Kirchenkrise: Erzdiözese von Santiago reagiert auf Vorwürfe eines Missbrauchsopfers

Die "Catedral Metropolitana de Santiago"
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Die Erzdiözese Santiago hat auf schwere Vorwürfe reagiert, die ein Opfer eines wegen sexuellen Missbrauchs Erwachsener verurteilten Priesters gegen Kardinal Ricardo Ezzati erhoben hat. Der Erzbischof von Santiago soll versucht haben, ihn mit Schweigegeld davon abzuhalten, seinen Missbrauch zu melden.

Der Täter, Pfarrer Tito Rivera, wurde im August 2018 für schuldig befunden, junge Männer sexuell genötigt und missbraucht zu haben.

Ein Opfer des Priesters, Daniel Rojas, hat ausgesagt, dass er dem Erzbischof von Santiago von dem Angriff erzählt habe. Ezzati habe ihm jedoch Geld gegeben und gebeten, den Vorfall nicht zu melden. Nachdem der Betroffene diesen Vorwurf im staatlichen Fernsehen wiederholt hat, reagierte die Erzdiözese Santiago am 5. März mit einer Stellungnahme.

Rivera missbrauchte im Jahr 2015 den damals etwa 40 Jahre alten Rojas in einem Raum der Kathedrale von Santiago.

Berichten zufolge wurden im Verlauf eines Verfahrens der chilenischen Justizbehörden gegen den Priester Fotos und Videos als Beweise gezeigt, auf denen Rivera dabei zu sehen ist, wie er weitere junge Männer sexuell nötigt und missbraucht.

Daniel Rojas sagt, er habe Kardinal Ezzati von dem Angriff erzählt. Der Erzbischof habe ihn gebten, für den Täter zu beten, zudem 30.000 Pesos – rund 40 Euro – gegeben und ersucht, das Geschehene niemandem zu erzählen.

Die Erzdiözese Santiago teilte nun mit, im August 2011 einen Vorwurf sexuellen Missbrauchs eines Minderjährigen gegen Tito Rivera erhalten zu haben. Bei der Prüfung des Falles habe man damals aber die Person "nicht kontaktieren können", welche den Vorwurf elektronisch erhoben hatte.

Eine weitere Beschwerde ging im März 2015 bei der Missbrauchsstelle ein: Rivera wurde beschuldigt, einen Erwachsenen sexuell missbraucht zu haben. Der Fall sei geprüft worden und Maßnahmen gegen Rivera eingeleitet worden, darunter die zeitweise Entfernung aus dem Dienst als Seelsorger.

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Neben den Vorwürfen sexueller Gewalt wird der Priester beschuldigt, sakrale Gegenstände entwendet zu haben.

Im August 2015 sei auch die Apostolische Nuntiatur über den Fall informiert und die Glaubenskongregation in die Ermittlungen eingeschaltet worden.

Das Ermittlungsverfahren wurde im November 2016 abgeschlossen, was zu dem Strafverfahren führte, das mit einer Verurteilung am 16. August 2018 abgeschlossen wurde.

Der Priester wurde für "schuldig befunden, Verbrechen gegen das Sechste Gebot des Dekalogs begangen zu haben, die im Laufe der Zeit fortgesetzt wurden und Skandale mit Erwachsenen mit sich brachten, wie in Kanon 1395§1 des CIC festgelegt", so die Erzdiözese.

Rivera wurde für zehn Jahre vom öffentlichen Dienst als Priester suspendiert, und darf die heilige Messe nur privat feiern, "und in Begleitung einer Person, die über 50 Jahre alt ist".

Außerdem wurde ihm untersagt, "sich mit jungen Menschen zu treffen oder mit ihnen in Kontakt zu pflegen".

Wenn der schuldige Priester nach Ablauf der zehn Jahre die Maßnahmen nicht einhält, riskiert er, "für einen längeren Zeitraum suspendiert zu werden".

Bischof Luis Fernando Ramos Perez, Weihbischof von Santiago und Generalsekretär der chilenischen Bischofskonferenz, hat Riveras sexuelle Verbrechen als "widerwärtig, unannehmbar und schrecklich" bezeichnet: "Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist, wie es dazu kommen konnte, dass ein Priester diese verübt".

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Kardinal Ezzati wurde in der Vergangenheit bereits beschuldigt, an der Vertuschung der Verbrechen anderer Priester beteiligt gewesen zu sein, darunter Fernando Karadima und Oscar Munoz Toledo.

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