Mitten in der Omikron-Welle der Corona-Pandemie hat das Synodalpräsidium Bemerkenswertes verfügt und erneut ein höchst spezielles Demokratieverständnis offenbart. Es geht um die sogenannte „Gender-Schreibweise“. Der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer weist in einem öffentlichen Brief dankenswerterweise darauf hin: „Das Protokoll der zweiten Synodalversammlung hält fest: „Die Moderation erklärt, dass das Präsidium bezüglich der Gender-Schreibweise einen Vorschlag erarbeiten wird, der in der nächsten Synodalversammlung besprochen werden könne.“ (Protokoll der zweiten Synodalversammlung, Abschnitt 5.1, Seite 26)"

Der Brief fährt fort: "Am 3. Januar 2022 wurde vom Präsidium die Einladung und Tagesordnung zur dritten Synodalversammlung verschickt. Den angekündigten Tagesordnungspunkt sucht man vergeblich. In der Einladung wird darauf hingewiesen, dass das Erweiterte Präsidium – gegen den Wunsch der zweiten Synodalversammlung – beschlossen habe, die Debatte über die Gender-Schreibweise erst in der vierten Synodalversammlung zu führen. Begründet wird dies damit, dass erst dann die Beratungen über einen Handlungstext des Synodalforums IV über trans- und intersexuelle Personen stattfinden. Aus Sicht des Erweiterten Präsidiums kann die Synodalversammlung erst sinnvoll über die Gender-Schreibweise diskutieren, wenn das Synodalforum IV diesen Handlungstext vorgelegt hat.“

Immer wieder hören wir, dass prominente deutsche Katholiken sich für mehr Demokratie in der Kirche aussprechen. Immer wieder müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass offenbar dieses Demokratieverständnis sehr besonders ist. Was mag das Synodalpräsidium darunter verstehen? Bischof Voderholzer hat gegen diese Weisung vernünftig argumentziert und begründet Widerspruch eingelegt: „Aus meiner Sicht ist diese Begründung nicht stichhaltig. Die Debatte über die Gender-Schreibweise wird schon seit Jahren in der Öffentlichkeit geführt. Wissenschaftliche Beiträge hierzu findet jeder in ausreichender Zahl. Um diese Debatte sinnvoll führen zu können, ist die Synodalversammlung nicht auf einen Beschluss des Synodalforums IV angewiesen. Ich protestiere gegen diese Vorgehensweise. Wieder einmal setzt sich das Präsidium / Erweiterte Präsidium über einen Wunsch der Mitglieder der Synodalversammlung hinweg.“

Bischof Voderholzers Widerspruch ist begründet und nachvollziehbar, die Vertagung der Debatte durch das Synodalpräsidium mag andere Gründe haben. Michel Foucaults Begriff „Pastoralmacht“ wird oft zitiert und beschworen. Vielleicht sollte heute über den Begriff „Synodalmacht“ ernsthaft nachgedacht werden.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Autoren wider. CNA Deutsch macht sich diese nicht zu eigen.

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