Wie der Vatikan auf die "Vatileaks 2.0"-Bücher reagiert hat

Pater Federico Lombardi SJ
CNA/David Uebbing

Diplomatisch hat Pater Federico Lombardi, Pressesprecher des Heiligen Stuhls, auf die Vorgänge reagiert, die als "Vatileaks 2.0" bezeichnet werden. Der erfahrene Jesuitenpater teilte mit, dass "der Vatikan mit Entschiedenheit auf dem Weg der Transparenz und der guten Verwaltung voranschreiten wird“.

Der Kommentar spielt auf die Erscheinung von zwei Büchern an, der italienischen Journalisten Gianluigi Nuzzi und Emilano Fittipaldi, die offenbar entwendete Dokumente und aufgezeichnete Privatgespräche zwischen Papst Franziskus und seinen Mitarbeitern zum Thema der Finanzen der Kirche beinhalten.

„Die Erscheinung der beiden Bücher, deren Argument ökonomische und finanzielle Institutionen und Aktivitäten des Vatikans sind, ist Gegenstand von Neugier und weitverbreiteten Kommentaren“ so Lombardi.

„Ein Großteil dessen, was veröffentlicht wurde, ist Ergebnis der Verbreitung vertraulicher Informationen und Dokumente, und somit illegaler Handlungen, die auf Beschluss der zuständigen vatikanischen Autoritäten strafrechtlich verfolgt werden.“

Die Veröffentlichung einer großen Fülle an unterschiedlichen Informationen, die größtenteils in Verbindung mit einer bereits überholten Phase der Arbeiten stehn, ohne die notwendige Möglichkeit einer objektiven Vertiefung und Bewertung führten hingegen zum – leider weitgehend beabsichtigten – Ergebnis, den gegenteiligen Eindruck zu erwecken: den eines ständigen Reiches der Konfusion, der mangelnden Transparenz, wenn nicht gar der Verfolgung eigener oder inkorrekter Interessen.

In diesem Sinne erinnerte Pater Lombardi daran, dass „der Weg der guten Verwaltung, der guten Arbeit und der Transparenz mit Einschiedenheit weitergeführt wird und voranschreitet.“ „Natürlich entspricht dies dem Willen von Papst Franziskus und im Vatikan fehlt es nicht an Menschen, die sich dafür mit Loyalität und all ihren Kräften einsetzen.“

In Bezug auf den Inhalt der beiden Bücher erklärte der Pressesprecher, dass „man sagen kann, dass es sich überwiegend um Informationen handelt, die bereits bekannt waren, wenn auch meist in geringerem Umfang oder weniger detailliert; vor allem aber stellt man fest, dass die veröffentlichte Dokumentation zum Großteil auf einen bemerkenswerten Einsatz der Sammlung von Dokumenten zurückgeht, die der Heilige Vater selbst in Gang gebracht hat, um ein Studium und eine Reflexion zur Reform und Verbesserung der Verwaltungssituation des Vatikans und des Heiligen Stuhles durchzuführen.

Es handle sich also, erläuterte Lombardi „ursprünglich nicht um Informationen, die gegen den Willen des Papstes oder der Verantwortlichen der verschiedenen Institutionen erworben wurden, sondern generell um Informatione, die durch die Mitwirkung dieser Institutionen selbst erlangt oder mitgeteilt wurden, um dem gemeinsamen positiven Ziel zu dienen.“

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Er erinnerte auch daran, dass eine dieser beiden Institutionen die sogenannte COSEA ("Commissione Referente di Studio e Indirizzo sull'Organizzazione delle Strutture Economico-Amministrative") war, die Kommission für die Überprüfung der Wirtschafts- und Verwaltungsstrukturen des Heiligen Stuhls, die von Papst Franziskus am 18. Juli 2013 eingerichtet worden war.

Vor diesem Hintergrund teilte der Sprecher mit, dass „eine große Menge derartiger Informationen mit Sorgfalt, Ausgewogenheit und Aufmerksamkeit studiert und verstanden werden muss.“ „Häufig sind, ausgehend von denselben Daten, verschiedene Lesarten möglich.“

Eines der meistbehandelten Themen des Buches ist jenes der materiellen Güter der Kirche. „Güter die, zusammengenommen, riesig erscheinen, die jedoch zum Ziel haben, durch die Zeit weitestreichende Dienstleistungen des Heiligen Stuhles oder angeschlossener Institutionen zu stützen, sei es in Rom als auch in verschiedenen Teilen der Welt.

„Die Ursprünge des Besitzes dieser Güter sind unterschiedlich und bereits seit langer Zeit stehen geeignete Instrumente zur Verfügung, um ihre Geschichte und Entwicklung zu kennen.“

Eine weitere Thematik, die im Buch polemisiert wird, ist die Verwendung der jedes Jahr als sogenanntem „Peterspfennig“ gesammelten Spenden (von Gläubigen aus aller Welt).

Lombardi legte dar, dass „dessen Verwendung vielfältig und teilweise auch situationsbedingt ist, gemäß der Beurteilung des Heiligen Vaters, dem der Obulus von den Gläbigen mit Vertrauen gegeben wird, um seinen Dienst zu unterstützen.“

„Die Werke der Nächstenliebe für die Armen sind sicher eines der wesentlichen Ziele , aber es ist sicher nicht Absicht der Gläubigen auszuschließen, dass der Papst selbst die Nöte in der Welt und die Art, darauf zu antworten, abwägen kann im Licht seines Dienstes für das Wohl der gesamten Kirche.“

Pater Lombardi erklärte, dass „der Dienst des Papstes auch die römische Kurie als Werkzeug dieses Dienstes umfasst, sowie deren Initiativen außerhalb der Diözese Roms, die Verbreitung seines Lehramtes an die Gläubigen in den verschiedenen, auch armen und entfernten, Teilen der Welt, die Unterstützung von 180 diplomatischen Vertretungen auf der ganzen Erde, die den Ortskirchen dienen und als hauptsächliche Akteure in der Verteilung der Hilfeleistungen des Papstes in den verschiedenen Ländern und darüber hinaus als Repräsentanten des Hl. Vaters bei den örtlichen Regierungen auftreten. Die Geschichte des Peterspfennigs zeigt all dies mit Klarheit.

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Bezüglich der beiden Bücher und der Informationen, die sie beinhalten, äußerte er, dass „diese Thematiken im Lauf der Zeit regelmäßig wiederkehren, jedoch immer Anlass zu Neugier und Polemik sind.“

„Man müsste die Seriösität besitzen, die einzelnen Situationen und Probleme zu vertiefen, um das Viele erkennen zu können, das vollkommen gerechtfertigt, normal und gut verwaltet ist“ und unterscheiden, wo Missstände zu korrigieren, Dunkelheiten zu erleuchten, echtes Fehlverhalten oder Illegalität zu eliminieren sind.  

Der Pressesprecher des Vatikans erinnert ebenso daran, dass der Weg der Reformen, den Papst Franziskus begonnen hat, eine „schwierige und komplexe“ Arbeit sei.

Zuletzt erklärte er, dass die Abteilung des Kirchenanwalts des Gerichtshofs des Vatikanstaates, infolge eines Berichts der Finanzinformationsbehörde im Februar 2015, Untersuchungen eingeleitet habe in Bezug auf Handel mit Wertpapieren und Transaktionen, die zurückzuführen seien auf Gianpietro Nattino, einen italienischen Banker, der sich der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls bedient habe, um Geld zu waschen. Dieselbe Abteilung habe mittels Rechtshilfegesuchen, die am 7. August 2015 auf diplomatischem Weg übermittelt worden seien, die italienischen und schweizer Justizbehörden um Mithilfe gebeten.