Nach Kritik am "Synodalen Weg": Kölner Weihbischof beendet Mitarbeit in Synodalforum

Der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp.
Erzbistum Köln

Ein neuer Paukenschlag beim "Synodalen Weg": Der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp hat seine Mitarbeit im Synodalforum "Leben in gelingenden Beziehungen" beendet.

Wie Schwaderlapp am Donnerstag in einem Interview mit der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" mitteilte, stelle das Arbeitspapier des Forums grundlegende Lehren der Katholischen Kirche in Frage.

Die Grundthese des Papiers, dass die Sexualmoral der Kirche "weiterentwickelt" - also verändert - werden müsste, werde der dem "Gottesgeschenk" der Sexualität nicht gerecht, betonte der Weihbischof, weshalb er unter diesen Voraussetzungen seine Mitarbeit einstellen muss.

Gegenüber CNA Deutsch erneuerte Schwaderlapp seine Kritik am "Synodalen Weg", an dem er aber grundsätzlich weiterhin mitwirken möchte.

Schwaderlapp: Sexuallehre der Kirche ist verbindlich

Dominikus Schwaderlapp war bislang Mitglied des Synodalforums "Leben in gelingenden Beziehungen", einer Arbeitsgruppe auf dem sogenannten "Synodalen Weg", das sich nach eigener Auffassung mit der "Weiterentwicklung der katholischen Sexuallehre" befasst. Wie Schwaderlapp der "Tagespost" mitteilte, sei der Entschluss des Rückzugs aus diesem Forum in ihm gereift, als im "Beschlusstext" der Arbeitsgruppe die These vertreten wurde, dass Sexualität "polyvalent" sei.

"Die Trennung von Fruchtbarkeit und Liebe wird damit - im Gegensatz zum Lehramt der Kirche - für möglich gehalten", so der Weihbischof. Damit könnten empfängnisverhütende Maßnahmen ebenso gerechtfertigt werden wie Masturbation oder homosexueller Geschlechtsverkehr. Auch das "Nein" der Kirche zur Praxis der künstlichen Befruchtung sollte auf Grundlage des Arbeitspapiers "neu bewertet" werden - dies seien jedoch Schritte, die der Geistliche nicht mitgehen könne.

Gegenüber CNA Deutsch erklärte Schwaderlapp am heutigen Donnerstag:

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"Gerade in den letzten 50 Jahren hat sich das Lehramt dezidiert zu Fragen der Sexualmoral geäußert. Dabei hat es die Lehre der Kirche vertieft und weiterentwickelt. 'Weiterentwicklung' bedeutet ja nie Bestehendes zu zerstören, sondern darauf aufzubauen. So haben sich insbesondere die heiligen Päpste Paul VI. und Johannes Paul II. verbindlich dazu geäußert, dass die Sexualität von der Schöpfung her zwei Sinngehalte umfasst, die untrennbar miteinander verknüpft sind: die Weitergabe von Leben und die Mitteilung von Liebe."

Er berichtet weiter, dass die "Grundthese" von der "polyvalenten Sexualität" und der Aufforderung, die Lehre der Kirche zu ändern von den Mitgliedern des Forums als Faktum hingenommen werden sollte. Eine Generaldebatte zum vorgelegten Arbeitspapier sei mit großer Mehrheit abgelehnt worden. Danach habe er sich entschlossen, seine Mitarbeit zu beenden. Schwaderlapp in der "Tagespost": "Wenn das Fundament eines Hauses in Treibsand gesetzt ist, vermag ich nicht daran mitzubauen."

Im Gespräch mit CNA Deutsch erinnerte der Weihbischof an die päpstlichen Schreiben Humanae Vitae und Familiaris Consortio:

"Diese Dokumente sind keine 'Anregungen zum Nachdenken', sondern lehramtliche Entscheidungen. Der Geist weht, wo er will, heißt es in der Heilige Schrift, und er bringt immer wieder neue Erkenntnisse und Überraschungen. Aber er widerspricht sich nicht. In dieser Überzeugung wurzelt meine dezidierte Stellungnahme zum Entwurf des 'Beschlusstextes' dieses Synodalforums."

Er beobachte, so Schwaderlapp weiter, dass die Menschen in der heutigen Zeit häufig der Versuchung erlägen, sich "sozusagen selbst neu erschaffen zu wollen". Dabei werde die Tatsache verkannt, "dass wir von Voraussetzungen leben, die wir uns nicht selbst gegeben haben".

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Kirche hat Antworten auf existenzielle Fragen

Glauben an die Lehre und Weisung der Kirche bedeute für ihn, "Vertrauen in die Führung der Kirche durch den Heiligen Geist" zu haben. Diesem vertraue er mehr als dem eigenen Verstand:

"Glauben erfordert in diesem Sinn auch die Demut des Verstandes. Aber gerade diese scheint uns generell nicht leicht zu fallen."

Auch wenn Schwaderlapp nun nicht mehr im Synodalforum mitarbeitet, will er sich dennoch weiterhin beim "Synodalen Weg" einbringen. Gleichzeitig äußert er die Sorge, dass die Ansätze des "Synodalen Weges" an den tatsächlichen Anliegen der Menschen vorbeigehen. Im Gespräch mit CNA Deutsch stellte er die Frage, ob dort wirklich die "existenziellen Fragen der Menschen" behandelt würden:

"Welche dieser Fragen sind dann noch relevant, wenn wir auf dem Sterbebett liegen und uns auf die Begegnung mit dem himmlischen Richter vorbereiten - hoffentlich tun wir das dann? Da scheinen mir dann ganz andere Fragen relevant zu sein, zum Beispiel: Wie sehr habe ich mich in meinem Leben darum bemüht – und zwar Tag für Tag – Gott und den Nächsten zu lieben?"

Nicht das angebliche "Klammern an die Tradition" würde die Menschen von der Kirche entfremden, "sondern weil wir uns allzu sehr mit uns selbst beschäftigen und nicht Antworten auf die existentiellen Fragen des Menschen geben". Gerade in diesen Fragen hätte die Kirche "wirklich etwas zu sagen".

Schwaderlapp wörtlich:

"Die wachsende Distanz zwischen Lehre der Kirche und Leben der Gläubigen offenbart aber nach meiner Meinung auch: Gerade die Verkündigung der Sexualität als Gottesgeschenk, das herausfordert, haben wir – zumindest in Deutschland – in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt. Das muss sich dringend ändern."

Neben Weihbischof Dominikus Schwaderlapp wurde auch der Passauer Bischof Stefan Oster SDB in das Synodalforum "Leben in gelingenden Beziehungen" berufen. Letzterer wird nach jetzigem Kenntnisstand weiterhin Teil der Arbeitsgruppe bleiben.

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