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Heilige Elisabeth - Beispielhaftes Sterben

St. Elisabeth von Thüringen von Francisco de Zurbarán

Elisabeth wird 1207 im heutigen Nordwesten Ungarns geboren. Mit vier Jahren kommt sie nach Deutschland auf die Wartburg in Thüringen. Im Alter von 14 Jahren wird sie mit dem Landgrafen Ludwig verheiratet und wird Mutter von drei Kindern. Bereits im Alter von 18 Jahren baut sie eine Hilfsaktion auf, um die Bevölkerung in einem kalten Winter mit notwendigen Gütern zu versorgen. Sie errichtet ihr erstes Spital. Bei einem Kreuzzug kommt ihr Ehemann ums Leben. Elisabeth legt ein Gelübde des Gehorsams gegenüber ihrem geistlichen Vater (Konrad von Marburg) ab und gelobt Ehelosigkeit. Die Witwe Elisabeth verlässt die Wartburg und kommt über Bamberg und Pottenstein nach Marburg. Hier stirbt sie am 17. November 1231. Sie ist 24 Jahre alt.

Der heiligen Elisabeth widmet die Theologin und Musikwissenschaftlerin Dr. Barbara Stühlmeyer ihr Werk "Elisabeth von Thüringen. Spiritualität, Geschichte, Wirkung". Das als "topos-Taschenbuch" erschienene Buch ist geeignet, in der jungen Landgrafen-Witwe Elisabeth eine Frau zu erkennen, "deren Vorbild nachzueifern sich auch heute lohnt". 

Nicht nur im "Totenmonat", wie der November früher genannt wurde, ist es sinnvoll, auch an das eigene Sterben zu denken. Barbara Stühlmeyer überschreibt ein Kapitel ihres Buches mit dem Titel "Beispielhaftes Sterben". Darin lesen wir:

"Ihre Dienerinnen schildern, dass Elisabeth ihr eigenes Sterben bewusst wahrnahm und gestaltete. Im Gegensatz zu unserer Zeit, wo Tod und Sterben aus der Gesellschaft ausgegliedert, an Fachleute delegiert werden und viele noch nie einen Menschen haben sterben sehen, fand der Übergang vom irdischen zum ewigen Leben im Mittelalter mitten im Alltag statt. 

Sterbende zu begleiten folgte einem festgelegten Ritual. Wie es funktioniert, konnte man in fast jeder Kirche sehen. Denn Darstellungen des Todes gibt es im Mittelalter zuhauf. Der Tod war allgegenwärtig und wurde von vielen Kranken als letzte Hilfe ersehnt, die sie endgültig von ihren Leiden erlösen würde. Und wer wie Elisabeth eine besonders enge Beziehung zu Jesus Christus hatte, konnte es durchaus als Vorteil ansehen, endlich ganz und gar mit ihm und ihrem geliebten, viel zu früh verstorbenen Mann Ludwig vereint zu sein. 

Sofern die sozialen Netzwerke nicht durch Seuchen wie die Pest lückenhaft geworden waren, starben die Menschen im Mittelalter, wo immer es möglich war, nicht allein. Sie waren umgeben von Angehörigen und Freunden, die ihnen in der Sterbestunde beistanden. Im Kreise der Familie zu sterben galt als wünschenswert und normal.

Dementsprechend häufig wurde diese Situation auf Tafelbildern oder in Stundenbüchern, wie dem der Katharina von Kleve aus dem 15. Jahrhundert, das in der Pierpont Morgan Library in New York zu sehen ist, abgebildet. Eine andere Sicht der Dinge schildern die Totentänze, die im Rahmen der Bewusstwerdung über den jederzeit gegenwärtigen Tod ab dem 14. Jahrhundert in Mode kamen. Sie zeigen den Tod als denjenigen, der Reiche, Arme, Kranke und Gesunde gleichermaßen überraschend aus dem Leben reißen kann, und ermahnen die Gläubigen: Lebe wie du, wenn du stirbst, wünschen wirst, gelebt zu haben. 

Elisabeth hatte genau dies mit einer je nach Standpunkt bewundernswerten, staunen- oder schreckenerregenden Konsequenz getan. Deshalb hatte sie vor dem Sterben vermutlich keine Angst. Ihre Umgebung bestärkte sie darin, dass sie auf einem guten Weg war, und fand genau dies auch nach ihrem Tod bestätigt.  

Wie in den Fällen anderer Heiliger auch wird von Elisabeth berichtet, dass bei der zweitägigen Aufbahrung kein Leichengeruch auftrat, sondern sich stattdessen der sprichwörtliche odor virtutum, der Wohlgeruch der Tugenden verbreitete. Offenbar hatte ihre Umgebung Elisabeth bereits als Heilige wahrgenommen, denn unmittelbar nach ihrem Tod versuchten viele Menschen, sich eine Reliquie von ihr zu beschaffen.

Der Reliquienkult war im 13. Jahrhundert zentraler Bestandteil der Heiligenverehrung. Man war überzeugt davon, dass in Körperteilen oder Kleidungsstücken des oder der Heiligen seine oder ihre geistliche Kraft in konzentrierter Form vorhanden sei. Deshalb bemühte man sich um echte oder Berührungsreliquien, also um Gegenstände, die mit dem Heiligen selbst oder seinem Grab in Berührung gekommen waren. Im Falle Elisabeths wurde eine Zeit lang wohlriechendes Öl verkauft, das aus ihrem Sarkophag ausgetreten sein soll. Wie stark die Nachfrage nach Reliquien bereits unmittelbar nach ihrem Tod war, bezeugt die Vita Elisabeths: 

'Aus Frömmigkeit und um Reliquien von ihr zu haben, lösten oder rissen sehr viele Leute Teilchen von den Tüchern, schnitten ihr Haupthaar und Nägel ab, einige stutzten ihr die Ohren, andere schnitten ihr sogar die Brustwarzen weg.'

Bestattet wurde Elisabeth am 19. November, dem Tag, der heute ihr kirchlicher Gedenktag ist. Als ihre Grablege hatte sie schon zu Lebzeiten die Kapelle ihres Hospitals bestimmt. Angesichts der vielen Menschen, die zu ihrer Beisetzung kamen, wurde zum ersten Mal deutlich, wie beliebt Elisabeth gewesen war. Und es waren keineswegs nur die Armen, um die sie sich besonders gekümmert hatte, die ihrem Requiem beiwohnten, auch Bürger und Vertreter des Adels kamen nach Marburg, um dieser besonderen Frau, die mit ihrem Lebensmodell gleichermaßen Zuspruch und Widerspruch hervorgerufen hatte, die letzte Ehre zu erweisen."

Barbara Stühlmeyer, Elisabeth von Thüringen: Spiritualität - Geschichte - Wirkung, ist bei Topos Taschenbücher erschienen und hat 160 Seiten.



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