Wie Papst Franziskus mit der Ernennung von Greg Burke gleich mehrere Schnippchen schlägt

Greg Burke (56) übernimmt zum 1. August die Leitung des Presse-Amtes des Heiligen Stuhls.
CNA/Alexey Gotovskiy

Ab 1. August ist er der Nachfolger von Pater Federico Lombardi, dem langjährigen Leiter des Presse-Amtes des Heiligen Stuhls: Der Amerikaner Greg Burke. Seine Stellvertreterin wird die Spanierin Paloma Garcia Ovejero. 

Was viele Kommentatoren nun in den kommenden Tagen betonen werden: Beide sind Laien, nicht Kleriker. Und Paloma Garcia ist die erste weibliche stellvertretende Direktorin. Zweifelsohne wichtige Punkte – doch darüberhinaus steckt hinter diesen Personalentscheidungen einiges mehr.

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Das Amt ist eines der sichtbarsten des Vatikans – und auch wenn es keine große Entscheidungs-Macht besitzen mag im Vergleich zu anderen Schlüsselrollen der Kurie, ist es doch von enormer Wichtigkeit, denn es erklärt der Öffentlichkeit, wie Entscheidungen, Äußerungen und Positionen zu verstehen sind.

Wahrnehmungsmanagement: Auch und gerade unter Papst Franziskus ist diese Funktion – des Erklärens, manchmal auch Richtigstellens – enorm wichtig geworden.

Mit der Ernennung des 56-jährigen Amerikaners Burke hat Papst Franziskus zudem gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen, meint der renommierte Vatikanist John L. Allen. 

Erstens schlage Franziskus den Gerüchten ein Schnippchen, dass er anti-amerikanisch sei. Grund für solche Spekulationen war unter anderem, dass der Papst vor seiner USA-Reise im vergangenen Jahr das Land nie besucht hatte – und seine schärfsten Kritiker aus Nordamerika kommen. Dass er sich in italienisch- und spanischsprachigen Sprach- wie Kulturräumen wohler fühlt, ist ohnehin kein Geheimnis; ebensowenig wie die Tatsache, dass bislang kein einziger US-Amerikaner mit einem wichtigen Posten im Vatikan betraut wurde. Nun hat ein Mann aus St. Louis ein wichtiges Amt bekommen, der zwar weltgewandt und versiert ist, aber ein richtig "typischer Amerikaner" von seiner Art und Persönlichkeit.

Zweitens, meint John Allen, zeigt Franziskus mit dieser Entscheidung,  dass ihm persönliche wie fachliche Kompetenz wichtig ist. Greg Burke arbeitete als Journalist für eine Reihe katholischer Nachrichtenmedien, gelang der Aufstieg zu Time Magazine und Fox News. Mit anderen Worten: Er spricht die Sprache der Journalisten, kennt ihr Geschäft. Vor diesem Hintergrund wurde er auch im Jahr 2012 vom Staatssekretariat angeheuert, und im Februar diesen Jahres zum Stellvertreter des Direktors, Jesuitenpater Lombardi. Ähnlich geschätzt und kompetent sei auch Burkes neue Stellvertreterin, die 41-jährige Journalistin Paloma Garcia.

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Drittens ist Greg Burke bekanntlich zwar Laie, aber ein Mitglied des Opus Dei. Er lebt eine zölibatäre Berufung – ein "Numerarier" in der Sprache der Personalprälatur. Das Opus Dei wird oft als "konservativ" bezeichnet, obwohl dies weder unbedingt für Burke persönlich zutreffe, und vor allem nicht sein professionelles Wirken, wie Kenner sagen.

Dennoch entstehe so der Eindruck, dass der Papst Stellen nach der persönlichen Qualifikation des Menschen besetze, nicht nach deren Zugehörigkeit oder gar "politischer Couleur": Kritikern, die dem Papst vorwerfen, eine ganze Reihe sehr "liberaler" oder "linker" Personalentscheidungen getroffen zu haben, nimmt das den Wind aus den Segeln.

Wie nicht nur ältere Semester wissen werden, knüpft Burke an eine gewisse Tradition an: Der langjährige Sprecher unter dem heiligen Papst Johannes Paul II., Joaquin Navarro-Valls, ist ebenfalls Mitglied des Opus Dei. Seitdem hat sich freilich einiges verändert. Die digitale Revolution hat die Medienarbeit in und über die Kirche völlig umgekrempelt. Von Änderungen in der Kirche selber ganz zu schweigen.

Auf Greg Burke und Paloma Garcia wartet eine große – und großartige – Herausforderung. 

 

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