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Die Kunst, diplomatisch zu sein

Die Flagge des Vatikanstaates weht vor der Fassade des Petersdoms.
Christian Peschken (EWTN.TV) im Gespräch mit Gilles Emmanuel Jacquet
Genf
Die Genfer Schule für Diplomatie

“Men in Black”: Kleriker, die nicht als Priester unterwegs sind, sondern als Diplomaten. Dabei ist ein Diplomat ein Gentleman, der zweimal überlegt, bevor er nichts sagt...sagte John Steinbeck. Ob das wirklich stimmt? 

Wir sprachen mit jemandem der Diplomaten an der Genfer Schule für Diplomatie und internationale Beziehungen unterrichtet. “ In der Diplomatie scheint es oft so als wenn die Worte bedeutungslos wären, “ sagte er uns, “ jedoch kann die Art und Weise wie man Sätze formuliert, wie man sich ausdrückt, in sehr unterschiedlicher Hinsicht verstanden werden und dass kann sich sogar auf den Ruf eines Landes auswirken.” 

Gilles-Emmanuel Jacquet, praktizierender Katholik, Assistenzprofessor an der Genfer Schule für Diplomatie und internationale Beziehungen ist kein Fremder für EWTN TV.  Wir haben mit ihm zusammen von 2014 bis 2016 viele Interviews in Genf bei der UNO und im Genfer Presseclub aufgenommen.  

Gilles ist ein Franzose, der in Genf lebt. Er hat einen Master-Abschluss in Politikwissenschaft von der Universität Genf und in Europastudien vom Europäischen Institut der Universität Genf. Er ist spezialisiert auf Geschichte, Internationale Beziehungen und Geopolitik. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen bewaffnete Konflikte, Terrorismus, religiöser und politischer Radikalismus, ethnolinguistische und kulturellen Fragen sowie den Umgang mit religiösen und ethnischen Minderheiten.

Aus eigener Erfahrung mit vielen unserer EWTN Interviews bei den Vereinten Nationen in Genf, können wir feststellen, das es oft scheint, egal um welches Thema es auch geht, das man einen Diplomaten, einen Botschafter nicht dazu bringen kann 'ja' oder 'nein' zu sagen , sich festzulegen. Der französische Diplomat Alexis Leger ein Lanzmann von Gilles sagte ' Diplomatie ist die Kunst, mit hundert Worten zu verschweigen, was man mit einem einzigen Wort sagen könnte. 

Gilles-Emmanuel Jacquet, Genfer Schule für Diplomatie und internationale Beziehungen dazu: “ Nun, das ist es was einen Diplomaten ausmacht. Nicht zu direkt zu reden, nicht zu versuchen Leute zu verärgern, Dinge auf eine subtilere oder geschliffene Weise zu sagen. Es ist also nicht verwunderlich, dass Diplomaten in der Regel sehr vorsichtig reden, denn was sie sagen, kann gegebenenfalls zu einer Verantwortung durch den Staat den sie vertreten führen. 

In der Diplomatie scheint es oft so als wenn die Worte bedeutungslos wären. Jedoch kann die Art und Weise wie man Sätze formuliert, wie man sich ausdrückt, in sehr unterschiedlicher Hinsicht verstanden werden und dass kann sich sogar auf den Ruf eines Landes auswirken. 

Deshalb sind Diplomaten normalerweise sehr, sehr vorsichtig und weil es auch ein Teil des Protokolls ist das sie zu befolgen haben .  Sie haben Regeln wie andere Diplomaten oder Staatsoberhäupter angeredet werden.  Und selbst wenn Sie mit, sagen wir mal, einem Kontrahenten sprechen, werden Diplomaten sich  normalerweise sehr zurückhaltend und höflich verhalten. 

In der Praxis kommt es sehr selten vor, dass sich ein Diplomat rücksichtslos über andere Länder oder andere Staatsoberhäupter äußert.  So etwas wird als Unhöflich angesehen … also in einer sehr direkten  Art und Weise zu sprechen und auch sehr harsch zu kritisieren.”

Eine Frage die oft gestellt wird : Als Diplomat, der die katholische Kirche , den Vatikan vertritt, also als Priester, darf dieser seine Religion im Forum der UNO nicht verkünden ? Ist ein Diplomat des Heiligen Stuhls anders als nicht religiöse Diplomaten? 

Gilles-Emmanuel Jacquet : “Das ist eine sehr interessante Frage, denn mit dem Heiligen Stuhl haben wir es mit einem einzigartigen Fall zu tun.  Denn normalerweise repräsentieren Diplomaten einfach ein Land. Nunja Länder haben vielleicht eine Staatsideologie, oder können sogar eine Art religiöse Ideologie haben, wie Sie die  Islamische Republik hat. Aber in den meisten Fällen haben wir es mit staatlichen Vertretern zu tun,  selten mit Klerikern. Der Heilige Stuhl ist also in dieser Hinsicht sehr außergewöhnlich, denn die meisten seiner Diplomaten sind in der Tat religiöse Kleriker.  Wenn es nun um deren Rolle als Diplomaten geht, handeln Priester, Bischöfe oder Erzbischöfe eben wie Diplomaten, nicht als Priester. Sie sprechen wie Diplomaten, sie benutzen die gleichen Ausdrücke. Sie folgen dem gleichen Protokoll und befolgen den gleichen Richtlinien. Es ist wirklich selten, dass man z.B. Priester oder Vertreter des Heiligen Stuhls predigen hört, denn das ist nicht wirklich ihre Rolle. Jedoch kann der Heilige Stuhl genau wie andere Staaten auch, sagen wir, einige seiner sehr spezifischen Anliegen in Bezug auf seine, wenn man so sagen darf, Ideologie, seine religiöse Ideologie, zum Ausdruck bringen. 

Wir sehen also zwar nicht, dass Diplomaten des Heiligen Stuhls predigen, aber wir sehen, dass sie über Menschenrechte sprechen und auch Verbindungen zum Evangelium, zur Heiligen Schrift herstellen, denn das ist möglich. 

Kurzum: Diplomaten sind keine Prediger, das sieht auch der Heilige Stuhl so. Sie vertreten einen Staat, auch wenn es kein, sagen wir, gewöhnlicher Staat ist, weil es ein religiöser Staat ist mit dem Papst an der Spitze. 

Es kann also sein, dass Diplomaten des Heiligen Stuhls in ihren Erklärungen einige religiöse oder ethische Überlegungen anstellen. Aber sie predigen nicht. Sie folgen also wirklich, sagen wir, den Vorschriften, den Umgangsformen und dem Protokoll.” 

Im Februar dieses Jahres gab Papst Franziskus einen Empfang für Mitglieder des beim Heiligen Stuhl akkreditierten diplomatischen Corps. "Brüderlichkeit sein ein wahres Heilmittel gegen Krisen und Spaltungen", sagte er in seiner Ansprache an die Diplomaten. Die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright sagte einmal das sie als Diplomatin gelernt habe, dass zwischenmenschliche Beziehungen letztendlich den großen Unterschied machen. Und das ist es ja was Diplomaten suchen und brauchen , das persönliche Gespräch mit anderen. In dieser Zeit der Pandemie ist es sicher eine große Herausforderung für Diplomaten, da sih diese nicht mit Kollegen treffen können. 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Besonders wenn es um Friedensgespräche geht ist die Diplomatie ein ganz wichtiger Bestandteil um Frieden zu erreichen, oder um zu versuchen, Frieden zu erreichen. 

Wir fragten Gilles ob er Diplomaten bei brächte wie man den Frieden erreicht? 

“Den Frieden zu erreichen klingt, sagen wir, sehr ehrgeizig, “ sagt er , “ich würde jedoch eher davon sprechen das es dass Ziel ist zum Frieden beizutragen. Auch kleine Beiträge zu leisten, da diese nämlich mit der Zeit zu  einer  konkreten Errungenschaft führen können.   

Ich habe nicht wirklich, sagen wir mal, goldene Regeln, die ich Diplomaten mit auf den Weg geben kann, aber das Wichtigste ist, dass man sich in andere hineinversetzen sollte, um deren Standpunkte, deren Erfahrungen und deren Sichtweisen zu verstehen. 

Ohne dieses Verständnis ist es unmöglich bei Verhandlungen Kompromisse oder Lösungswege zu finden.  Man muß versuchen sich in die Lage der anderen zu versetzen, andernfalls wird man kaum verstehen, was sie erlebt haben oder warum sie so denken, wie sie denken. 

Das ist also das Erste, was ich Diplomaten oder Studenten sage. Die Sichtweise anderer verstehen und neugierig darauf zu sein auf die Erfahrungen der anderen, der Geschichte anderer Länder und auch anderer Kulturen.”

Ob er seinen katholischen Glauben an der Eingangstür lassen müsse nicht darüber sprechen dürfe, wenn er seine Schüler unterrichte ? 

“Also, das ist eine sehr interessante Frage. Ich weiß nicht, ob man wirklich eine solche Trennung zwischen seinem Glauben und dem, was man ist, vornehmen kann, wenn man sich in der Öffentlichkeit befindet oder wenn man arbeitet oder wenn man mit Menschen zu tun hat, die nicht gläubig sind.”

Gilles-Emmanuel Jacquet meinte, daß sein Glaube kein Gepäckstück sei welches man zu Hause einfach stehen ließe. “...Nein, mein Glaube ist jeden Tag mit mir.

Wenn es nun ums Unterrichten geht, predige ich nicht, ich unterrichte, unterrichte internationale Beziehungen, das ist etwas anderes. 

Aber wenn es um religiöse Fragen geht, versuche ich, ehrlich zu sein. Ich versuche, transparent zu sein, fair zu sein, auch in der Kritik an Dingen, die in der Welt passieren, in Bezug auf den katholischen Glauben und auch auf andere Religionen.

Ich lasse also meinen Glauben nicht zu Hause, aber ich versuche auch immer, sicherzustellen, dass  er den Leuten nicht schadet oder sie schockiert.  Ich bin immer respektvoll und berücksichtige das Umfeld der Leute mit denen ich zu tun habe.

Aber ich muß andererseits auch sagen, dass ich nicht glaube das in unserer Kultur in Westeuropa heutzutage, oder in Frankreich oder besonders in der Schweiz , christliche Werte im Widerspruch zu unseren Gesellschaften stehen, denn unsere Gesellschaften, auch wenn sie säkular sind, basieren doch ursprünglich auf christlichen Werten, in religiöser und kultureller Hinsicht.  

Für mich gibt es da also keine Widersprüche. Es kommt einfach darauf an, wo man ist und mit wem man spricht. 

Also ich lasse meinen Glauben nicht zu Hause, im Gegenteil er leitet mich jeden Tag.”

Botschafter ist der höchster Rang eines diplomatischen Vertreters, der von einer nationalen Regierung in eine andere entsandt wird. Auf uns Christen übertragen heißt das , daß jeder einzelne von uns ein Botschafter Jesu Christi ist und wir uns z.B. an diesem biblischen Vorschlag orientieren sollten : “ Ein freundliches Wort heilt und belebt, aber eine böse Zunge raubt jedem Mut. (Sprüche 15:4)

Hier ein LINK zu einem älteren Blogpost von Christian Peschken über den Heiligen Stuhl bei der UNO in Genf:  

Original Interview aufgenommen in Genf von Kameramann Andriy Ryndych. Redaktion, Deutsche Übersetzung, Moderation und Schnitt: Christian Peschken für EWTN.TV

(*) Hinweis: Dieser Blogpost – sein Inhalt sowie die darin geäußerten Ansichten – sind kein Beitrag der Redaktion von CNA Deutsch. Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln zudem nur die Ansichten der jeweiligen Autoren wider. Die Redaktion von CNA Deutsch macht sich diese nicht zu eigen.   

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