vergangenheit ausführlich mit Papst Pius XII. und der Zeit des Nationalsozialismus befasst hat.

Wolf erläuterte bei der Vorstellung des Projekts: „Neben dem Ziel, jüdischen Menschen, deren Andenken die Nationalsozialisten auslöschen wollten, wieder eine Stimme zu geben und ihr Schicksal öffentlich sichtbar zu machen, werden wir dank akribischer Auswertung dieser Einzelfälle Rückschlüsse zu übergeordneten Fragestellungen ziehen können, wie etwa: Welche Schreiben wurden dem Papst vorgelegt und welche nicht? In wie vielen Fällen konnte der Heilige Stuhl helfen? Gab es einen Unterschied zwischen getauften und nicht getauften Juden?“

Der Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters sagte in seiner Funktion als Vertreter der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), dass aus den Briefen der Juden die Verzweiflung von Menschen spreche, deren Fluchtwege verbaut seien.

„Sie befinden sich in einer im Wortsinn ausweglosen Lage“, so Peters. „Man spürt förmlich, wie ihr Lebensraum sich immer mehr zusammenzieht. Da sind die Briefe an den Papst die letzte Möglichkeit, die letzte Hoffnung, doch noch dem Tod zu entkommen.“

„Als biographische Zeugnisse können die Bittgesuche aus den Archiven des Vatikans ein wichtiger Teil unserer Erinnerungskultur werden“, erklärte Peters weiter. „Sie werden uns und den kommenden Generationen zumindest eine Ahnung von dem geben, was es für die Einzelnen bedeutete, sozial geächtet und verfolgt zu werden, was es bedeutete, um das Leben von Familienangehörigen und von engen Freunden zu bangen und mit dem Wissen um ihre Ermordung weiterzuleben.“

Das Forschungsprojekt „Asking the Pope for Help“ ist auf zehn Jahre angelegt und bedient sich der vatikanischen Archive zu Papst Pius XII., die erst im Jahr 2020 geöffnet wurden.

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