Anno Sjoerd Brandsma wurde am 23. Februar 1881 in Oegeklooster bei Bolsward, einem kleinem Städtchen in Friesland in den Niederlanden geboren. Seine Eltern waren Milchbauern, hatten sechs Kinder und waren gut katholisch. Die Kinder hatten eine glückliche Kindheit in seiner tief frommen Familie, bei der die tägliche hl. Messe und die häufige Beichte zum Familienleben dazugehörten.

Fünf der sechs Kinder der Eheleute wählten den geistlichen Weg und gingen ins Kloster. Nur die älteste Schwester heiratete und übernahm den Hof. Anno wird als auffallend intelligent und vielfach interessiert beschrieben. Seinen Altersgenossen war er mit seinen geistigen Fähigkeiten weit überlegen. Aber Anno war auch kränklich. Lebenslang hatte er unter Krankheiten und körperlichen Schwächen zu leiden.

Nach der Grundschule in seiner Heimatgemeinde wechselte er 1892 auf das Gymnasium. Er besuchte die Lateinschule der Franziskaner-Minoriten in Mengen an der Maas in Nordbrabant. In diese Zeit fällt auch seine erste große körperliche Krise und er erkrankt mit 13 Jahren am Magen.

Nach dem Abitur trat Anno 1898 erst 17jährig Anno in den Orden der beschuhten Karmeliten (OCarm) in Boxmeer an der Maas ein. Bei der Einkleidung am 22.11.1898 wählte er als Klosternamen den Vornamen seines Vaters: Titus. Schnell hat er im Karmel seine geistige Heimat gefunden. Sein Leben war nun geprägt von Gebet und Meditation.

Es folgte das Studium der Philosophie und Theologie. Schon in dieser Zeit wirkte er als Schriftsteller und veröffentlichte Texte zum geistlichen Leben sowie über Themen des Glaubens und über Mystik. Die niederländischen Mystiker hatten es ihm angetan, aber er übersetzte auch Werke der heiligen Theresa von Avila. Er hatte die Gabe, komplizierte Gedankengänge verständlich zusammenzufassen. 

Da er seine Kräfte immer wieder überschätze überanstrengte er sich. An Weihnachten 1901 erlitt er wieder eine schwere körperliche Krise. Frater Titus Brandsma erholte sich aber und konnte am

03.10.1899 zwar schwach aber glücklich die ersten Gelübde ablegen. 1902 folgten die ewigen Gelübde. In der Kathedrale von ´s-Hertogenbosch empfing er am 17. Juni 1905 die Priesterweihe. Seine Primiz feierte Pater Titus Brandsma in seiner Taufkirche in Bolsward.

Beim anschließenden Weiterstudium in Oss geriet der junge Priester unter den Verdacht, ein Modernist zu sein. Es kam zu Auseinandersetzungen mit Professoren. Darum wirkte er vorübergehend als Aushilfsseelsorger. Nach kurzer Zeit konnte er aber wieder studieren. Rückwirkend sagte Pater Titus: „Ich bin in den Schatten gestellt worden, obwohl ich vorwärts strebte. Die Lehre hatte ich nötig; sie war zu meinem Besten.“ Von 1905- 1909 lebte er in Rom und studierte an der Gregoriana. Auch in der Studienzeit litt er an körperlicher Schwäche und gesundheitlichen Problemen.

Von 1909 bis 1923 war Pater Titus Professor an der ordenseigene Hochschule und Regens am Priesterseminar in Oss in Brabant, wo er Philosophie, Soziologie und Kirchengeschichte lehrte. Begeistert für die Ideale des Karmel kümmerte er sich sehr gerne um den Ordensnachwuchs. Es lag ihm, die jungen Männer in die große mystische Tradition des Karmelitenordens einzuführen  und verstand es, sie für dessen Ideale zu begeistern. Ab 1923 war Prof. Dr. Titus Brandsma Assistent des Provinzials. Er leitete als Prior das Kloster in Njimegen. Sein Orden hatte weitere Verwendungen mit dem vielfach begabten Mitbruder vor.

Mit seinem Engagement konnten die alten Karmelitenklöster in Mainz und Bamberg restauriert und wieder besiedelt werden. Bei Vortragsreise in die USA und nach Irland sprach er über die monastische und christliche Spiritualität.

Über 70 Prozent der jüdischen Bevölkerung der Niederlande, das sind mehr als in jedem anderen besetzten westlichen Land Europas, wurden Opfer der Nazi-Diktatur, viele davon sind namenlose Schicksale. Zu den vielen Opfern gehört auch Pater Titus Brandsma.

Bereits im Jahr 1935 kritisierte Pater Titus den Nationalsozialismus. Er schrieb darüber, warnte und versuchte aufzuklären. Die Judenverfolgung und antijüdische Gesetze verurteilte er scharf. „Seine scharfe Kritik und die Demaskierung der nationalsozialistischen Bewegung in Deutschland entging den Sympathisanten dieser Bewegung in Holland nicht. “ Seine Äußerungen brachten Pater Titus in Gefahr. Er kannte sein Risiko: „Wer die Welt für Christus gewinnen möchte, muss den Mut haben, mit ihr in Konflikt zu geraten.“ 

Im Mai 1940 wurden die Niederlande von deutschen Truppen besetzt. In katholischen Zeitungen musste offizielle Nazi-Propaganda gedruckt werden. Dagegen wehrte sich Pater Titus: „Wir werden ihnen antworten und unsere Antwort wird Nein heißen.“

Auf einer Reise wurde Titus Brandsma verraten.  In einem Dokument der Gestapo heißt es: „Er und Erzbischof de Jong sind für die außerordentlich raffinierte Art und Weise verantwortlich, in der die führenden katholischen Kreise die Presse beeinflussen.“ Am 19. Januar 1942 wurde Pater Titus Brandsma in seinem Kloster in Nijmegen um 18 Uhr verhaftet.

Der Gefangene musste sieben Wochen in einer Zelle im Gefängnis Scheveningen (Den Haag) bleiben.

In zahllosen Verhören wurde er informiert, was man mit ihm anstellen werde: „Wir haben beschlossen, Sie nach Dachau zu schicken. Sie werden dort bis Kriegsende bleiben.“ Pater Titus wusste, dass dies sein baldiger Tod sein würde.

Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.

Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.

Am 19. Juni 1942 wurde er in das KZ Dachau verschleppt. Unter Zwangsarbeit, Folter, Misshandlung und Unterernährung verschlechterte sich seine Gesundheit rapide. In der dritten Juliwoche wurde er in die Krankenstation des Konzentrationslagers eingewiesen. Dort führte ein KZ-Arzt mit ihm medizinische Experimente durch und verabreichte ihm am 26. Juli 1942 um 13.50 Uhr eine tödliche Injektion. Zehn Minuten später wurde Pater Titus Brandsma für tot erklärt.

Papst Johannes Paul II. erklärte ihn am 3. November 1985  selig als Märtyrer für den Glauben. Papst Franziskus hat am 25.11.2021 ein Wunder anerkannt, das auf die Fürsprache des seligen Titus erfolgt sein soll. Einer baldigen Heiligsprechung steht nichts mehr im Weg.

Pater Titus Brandsma OCarm könnte ein Heiliger und Schutzpatron für die freie Meinungsäußerung sein, auch und gerade in einer Zeit, in der die Debatte über Impfungen und Gewissensfreiheit zunehmend scharf geführt wird.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Autoren wider. CNA Deutsch macht sich diese nicht zu eigen.

Das könnte Sie auch interessieren:

https://twitter.com/CNAdeutsch/status/1110081719661723653?s=20