CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden elften Sonntag im Jahreskreis.

Eltern, Priester, Lehrer, Katechisten – ich wende mich an euch und an mich selbst: Wie oft passiert es uns, dass wir bei dem, was wir tun, die Hoffnung verlieren? Wir mühen uns ab, um durch Worte und durch das Beispiel zu erziehen; wir bringen uns ein, um mit Studium und Mühe zu lehren; wir organisieren, wir predigen, wir begleiten. Aber unsere Anstrengungen scheinen ins Leere zu laufen.

Viele Kinder schlagen schlechte Wege ein, der Großteil der Jugendlichen entfernt sich von der Kirche, viele unserer Schüler scheinen resistent gegenüber jeglicher Lehre zu sein. Die Früchte unserer Arbeit sieht man nicht oder sie sind dürftig: kleine Zahlen, schmächtige Gruppen an Gläubigen, oft schwach und unzulänglich. Und da wir in einer „Manager-Gesellschaft“ leben, finden wir uns bei der Schlussbilanz ohne Früchte wieder und fühlen uns wie Versager.

Es gibt auch noch eine tiefere Dimension dieses Gefühls des Versagens, nämlich jene, die wir uns selbst gegenüber – die wir uns ernsthaft auf dem geistlichen Weg bemühen – feststellen. Wir hören das Wort Gottes und meditieren es, wir beten, wir empfangen häufig die Sakramente, wir bemühen uns, die Nächstenliebe zu leben – und doch: Wenn wir den Stand unseres Wachstums überprüfen, dann finden wir uns immer mangelhaft, fehlerhaft, mittelmäßig. Und wir verlieren die Hoffnung.

Die beiden Gleichnisse des heutigen Evangeliums (Mk 4,26–34) kommen diesen unseren so verbreiteten Gefühlen entgegen, um sie zu korrigieren und wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Mutter, Vater, Priester, Lehrer, Katechist: Wenn du im Dienst des Reiches Gottes stehst, besteht deine Aufgabe darin, das Evangelium zu säen, wie Jesus es gesät hat, „in Tat und Wort, die innerlich miteinander verknüpft sind“ (vgl. DV 2).

Du bist verantwortlich für diese Aussaat; du bist verpflichtet, sie bestmöglich zu machen. Die Aussaat ist eine Arbeit, die Tränen und Blut kostet: „Sie gehen hin unter Tränen und tragen den Samen zur Aussaat“ (Ps 126,6). Aber wenn einmal gesät ist, gibt es nichts weiter zu tun: Man muss nur Geduld haben. Wenn der Bauer nach der Aussaat beschließen würde, die Nächte über zu wachen, um auf diese Weise das Wachstum der Ernte zu begleiten, würde er nichts anderes tun, als seine eigene Gesundheit zu ruinieren, und die Ernte würde trotzdem dem vorherbestimmten Lauf folgen. Wenn er – schlimmer noch – sich über den Prozess des Keimens und über die Entwicklung klar werden wollte und die Erde durchwühlen würde, um zu sehen, was passiert, würde er die Ernte ernsthaft gefährden.

Bei uns ist es ebenso: Wir müssen säen, so gut wir können, und dann müssen wir es Gott überlassen und vertrauensvoll warten. „Auch der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde, er wartet geduldig, bis im Herbst und im Frühjahr der Regen fällt“ (Jak 5,7). Vertrauensvoll warten, denn das, was wir gesät haben, ist nicht eine menschliche Theorie oder Moral – es ist das Wort Gottes, „lebendig und kraftvoll“ (Hebr 4,12), und in dieses Wort (sicherlich nicht in unsere Fähigkeiten) legen wir unsere Hoffnung.

Sicher, es ist ein kleiner Same, aber so wie beim Senfkorn verwandelt sich der kleine Same in das größte Gewächs des Gartens und „und treibt große Zweige, sodass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können“. Hier spielt Jesus auf den Orakelspruch an, den wir in der ersten Lesung aus dem Buch Ezechiel (17,22–24) hören. Der Prophet kündigt an, dass Gott eingreifen wird, um das Geschlecht Davids nach der Demütigung des Exils wiederherzustellen. Es besteht ein Kontrast zwischen dem kleinen Zweig, den der Herr nimmt, und der prächtigen Zeder, die daraus entsteht, aber es ist gerade das Kleine, das groß wird. Die Verwandlung ist ein wunderbares Werk des Herrn, der die Hochmütigen demütigt und die Demütigen erhöht.

Jesus nutzt diese Bilder, um mit uns über das Reich Gottes zu sprechen. Ist das Reich Gottes heute in unserem Leben da? Natürlich ist es da! Aber es hat diese Kleinheit des Samens: Es ist da in den konkreten Ereignissen des Lebens, auf eine arme, verborgene, stille Weise. Zu oft unterschätzen wir die Bedeutung und den Wert unserer Situation. Was du tust, tritt nicht groß in Erscheinung, wird nicht berücksichtigt; die Ergebnisse deines Wirkens sind spärlich, deine Gemeinde ist aus bescheidenen, begrenzten, manchmal auch mittelmäßigen Menschen zusammengesetzt. Und wir fühlen uns oft unnütz, unbedeutend.

Nun, wenn du ein Senfkorn betrachtest, siehst du nur seine Winzigkeit, aber wenn du die göttliche Seite betrachtest, weißt du, dass aus diesem Korn ein Baum werden wird, weil die Kraft von Gott kommt.

Beim Reich Gottes dreht es sich ganz um diesen Kontrast zwischen aktueller Bedeutungslosigkeit und zukünftiger Herrlichkeit, kraft der geheimnisvollen und vitalen Kontinuität zwischen dem Samen und der Pflanze. „Das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten“ (1 Kor 1,28). Israel selbst wurde nicht aufgrund seiner vermeintlichen oder tatsächlichen Qualitäten ausgewählt, sondern weil es „das kleinste unter allen Völkern war“ (Dt 7,7). Das ist keine Laune Gottes. Es ist stattdessen erforderlich, für uns und für ihn: für uns, weil wir klein sind und so vom Größenwahn befreit werden; für ihn, weil er Liebe ist und die Liebe sich klein und demütig macht, ohne jemals ihre lebendige Kraft zu verlieren.

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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