Auf meinem alten PC habe ich ein Video von unserem Hochzeitstanz vor 6 Jahren gefunden. Als ich das Video meinen Töchtern gezeigt habe, waren beide hellauf begeistert, hatten aber auch viele Fragen. Warum waren sie selber nicht auf der Hochzeit? Was sind das alles für Leute? Wer sind wir, was haben wir an und wieso haben wir überhaupt geheiratet?

Dann erzählte mir meine Große, dass sie sich das ganz anders vorgestellt hatte. Nämlich, dass alle Männer und Frauen in Reihen sich gegenüberstehen, die Männer dann aufzeigen und die Frauen sich dann jede einen aussuchen kann. Die Oma wäre stolz gewesen, über so viel emanzipatorische Selbstverständlichkeit, mit der meine Tochter sich die Partnerwahl ausmalte.

Ich musste herzhaft lachen, das war wirklich eine lustige Vorstellung und gleichzeitig so einfach, wenn man bedenkt, dass es zunehmend viele unfreiwillige Singles gibt. Nun wissen wir auch dass es weitaus komplizierter ist, den Partner fürs Leben zu finden. Die Scheidungsraten sind immer noch hoch, in Polen wird eine „Ehe auf Probe“ diskutiert und in Deutschland ist die Ehe für „Alle“ geöffnet worden. Aus dem Schutzraum „Ehe“ als Ursprung der Familie, wird zunehmend eine reine Solidargemeinschaft, die an Wert verliert.

Letztes Jahr war ich auf dem Junggesellinnenabschied einer alten Freundin aus Jugendtagen in Berlin. Sie lebte dort schon seit einiger Zeit und so bestand die Frauentruppe aus einigen alten Freundinnen aus unserer Clique im Rheinland und aus neuen Freundinnen aus Berlin. Auf einer längeren Busfahrt von einem Programmpunkt zum nächsten, sollte die Braut in Spe Aufgaben erfüllen. U.a. sollte sie Fotos mit allen bereits Verheirateten machen. Die Berliner Runde brach in Gelächter aus, zwei Freundinnen der alten Clique und ich meldeten uns und machten ein Foto mit ihr. Interessiert wurden wir beäugt und fühlten uns wie Landpomeranzen, die an diesem Wochenende die Chance bekamen, einmal aus ihrer Spießerwelt auszubrechen. „Also wenn, dann kriegt man hier ein Kind, aber heiraten tut hier niemand!“, erklärte uns dann eine Berlinerin.

Ich war erstaunt, über diese Einstufung. Wovor hatte man denn hier Angst? Wenn irgendetwas verbindlich ist, dann ja wohl ein Kind zu bekommen? Man legt sich auf lebenslange Verantwortung fest und setzt einen Menschen in die Welt, der zumindest in den ersten Jahren 100% abhängig ist von den Eltern. Offenbar konnte man sich diese Verantwortung für ein Kind vorstellen, nicht aber diese Verbindlichkeit für eine Partnerschaft.

Im Laufe des Tages kamen wir Ehefrauen als exotische Gesprächspartnerinnen, noch weiter mit den Berlinern ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass einige von ihnen sehr gerne eine Ehe eingehen würden, aber keinen Partner fanden, mit dem diese Ernsthaftigkeit und Verbindlichkeit möglich war. Sie berichteten von Untreue, Lug, Betrug und Enttäuschungen. Mein Gefühl der Exotik verschwand zunehmend und ich merkte, dass ehrliches Interesse an meiner Lebensentscheidung bestand und voller Wehmut und Sehnsucht an mich heran getragen wurde.

Die jungen Frauen, alle in etwa um die 30, strahlten einerseits so viel Unabhängigkeit, Lifestyle und Urbanität aus und schienen sich gleichzeitig nach so viel mehr Tiefe und wahrer Liebe zu sehnen. Mein Familien-Spießerleben, was vielen von ihnen zunächst als unfrei und begrenzt vorkam, wurde immer mehr zum Symbol von gelebter Freiheit.

Eine Ehe ist immer eine Entscheidung. Nicht eine Entscheidung gegen etwas, sondern die bewusste und freie Entscheidung für ein Lebenskonzept und nicht zuletzt für einen anderen Menschen. Wer sich nie binden mag, sich immer ein Hintertürchen offenlässt, handelt unfrei, unreif und eingeschränkt. Nie kann man sagen, „Ich liebe dich bedingungslos“, wenn man nicht bereit ist, denjenigen auch zu heiraten.

Eine „Ehe auf Probe“ ist also in sich unlogisch, weil ich mich entweder entscheide oder eben nicht. Aber halbe Entscheidungen gibt es nicht. Genauso unlogisch erscheinen mir die Begründungen für die hohe Scheidungsrate, die vor allem darin gefunden werden, dass es nicht mehr unkonventionell ist, sich scheiden zu lassen. Besonders Frauen könnten ja endlich ganz alleine entscheiden, ob sie glücklich sind oder nicht.

Sicher gab es in der Vergangenheit unglückliche Ehen, in denen Erwartungen des Umfelds oder der Eltern erfüllt wurden und weniger in eigener Freiheit geschlossen wurden. Doch gerade mit der hinzugewonnenen Individualisierung und Freiheit, müssten doch ganz bewusst und reiflich überlegt, Menschen zueinander finden und sich trauen.

Ist aber nicht so und ich denke, dass es zum einen mit einer allgemeinen Unverbindlichkeit, die wir überall im Ehrenamt, im Privaten oder Beruflichen wiederfinden, zu tun hat und zum anderen mit einem falschen Eheverständnis.

Ehe ist nicht immer romantisch, nicht immer einem roten Faden folgend, sondern unterliegt Entwicklungen, Phasen und braucht Arbeit und Anstrengung um am Leben gehalten zu werden. Mit der Erwartungshaltung einer immer gleichbleibenden, verliebten Hollywoodromantik, die die Ehe prägt, kommt man eben nicht weit. Spätestens nach den ersten schlaflosen Nächsten wegen des ersten Kindes, zeigt sich wo die Tücken des Alltags lauern. Umso schöner ist es, wenn Menschen sich füreinander entscheiden und für die Ehe als moderne, wichtige Institution, in der Familie wächst, einstehen.

Zum Schluss möchte ich noch eine persönliche Empfehlung aussprechen:

In Vorbereitung auf unsere Hochzeit haben wir einen Paarkurs der katholischen Bewegung „Marriage Encounter“ besucht. Wer Interesse an Weiterentwicklung der Paarbeziehung oder der Vorbereitung auf das Ehesakrament sucht, ist hier sicher gut aufgehoben: https://me-deutschland.de/

Das Blog "Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter" mit Elisabeth Illig erscheint jeden Montag bei CNA Deutsch. Alle bisherigen Blogposts finden Sie hier im Überblick. 

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