Papst Franziskus dankt und unterstützt Pater James Martin für dessen LGBT-Seelsorge

Pater James Martin SJ (li.) und Papst Franziskus
Kerry Weber via Wikipedia cc 4.0 // Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

In einem persönlichen Brief an Pater James Martin SJ vom 21. Juni hat Papst Franziskus seine Unterstützung für dessen kontroversen Einsatz ausgedrückt und ihn ermutigt, "diesen Weg weiterzugehen."

Der Brief, handgeschrieben in spanischer Sprache, war ein Dankesschreiben für Fotos, die Pater Martin an den Papst geschickt hatte, und wurde zuerst auf Italienisch von den eigenen "Vatican News" berichtet, und dann von Pater Martin auf seinem Twitter-Account geteilt; Pater Martin fügte eine inoffizielle Übersetzung des Briefes auf Englisch bei.

Laut Pater Martins Twitter-Account "sind die Fotos, die er [Papst Franziskus] erwähnt, von der Firmung meines Neffen am vergangenen Wochenende. Er [Pater Martins Neffe] trug auch Socken mit dem Bild von Franziskus darauf."

Der Papst dankte Pater Martin für den Brief und sagte, dass das Bild der Socken "mich zum Lachen gebracht hat."

Den größten Teil seines Briefes widmete Papst Franziskus jedoch dem Postskriptum von Pater Martin. In seinem Twitter-Account erklärte der Autor von "Building a Bridge", dass "das 'PS' (auf Spanisch 'PD'), auf das sich der Papst bezieht, eine Erinnerung an die LGBTQ Catholic Ministry Konferenz war", die am Samstag, 26. Juni, stattfand.

"Ich möchte Ihnen danken für Ihren pastoralen Eifer und Ihre Fähigkeit, den Menschen nahe zu sein, mit der Nähe, die Jesus hatte und die die Nähe Gottes widerspiegelt", schrieb Papst Franziskus in seinem persönlichen Brief. "Der 'Stil' Gottes hat drei Elemente: Nähe, Mitgefühl und Zärtlichkeit. Auf diese Weise kommt er jedem von uns näher", so der Papst weiter.

Der Pontifex fügte hinzu: "Wenn ich über Ihre pastorale Arbeit nachdenke, sehe ich, dass Sie ständig versuchen, diesen Stil Gottes nachzuahmen. Sie sind ein Priester für alle, so wie Gott ein Vater für alle ist." Anstelle des Wortes "alle" benutzte Papst Franziskus die ungewöhnliche Formulierung "todos y todas", also männliche und weibliche Pronomen, die sich in der spanischen Sprache repetitiv anhören, es sei denn, er wollte eine geschlechtsübergreifende Aussage machen.

Pater Martin übersetzte den Satz als "Männer und Frauen" in seiner englischen Version des Briefes, von dem er angab, dass er "von mehreren Leuten vorbereitet wurde, einschließlich eines argentinischen Freundes."

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In seinem Brief fuhr Papst Franziskus fort: "Ich bete für Sie, dass Sie diesen Weg fortsetzen, nahe, mitfühlend und mit großer Zärtlichkeit."

"Und ich bete für Ihre Gläubigen, Ihre 'Herde' und all jene, die der Herr in Ihre Obhut gibt, damit Sie sie beschützen und sie in der Liebe unseres Herrn Jesus Christus wachsen lassen", schrieb er.

"... Möge die herzliche Botschaft des Heiligen Vaters all jene in der Kirche ermutigen und inspirieren, die sich um LGBTQ-Katholiken kümmern, und darüber hinaus LGBTQ-Menschen überall auf der Welt an Gottes 'Nähe, Mitgefühl und Zärtlichkeit' erinnern", so Pater Martin in einem Facebook-Post am heutigen Sonntag.

Der Einsatz von Pater Martin ist unter Katholiken umstritten, die dem Jesuiten vorwerfen, sich schrittweise von der Lehre der Katholischen Kirche entfernt zu haben.

Nach der Veröffentlichung von "Building a bridge" im Jahr 2017 – einem Buch darüber, "wie die katholische Kirche und die LGBT-Gemeinschaft in eine Beziehung des gegenseitigen Respekts, des Mitgefühls und der Sensibilität eintreten können", schrieb der Ordensmann in einem Artikel für die Washington Post: "Als ich das Buch schrieb, wusste ich, dass es ein etwas kontroverses Thema sein würde, auch wenn ich darauf achtete, deutlich innerhalb der Grenzen der kirchlichen Lehre zu bleiben."

"Meine Betrachtungen, die sich als Aufruf zu gegenseitigem Respekt zusammenfassen lassen, basierten auf dem Evangelium und auf dem Aufruf des Katechismus an die Kirche, 'homosexuelle Personen' mit 'Respekt, Mitgefühl und Sensibilität' zu behandeln", schrieb er.

Am 30. Mai dieses Jahres jedoch, als er die katholische Hochzeit des britischen Premierministers Boris Johnson kommentierte, beklagte Pater Martin, dass gleichgeschlechtliche Paare nicht das Sakrament der Ehe empfangen könnten. In Bezug auf die kirchliche Trauung des zweimal geschiedenen Johnson mit seiner Freundin, die mit dem gemeinsamen Kind schwanger war, wünschte sich Martin, "dass die gleiche Barmherzigkeit und das gleiche Mitgefühl, das Johnson und seiner Braut entgegengebracht wurde", "in Anerkennung ihres komplexen Lebens, auch für gleichgeschlechtliche Paare, die lebenslang Katholiken sind, gelten könnte."

Die LGBTQ-Outreach-Konferenz, die Pater Martin gegenüber Papst Franziskus erwähnte, wurde von New Ways Ministries organisiert, die von den US-Bischöfen ausdrücklich als nicht-katholische Organisation eingestuft worden ist.

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Bei der Veranstaltung trat die Mitbegründerin von New Ways Ministries, Sr. Jeannine Gramick, als Hauptrednerin auf, und es wurde der Dokumentarfilm "Building a Bridge" gezeigt, der Pater Martin als bahnbrechenden pastoralen Helden porträtiert. Der Dokumentarfilm wurde auf dem Tribeca Film Festival (9.-20. Juni) gezeigt. Der Oscar-prämierte Regisseur Martin Scorsese ist als Executive Producer des Dokumentarfilms angegeben.

Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur. 

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