Laufende Ermittlungen: Jesuiten fordern Pater Rupnik auf, Rom nicht zu verlassen

Pater Marko Rupnik, SJ
Screenshot / YouTube

Angesichts der wachsenden Zahl mutmaßlicher Opfer des Jesuitenpaters Mark Rupnik, die sich an die Öffentlichkeit wenden, hat der Orden der Jesuiten den bekannten Geistlichen aufgefordert, Rom nicht zu verlassen.

Dabei ist unklar, wo sich Pater Rupnik derzeit wirklich aufhält.  

Dem aus Slowenien stammenden Rupnik wird vorgeworfen, Frauen aus einer Ordensgemeinschaft, mit der er früher verbunden war, sexuell, geistlich und psychisch missbraucht zu haben.

Das berichten ACI Prensa und CNA, die Partneragenturen von CNA Deutsch in spanischer und englischer Sprache.

Pater Johan Verschueren, SJ, bestätigte gegenüber ACI Prensa, dass Rupnik die Region Lazio nicht verlassen soll. 

Verschueren leitet die internationalen Häuser der Jesuiten. Es ist nach wie vor unklar, ob Verschueren oder der Generalobere der Jesuiten, Pater Arturo Sosa, der direkte Vorgesetzte Rupniks ist.

Die meisten der mutmaßlichen Straftaten Rupniks sollen in den 1980er und 1990er Jahren verübt worden sein. 

Die zuständige Behörde des Vatikans hatte Ermittlungen gegn den Priester wegen Verjährung im Oktober 2022 eingestellt, obwohl in solchen Fällen eine Verjährungsfrist in der Regel ausgesetzt wird. 

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Die Tatsache, dass sowohl der Kopf der zuständigen Behörde wie auch Papst Franziskus Ordensbrüder des verdächtigten Jesuiten sind, hatte in den Sozialen Medien für scharfe Kritik gesorgt.

In seiner E-Mail an ACI Prensa sagte Verschueren, er habe den 68-jährigen Rupnik gebeten, im Raum Lazio zu bleiben, "um für einige laufende Voruntersuchungen zur Verfügung zu stehen", die sich auf neue Informationen und neue Vorwürfe beziehen, die die Jesuiten erhalten hätten.

Wo ist Pater Rupnik?

Mitte Dezember ließen die Jesuiten mitteilen, man habe einige Monate zuvor ein Team gebildet, das sich mit Missbrauchsfragen befassen sollte. Sie forderten die Opfer des Priesters auf, Missbrauchsfälle zu melden.

Anfang Januar berichtete die Nachrichtenseite The Daily Compass, dass Rupnik in einem Kloster lebte.

Auf die Frage am 23. Januar, wo sich Rupnik aufhalte und ob es möglich sei, dass er außerhalb Italiens lebe, sagte Verschueren, dies "würde mich sehr überraschen".

Verschueren sagte, die Jesuiten könnten im Februar weitere Informationen über die neuen Ermittlungen gegen Rupnik veröffentlichen.

Die ersten Beschwerden gegen Rupnik wurden Anfang  Dezember weltweit bekannt, nachdem italienische Webseiten Berichte veröffentlicht hatten, wonach Rupnik geweihte Frauen der Loyola-Gemeinschaft erst "gegroomt" und dann systematisch sexuell missbraucht hatte.

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In einer Erklärung vom 2. Dezember 2022 teilten die Jesuiten mit, dass der Orden Rupnik wegen einer im Jahr 2021 eingegangenen Beschwerde mit Sanktionen belegt habe.

Später bestätigten die Jesuiten, dass Rupnik "latae sententiae" exkommuniziert worden war, weil er eine Frau in der Beichte von einer Sünde gegen das Sechste Gebot freigesprochen hatte.

Die Exkommunikation des Jesuiten wurde jedoch vom Vatikan im Mai 2020 aufgehoben: Noch im selben Monat, in dem sie offiziell geworden war.

In den fast zwei Monaten seither wurden unter Pseudonymen immer wieder Berichte über angeblichen Missbrauch durch Rupnik mit damals jungen Frauen unter seiner geistlichen Führung veröffentlicht.

Die italienische Zeitung Il Domani veröffentlichte am Montag ein Interview mit einem weiteren mutmaßlichen Opfer Rupniks, das angibt, von dem Priester unter Druck gesetzt worden zu sein, der Loyola-Gemeinschaft im Alter von 23 Jahren beizutreten.

Die Frau erzählte Einzelheiten über die sexuellen Handlungen, denen Rupnik sie über mehrere Jahre hinweg unterworfen habe, sowie über die spirituelle Manipulation und das Grooming-Verhalten, das bereits in ihrer Teenagerzeit begann.

Zur Zeit des Missbrauchs durch den Jesuiten sei sie Anfang 20 gewesen.

Die Frau erklärte auch, dass Rupnik im Jahr 1988 versuchte, sie für sexuelle Handlungen mit ihm und einer zweiten Frau zu gefügig zu machen.

Als sie sich dessen zu sehr schämte, und der Pater somit nicht zum Zug kam, habe Rupnik plötzlich sein Verhalten ihr gegenüber verändert: Er "begann, mich sehr schlecht zu behandeln: Ich wurde ausgebeutet, ignoriert und in der Gemeinschaft an den Rand gedrängt", so die Frau.

Sie sagte, sie habe die Gemeinschaft im Alter von 35 Jahren verlassen.

Pater Rupnik ist innerkirchlich seit Jahren unter anderem als Künstler und Anbieter von Exerzitien bekannt, der auch 2020 die Fastenpredigt für Papst Franziskus und die römische Kurie halten durfte. 

Rupnik war auch der Schöpfer des offiziellen Bildes des Weltfamilientreffens im Jahr 2022 und entwirft seit über 30 Jahren Mosaikkunstwerke für Kapellen, Kirchen und Heiligtümer in der ganzen Welt — auch in Rom.

Hannah Brockhaus und Almudena Martínez-Bordiú trugen zur Berichterstattung bei.