Sturm oder Stürmchen? Eine Analyse zum Synodenstand

Vermeintliche Stürme und harte Arbeit: Noch bis zum 25. Oktober dauert die Familiensynode
Osservatore Romano

Die vermeintliche Ruhe ist einem vermeintlichen Sturm gewichen: In der weltlichen Presse prangen pralle Schlagzeilen und Behauptungen heute morgen zum kurzen Poltern der deutschen Gruppe im Auftakt des gestern erschienen Berichts. Dabei hat dieser ganz andere Punkte zum eigentlichen Thema – und zu diesen geht nun die Arbeit weiter.

Der Sturm ist bestenfalls ein Stürmchen. Was offenbar einige der deutschen Synodenväter mit der Geste der Empörung und – so wörtlich – „Trauer” im Synodebericht kritisieren, war die Beschreibung der zentralen Synoden-Debatte als „Schlacht” zwischen den Positionen zweier großer deutscher Theologen, Ratzinger und Kasper. Der Kardinal, der diesen Vergleich zog, äußerte sich freilich alles andere als polternd bei EWTN Deutschland im Interview: Statt über Streitigkeiten zu sprechen würdigte der australische Kurienkardinal die Synode als beeindruckend. „Ich habe sieben Synoden erlebt, aber diese ist die stärkste”, so Pell in der Live-Sendung aus Rom. Besonders das Zeugnis der eingeladenen Ehepaare und Familien habe einen wichtigen Beitrag geleistet. War also der australische Kurienkardinal überhaupt gemeint?

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So oder so: Viel Lärm also in deutschen und österreichischen Zeitungen um ein paar wenige Zeilen, die letztlich nicht das Thema der Synode oder deren Ausgang tangieren; unabhängig von der Frage, die einige Kritiker sofort stellten: Ob die scharfe Verurteilung, die dort stattfindet, so haltlos sei wie die gestern von einer italienischen Boulevardzeitung gestreute Behauptung, der Papst sei krank. Was schnell und klar dementiert wurde.

In der Zwischenzeit geht nun die Arbeit weiter. Die ersten Teile des Schlussberichtes werden geschrieben, und wie allein der Blick auf den dritten deutschen Bericht zeigt, gibt es eine ganze Reihe starker Vorschläge und Forderungen als erste Frucht dieser Synode, die am 25. Oktober zu Ende geht.

Inwiefern eine dieser Früchte dabei ist, die kurz und an letzter Stelle vom „Circulus Germanicus” kommt, bleibt abzuwarten: Es geht um die Frage, ob zivil geschiedene und wiederverheiratete Katholiken eventuell unter bestimmten Umständen zur Kommunion zuzulassen sind. Papst Franziskus muss entscheiden, ob und wie diese kontroverse Forderung zu handhaben ist; zusammen mit allen anderen. Mit Blick auf die Tatsache, dass nur die deutsche Gruppe – als einzige der 13 „kleinen Zirkel” – diesen umstrittenen Vorschlag wieder klar gefordert hat, stellte Pell gegenüber EWTN fest: „Der Rhein fließt nicht mehr in den Tiber” – auch wenn er sich einen starken deutschen Beitrag wünsche. Er sei oft in Deutschland gewesen und liebe das Land, so Pell. Beeindruckt habe ihn aber besonders der Beitrag amerikanischer Theologen und der afrikanischen Synodenväter.

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In deren Berichten gibt es eine breite Unterstützung zur Beibehaltung der katholischen Lehre und Praxis, vor allem in den italienischen und englischen Gruppen. Die spanischen Zirkel sind eher unentschieden; und in französischer Sprache ging es vor allem um das neue Annullierungsverfahren für Ehen, das Papst Franziskus kurz vor der Synode eingeführt hat.