Im März, bei den Vereinten Nationen in Genf, während der 43. Sitzungen des Menschenrechtsrates, nur wenige Wochen vor Ausbruch der Pandemie, äußerte der Heilige Stuhl sein Erstaunen über den Bericht eines UN Sonderberichterstatters zur Religions- und Glaubensfreiheit. 

Erzbischof Ivan Jurkovič, Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den  Vereinten Nationen in Genf sagte während der UNO Versammlung : "Der Heilige Stuhl nahm mit großer Besorgnis den im allerletzten Moment vom Sonderberichterstatter vorgelegten Bericht zur Kenntnis. Besonders unverschämt und beleidigend sind die zahlreichen Empfehlungen, die Religions- oder Glaubensfreiheit und die Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen für die Förderung der sogenannten Menschenrechte aufzugeben. Die genießt nicht den Konsens aller. Es ist eine Art ideologische Schändung seitens einiger Staaten und internationaler Institutionen."

In letzter Zeit wird die Religionsfreiheit angegriffen wie nie zuvor. Obwohl die Vereinten Nationen viele Konferenzen und Tagungen mit religiösen Oberhäuptern veranstalten, besteht die zugrunde liegende Agenda einiger Gruppen innerhalb der UNO darin, die Religionen zu beschuldigen, dass sie sich der Weiterentwicklung sekulärer Konzepte und Weltanschauungen in den Weg stellen. "Und genau das ist es, was der Heilige Stuhl nicht akzeptiert," sagt Erzbischof Jurkovič, " nämlich dass die Gesellschaft nach bestimmten Prioritäten und Vorstellungen der Vereinten Nationen angepasst und maßgeschneidert werden sollte. Meine Delegation bedauerte, dass sich der Bericht weniger auf den Schutz von Männern und Frauen jeglichen Glauben und persönlicher Überzeugungen konzentriert, die deshalb verfolgt und diskriminiert werden, stattdessen sich mehr auf die Durchsetzung einer bestimmten Vision der menschlichen Gesellschaft zu konzentrieren scheint. Diese wird jedoch nicht von allen geteilt und spiegelt nicht die soziale, kulturelle und religiöse Realität für viele Völker wider. Ironischerweise nahm der Sonderberichterstatter im Jahr der bahnbrechenden Erklärung der menschlichen Brüderlichkeit, des Weltfriedens und des Zusammenlebens der Menschen keinen Bezug auf die Bemühungen der Religionsoberhäupter, Kriege zu beenden".

Die Stellungnahme des Heiligen Stuhls durch den Erzbischof klang diesmal agressiver als seine sonstigen Erklärungen. Wobei der Erzbischof, im Zeichen des diplomatischen Dienstes für den Vatikan, in unserem Interview auch seine Dankbarkeit der UNO gegenüber zum Ausdruck brachte für deren Arbeit in vielerlei humanitären Bereichen. Nichstdestotrotz war seine Stellungnahme eine, Unserer Meinung nach, angemessene Antwort auf die vielen Anschuldigungen des UN-Sonderberichterstatters und seine Angriffe auf die Religions- und Glaubensfreiheit.
"Was wir leider in den Debatten beobachten ist, dass nicht genügend Offenheit gibt, dafür dass einige eine andere Meinung haben, " bemängelt Erzbischof Jurkovič, "es sieht so aus als ob der liberale Teil der Welt scheinbar weniger tolerant gegenüber anderen Meinungen ist. Wir haben sehr oft eine andere Meinung, und werden dafür aggressiv angegriffen, weil sie nicht dem Mainstream entspricht. Aber die UNO sollte bereit sein, sich mit anderen Standpunkten auseinanderzusetzen besonders denen von religiöse Organisationen. Wir schneidern unsere Standpunkte nicht nach, sagen wir, Angebot und Nachfrage. Wir haben eine andere Sichtweise. Das ist eine andere Art von Werten, Werten die auf anthropologischen, philosophischen, religiösen oder plausiblen Grundlaen beruhen. Und es ist nicht nur die katholische Kirche, auch andere haben Schwierigkeiten, sie zu präsentieren oder dem Mainstream zu widersprechen.

Es lastet zweifellos ein starker Druck auf uns, "fährt der Erzbischof fort, " aber wir fordern in jedem Falle, dass wir die Freiheit haben, unsere Standpunkte darzulegen, die sich von den anderen, zum Beispiel der in den Vereinten Nationen vorherrschenden Kultur, unterscheiden".

Erzbischof Jurkovič richtete das Ende seiner Stellungnahme an die Präsidentin des Menschenrates.

"Es ist ziemlich bedauerlich, Frau Präsidentin, aber angesichts der Häufigkeit weniger überraschend, dass ein Bericht der Vereinten Nationen, der das grundlegende und universelle Menschenrecht der Religions- und Glaubensfreiheit sowie das Recht auf Kriegsdienstverweigerung verteidigen sollte, jetzt genau die Realität angreift, die er zu verteidigen hat."

Anna Eleanor Roosevelt (1884-1962) unterstützt von der Diplomatin Marjorie Millace Whiteman, erarbeitete die Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Die Erklärung wurde 1948 von der UN-Vollversammlung offiziell verabschiedet. Es bleibt die Frage, warum dieselben Vereinten Nationen, die, die Erklärung der Menschenrechte unterzeichnet hatten, 72 Jahre später Artikel 18 ihrer eigenen Erklärung zu vergessen scheinen. "Jeder Mensch hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit ... ... und auch das Recht, seine Religion oder seinen Glauben durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Riten zu bekunden".

Original Interview aufgenommen von EWTN Korrespondent in Genf Ignatius Mugwagwa. Redaktion, Übersetzung und Schnitt : Christian Peschken (EWTN Deutschland)

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