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Neu im Videoblog: "Fratelli Tutti" mit Rabbi Abraham Skorka

Rabbi Skorka im Gespräch mit Christian Peschken

In diesem Bericht unterhalten wir uns mit Abraham Skorka einem argentinischen Rabbiner, Biophysiker und Fachbuchautor. Rabbi Skorka ist zudem ein langjähriger, enger Freund von Papst Franziskus. Wir sprachen mit ihm über die Enzyklika “Fratelli Tutti” die laut dem Rabbi nicht nur für Katholiken sondern die ganze Menscheit spricht und jüdische Wurzeln hat 

Seine Enzyklika “Fratelli tutti” die auf ein Zitat von Franz von Assisi zurückgeht, wird von Papst Franziskus selbst als „Sozialenzyklika“ bezeichnet. 

Sie wurde im April diesen Jahres vom Heiligen Stuhl und dem Malteserorden bei der UNO in Genf vorgestellt. Zu den Teilnehmern der Online Veranstaltung zählten unter anderem Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, Kardinal Ayuso vom Päpstlichen Rat für interreligiösen Dialog, UN Flüchtlingsorganisationschef Filippo Grandi, Weltgesundheitsorganisationsdirektor Dr. Tedros, der Chef des Internationalen Roten Kreuzes, der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen … sowie der Rektor des lateinamerikanischen Rabbinerseminars Abraham Skorka. 

 

Wir fragten den Rabbiner was ihn dazu bewegt habe einen Brief von einem Papst zu lesen ? 

  

Rabbi Abraham Skorka, Rektor des lateinamerikanischen Rabbinerseminars (Seminario Rabinico Latinoamericano in Buenos Aires). “Als 1965 Papst Paul der 6. “Nostra Aetate” verkündete veränderte das die Beziehungen zwischen den Juden und Katholiken. Es löste einen gemeinsamen Dialog aus. Dank Gott und den großen Anstrengungen der vielen Menschen mit einer großen spirituellen Dimension, wurde dieser Dialog mehr und mehr vorangetrieben. 

Es ist daher nicht verwunderlich, dass nicht nur die Rabbiner, sondern viele Juden, die heutzutage in den katholisch-jüdischen Dialog involviert sind, ein Interesse daran haben, jede einzelne Enzyklika der Päpste zu analysieren. Das ist also der Grund des Interesses. 

Im Großen und Ganzen ist es aus historischer Sicht aus sehr wichtig, die Enzykliken des Papstes zu lesen und zu analysieren, und besonders in diesem Falle da “Fratelli Tutti”durch die Worte und Begriffe und die Botschaft nicht nur für Katholiken sondern die ganze Menscheit spricht. “

 

Rabbi Skorka kannte Papst Franziskus in Argentinien lange bevor er Papst wurde und ist mit befreundet. Ob er auch heute noch in engem Kontakt mit dem Papst stünde fragten wir ihn.  

 

Rabi Skorka: “Wir haben den Kontakt nie abgebrochen, seit er Papst geworden ist. Ein paar Tage nachdem er zum Papst gewählt wurde, um genau zu sein, am Tag vor dem Tag, an dem er zum Papst gekrönt wurde, rief er mich an. Er gab mir seine persönliche E-Mail um mit ihm in Kontakt zu bleiben, und seitdem sind wir in Kontakt. Und wenn ich in Rom bin, findet er immer Zeit und wir nutzen die Gelegenheit und treffen uns. Wir sind zwei Freunde. Wir reden wie Freunde über persönliche Dinge, und Dinge die uns verbinden, über die Familie und natürlich über den Dialog, über Begegnungs Fragen.”




Rabbi Abraham Skorka führte mit dem Erzbischof von Buenos Aires Jorge Mario Bergoglio, dem späteren Papst Franziskus, eine große Bandbreite interreligiöser Gespräche über Themen wie Gott, Fundamentalismus, Atheisten, Tod, Holocaust, Homosexualität und Kapitalismus. 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Die Dialoge fassten die beiden in einem Buch zusammen mit dem Titel “Über den Himmel und die Erde”. Das Buch wurde 2010 erstmalig veröffentlicht und wird als Angebot von Franziskus' Ansichten über seine Bemühungen, die Beziehungen zwischen den Religionen zu stärken, bezeichnet.

 

Ein zentrales Thema nicht nur in dem Buch aber besonders in “Fratelli Tutti” ist die Brüderlichkeit. Viele können sich dies jedoch in der heutigen Welt hinter Masken und Abstandhalten nicht mehr als erreichbares Ziel vorstellen ?

 

Rabi Skorka antwortet darauf, das dies keine Frage sei die man sich stellen solle, “.sondern die Brüderlichkeit muss erreicht werden. Gerade in dramatischen Zeiten, wie wir sie jetzt erleben, muß die gesamte Menschheit sehr hellhörig sein für das Leid von vielen, vielen Menschen. Was heute in Brasilien oder Indien vor sich geht ist wirklich eine Tragödie. Wir müssen mitfühlen, dass unsere Mitbrüder auf eine schreckliche Art und Weise leiden. Es sind dies unsere Mitbrüder. Nach unserem biblischen Verständnis sind wir alle Brüder, wir alle sind Nachkommen von einem Adam von Einem Menschlichen Wesen. Wir haben eine gegenseitige Verantwortung. Es ist eine grolße Herausforderrung für die Religionen heutzutage zusammenzukommen und zusammenzuarbeiten, um die Menschen zu retten, um ihnen zu helfen aus dem Leiden herauszukommen. 

Wir leben nicht nur mit Masken und Abstandhalten. Sondern wir sollten dies als Aufforderung sehen unser Herz dem Nächsten zu öffnen. Wir müssen zwar eine soziale Distanz wahren, aber wir müssen diese Distanz überwinden, die wir aufrechterhalten müssen, um diese schreckliche Pandemie zu stoppen. 

Das Leiden des anderen ist ein Aufruf an uns alle und besonders an alle Religionen und kulturelle Ausdrucksformen die wir kennen. Und wenn ich von kulturellen Ausdrucksformen spreche, so meine ich natürlich nur solche die von der Basis her für Gerechtigkeit stehen, dem Anderen Gutes tun und in biblischen Zeiten enstandenen Werte vermitteln. Ganz besonders Werte die die Menschen näher zu Gott bringen Natürlich beziehe ich mich nicht auf Religionen, in denen nur der Tod ein Leitbild ist und menschliches Leben keinen wirklichen Wert hat.

Denn menschliches Leben hat einen besonderen Wert, es ist das Wertvollste, was es im ganzen Kosmos gibt. Das ist eine biblische Idee und könnte auch eine philosophische sein. Und wenn beide, die Philosophen und religiösen Menschen so denken, dann sagt der eine. OK, es ist eine menschliche Grundlage und diese müssen wir preisen. Der andere sagt, wir ehren sie weil es der Weg ist, Gott zu ehren, was zum Beispiel die Bibel ist, die abrahamitischen Religionen.
Aber wir alle müssen in dieser ganz besonderen Zeit zusammen kommen, zusammen arbeiten, Schulter an Schulter, wie es im Buch des Hebräischen Propheten Zephania steht.”

 

Apropos die abrahamitischen Religionen. Es scheint oft das viele Christen vergessen das unser Herr und Retter Jesus nicht Christ sonder ein jüdischer Rabbi wahr und ist.  

 

“Ja, natürlich, “ sagt Rabbi Skorka, “ Ja, natürlich. Wenn ich die synoptischen Evangelien lese, spüre ich förmlich die Diskussion zwischen dem Rabbi Jesus und den anderen Rabbinern, den anderen Leuten, die viel über die Tora wissen, diese Diskussionen sind jüdische Diskussionen.
Die Botschaft hat viel mit den biblischen jüdischen Quellen zu tun, mit den Worten der Propheten. Es ist unmöglich, die Evangelien zu verstehen, ohne die Tora und die Bücher der Propheten. 

Man kann also Jesus nur dann verstehen, wenn man ihn als einen Juden sieht, als Rabbiner. “



Zum Abschluss des Gespächs fragten wir den Rabbi wie er persönlich aus der jüdischen Sicht,die Botschaft des Papstes “Fratelli Tutti” zusammenfasse?  

 

“Soweit ich weiß und wie ich ihn als guten Freund verstanden habe ist dies eine Zusammenfassung aller Botschaften die er gegeben hat, “ sagt Rabbi Skorka, “ und die wichtigste der Botschaften, die er gegeben hat und die er als Papst weiterhin gibt. Er hat zu der ganzen Menschheit gesprochen. Er hat das Kernstück der jüdisch-christlichen Vision darüber, was die Menschheit sein sollte wiedergegeben: Die Brüderlichkeit! Brüder und Schwestern zu sein, dem anderen gegenüber zu fühlen, dass der andere. Ein Mitbruder von mir ist. Und diese einfache und doch tiefe Botschaft, die aus der Bibel kommt, beschreibt das zentrale Wesen der Welt. Es ist eine zentrale Konzeption im jüdischen Glauben, in der Bibel. Nun gibt es alle möglichen Details in der Enzyklika, die ich ein bisschen kritisiere, aber der Kern der Enzyklika, das ist die höchste Botschaft. 

Und das war auch der Anreiz für uns beide, als wir uns in Argentinien kennengelernt haben. Diese Botschaft, die wir gemeinsam haben und für die wir uns einsetzen müssen in unserem Leben. “

 

Der emeritierte Papst Benedikt der 16-te betonte 2018, dass Christen und Juden zwar "nach menschlicher Voraussicht" keine Einigkeit in der Interpretation der hebräischen Bibel mit Blick auf Christus erzielen würden: "Das ist die Sache Gottes am Ende der Geschichte." Daher sei das Ziel des Dialogs, "um die rechte Erkenntnis zu ringen" und die Auffassung der anderen Seite "ehrfürchtig zu bedenken". 

 

Original Interview aufgenommen in Philadelphia von Kameramann TG Gainey   

Redaktion, Deutsche Übersetzung, Moderation und Schnitt: Christian Peschken für EWTN.TV




*Hinweis: Dieser Blogpost – sein Inhalt sowie die darin geäußerten Ansichten – sind kein Beitrag der Redaktion von CNA Deutsch. Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln zudem nur die Ansichten der jeweiligen Autoren wider. Die Redaktion von CNA Deutsch macht sich diese nicht zu eigen.   

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