Die Reihe "Disputa del Sacramento" bei CNA Deutsch hat eine lebhafte Debatte über das Eucharistie-Verständnis und den – nicht nur deutsche Christen betreffenden – "Kommunionstreit" ausgelöst.

Peter Paul (*) ist ein deutscher Katholik, der mit einer japanischen Christin verheiratet ist, die keiner Konfession angehört. 

In Japan, wo ich auch lebe und am katholischen Gemeindeleben teilnehme, beschloss die Bischofskonferenz vor wenigen Jahren überraschend, dass die körperliche Grundhaltung der Gläubigen während der Messfeier Stehen und Sitzen sein soll, also kein Knien. Weiterhin wurde allen Gläubigen die Handkommunion empfohlen. Die Begründung war das Ziel einer einheitlichen Haltung der Gemeinde während der Messfeier. Mit japanischer Gründlichkeit wurden wo möglich die Kniebänke entfernt oder ausgetauscht, in der großen St. Ignatius Kirche in Tokyo wurden die verstaubaren Knieblöcke beseitigt, wer sich knien will, tut dies auf den blanken Steinfußboden. Dieser Beschluss stieß auf Protest. Eine Änderung in nicht allzu ferner Zukunft darf erwartet werden. Es wird darum gehen, dem einzelnen Gläubigen im Rahmen der liturgischen Vorschriften die von ihm bevorzugte Verehrungshaltung in voller Freiheit zu überlassen.

Eine Bemerkung zu der von mir in Japan vollzogenen Handkommunion. Nach der Morgenmesse schaue ich während des Tages wiederholt auf meine geöffnete Handfläche und führe mir vor Augen, wer darauf noch vor wenigen Stunden gelegen hat. Es hilft mir, die Gegenwart Gottes im Alltag zu wahren. Ein "Vorteil" der Handkommunion.

Meine Ehefrau seit 45 Jahren ist getaufte Christin, ordnet sich aber keiner Konfession zu. Ihr christlicher Glaube ist tief, aber eben außerhalb jeder Konfession. Solange unsere Kinder im Hause waren, besuchten wir regelmäßig gemeinsam die Sonntagsmesse. Bei der Kommunionausteilung, zu der unsere Kinder und ich nach vorne gingen, blieb sie stets in der Bank sitzen, was ihr sicher nicht angenehm war. Aber sie tat es, weil sie sich als Nicht-Katholikin wusste. Hätte sie zumindest einige Male die hl. Kommunion empfangen, hätte ich mich gefreut, weil ich ihre innere Disposition zu kennen glaube. Sie tat es nicht, über Jahrzehnte, feierte die Messe aber zusammen mit uns. Auch förderte meine Frau trotz nicht-Katholikin ein katholisches Elternhaus. So beten wir auch heute noch zu den Mahlzeiten zu Hause und in Restaurants. Die konfessionelle Trennung war und ist ein Ärgernis, das wir aber nicht zum Streitpunkt werden lassen. Sie ist schmerzlich, wir nehmen das hin. Vielleicht kommt eines Tages die Lösung.

Was ich hierzu von anderen deutschen konfessionsverschiedenen Ehepaaren weiß, ist ganz anders. Zumeist fehlt das eucharistische Grundwissen. Der Gang zur Kommunion wird von dem nicht-katholischen Teil gefordert und für selbstverständlich gehalten. Das geschieht mehr als Gleichberechtigungsanspruch denn aus religiöser Grundüberzeugung. Was als "eucharistischer Hunger" bezeichnet wird, habe ich bisher nicht ein einziges Mal auch nur annäherungsweise im Gespräch erleben können. Was für eine hochtrabende Worthülse wird da also in der unsäglichen amtlichen Diskussion in Deutschland verwandt, zumindest nach meiner Erfahrung. Die Fälle, wo bekannt gemischt konfessionelle Ehepartner gemeinsam zur Kommunionbank gehen, habe ich ständig im sonntäglichen Gemeindegottesdienst vor Augen. Das ist völlig normal. Auch ich würde mich hier direkt nie einmischen wollen. Indirekt, im allgemeinen Gespräch über Kirchliches und Glauben schon, aber sensibel. Sonst erntet man nur blankes Entsetzen bis Aggression.

Diese selbstverständliche Praxis des gemeinsamen Kommunionempfangs bei vielen gemischten Ehepaaren ist seit langem weit verbreitet und bekannt. Initiativen zur Katechese kenne ich in meiner deutschen Welt nicht. Nun aber wird das Ganze von der anderen Seite her aufgerührt: Sozusagen eine Gutheißung, ja, sogar wohlwollende Empfehlung von oberer hierarchischer Stelle wird angestrebt. Der auslösende Anstoß kam nicht von unten (wo das alles ja kein Problem zu sein scheint), sondern von oben. Das ist bizarr. Es entspricht aber Erscheinungen unserer offiziellen deutschen Kirchenpolitik: Aktivismus muss her. Ich habe als Katholik gelernt: Zuerst und immer das Gebet, und dann wieder das Gebet, und dann auch, mit der Gnade Gottes, Handeln. Nun, die offizielle Kirche in Deutschland weiß es eben besser und verkündet ihre Einsichten natürlich auch – weltweit.

Das ist das eigentliche Ärgernis. Wo bleiben die guten Oberhirten, die die Herde auf die überreich vorhandenen fetten Weiden führen? Es gibt sie, aber sie werden zu öffentlichen Auseinandersetzungen mit den Anderswollenden ihres Standes gezwungen, sie werden in die öffentliche Arena gezerrt. Derweil fallen Gläubige scharenweise wie Herbstlaub ab, taumeln wie Herbstlaub lautlos zu Boden, nicht nur im Herbst sondern ständig.  

Alle Kommentare der Reihe "Disputa" - und weitere Beiträge rund um den "Kommunionstreit" - finden Sie in der Übersicht hier.  

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(*) Der volle Name ist der Redaktion bekannt.

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