Er ist und bleibt eine außergewöhnliche Gestalt der Kirche: Ein faszinierender Seelsorger, ein mutiger Reformer und ein vorbildlicher Geistlicher.

Als am 8. März 1833 Bischof Georg Michael Wittmann heimgerufen wurde, starb er im Rufe der Heiligkeit. Sein Seligsprechungsverfahren ist in Rom auf gutem Wege. An seinem Grab im Regensburger Dom zeugen immer wieder Blumen und Beter davon, dass dieser fast schon unglaublich belesene, bescheidene, kluge und den Menschen zugewandte Hirte für viele ein Hoffnungsträger war und bleibt. Georg Michael Wittmann, der 1760 im oberpfälzischen Finkenhammer bei Pleystein geborene und zum Nachfolger von Johann Michael Sailer als Bischof von Regensburg ernannte Kirchenmann, hatte die Gabe, eine unbestechliche Konsequenz im Wissen um die Lehre der Kirche mit einer ebenso selbstverständlichen Barmherzigkeit in der Pastoral zu verbinden.

In einer verwirrenden Zeit der Aufklärung und des Kampfes gegen kirchliche Pfründe behielt er klaren Kopf. Die Gedanken der Aufklärer und der damals modernen Philosophen studierte er aufmerksam. Er wusste, worüber er diskutierte, auch und gerade, wenn er sich den Widerspruch zu falschen Vorstellungen, auch innerhalb der damaligen Kirche, leistete. Wittmann forderte und förderte Bildung, gerade für junge Mädchen. Ohne ihn wäre der Orden der Schulschwestern in Regensburg nicht entstanden. Er forderte aber auch und gerade von den damaligen Priesteramtskandidaten eine konsequente Bildung in Theologie und Philosophie. Vor allem aber lag ihm daran, dass es möglichst viele heiligmäßige Priester gebe – erst recht in Zeiten gesellschaftlicher Irritationen und des Unverständnisses von dem, was Kirche Jesu Christi wirklich und letztlich bedeutet. Er selbst zeichnete sich durch eine für viele unmögliche Bescheidenheit und Demut aus.

Freilich bedeutete für ihn Demut die Bereitschaft zum Dienst und zum Mut zum Bekenntnis, und nicht ein falsches Sich-Zurückhalten oder eine die Wahrheit verleugnende missverstandene Toleranz. Von sich selbst verlangte er ein Leben lang das, was er den künftigen Priestern vorlebte: Absolute Disziplin, damit vor allem das Gebet die Struktur des Tages bestimmen kann und zum selbstlosen Einsatz für die Menschen befreit. So beschreibt ihn der Publizist Martin Lohmann, dessen neues Buch bei Pustet über Wittmann am 16. März in Regensburg vorgestellt wird. Dort kann man unter anderem lesen: Wittmann wandte sich den „Herausforderungen der damals krisengeschüttelten Zeit in Kirche und Gesellschaft unerschrocken zu und nahm sie mit Geist und Herz an.“

 

Der Theologe und Historiker Martin Lohmann hat sich intensiv mit dem Regensburger Bischof befasst und verweist darauf, dass dieser „Apostel Regensburgs” gerade heute und angesichts der die Kirche und ihre Glaubwürdigkeit erschütternden Skandale mit seiner Botschaft topaktuell und wegweisend ist: „Wittmann wurde zu einem unbestrittenen Menschen der Tat, weil er ein unbeirrter Mann des Gebetes war. Sein Priesterbild ist aus heutiger Sicht alles andere als überholt. Wer sich zum Beispiel die Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils anschaut, könnte fast den Eindruck haben, dass auch ein Wittmann zu den Einflussgebern der Kirchenversammlung gehörte.” Wittmann wurde schließlich zum Wegbereiter einer damals ganz neuen, tiefgläubigen und faszinierenden Priestergeneration.

Für den Wittmann-Biographen Lohmann steht außer Zweifel, dass die Faszination und Wirkkraft Wittmanns etwas mit seiner aus dem Glauben erwachsenen Klarheit zu tun hatte: „Er war jemand, der sich mutig zur Wahrheit bekannte, und er war jemand, der diesen Mut zum Bekenntnis lebte und anderen ebenso zutraute wie sich selbst.” Wittmann sei „in schwieriger Zeit ein ebenso beeindruckender wie ganz normaler Wegbereiter der Wahrheit” gewesen. Sein Leben ist auch heute eine „Ermutigung zum Bekenntnis, zum Vertrauen, zur Gelassenheit, zur Gebetstreue, zur Andacht, zur Schriftlesung, zur Hoffnung und zur tätigen Liebe.”

 

"Georg Michael Wittmann. Bischof, Seelsorger und Reformer" von Martin Lohmann erscheint am 16. März bei Friedrich Pustet.

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