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 Auf dem Weg zu einem immer größeren "Wir" 

Erzbischof Ivan Jurkovic (re.) im Interview mit Christian Peschken

Die Parole lautete: "Beschleunigung der Maßnahmen zur Bewältigung von Migration und Vertreibung im Zusammenhang von Klima- und Umweltveränderungen" .Eine Gesprächsrunde der Internationalen Organisation für Migration IOM in Genf bei der UNO eine virtuelle Gesprächsrunde. 

Monsignore John Putzer, Erster Sekretär der Ständigen Beobachtermission des Heiligen Stuhls bei der UNO in Genf verlaß die Videobotschaft des Heiligen Stuhls in der dieser auf Papst Franziskus verwies dem dieses  Thema sehr am Herzen liegt:  

"Indem er die Auswirkungen des Klimawandels auf das Leben von Millionen von Vertriebenen hervorhob, bekräftigte er, dass "sehen oder nicht sehen" die Frage ist, die uns zur Antwort im gemeinsamen Handeln führen sollte." 

Die Schlussfolgerung mag sein: Sehen oder nicht sehen könnte über unser 'Sein oder nicht sein entscheiden'. 

Ob das so ist wollte wir erfahren und sprachen mit dem zukünftigen Botschafter des Heiligen Stuhls in Kanada, Erzbischof Ivan Jurkovič. 

In der Botschaft an die IOM sagte der Heilige Stuhl:  "Es ist wichtig, anzuerkennen, dass die Klimakrise ein "menschliches Gesicht" hat. Die Klimakrise ein menschliches Gesicht hat? Wie meinen Sie das? 

Erzbischof  Ivan Jurkovič: "Wie wir alle wissen, ist das menschliche Verhalten wahrscheinlich die Ursache des Klimawandels. Der Klimawandel ist eine komplexe Frage, auf die niemand eine konkrete und sichere, sofortige Antwort geben kann, wie man sie lösen kann. Das ist alles, was wir wissen. Was wir heute wissen, ist eher, dass die politische und soziale Energie ausreicht, um sich dem zu stellen, um anzufangen, unser Verhalten zu ändern, um anzufangen, andere Mittel einzusetzen, um zu bestimmten Zielen zu kommen, hoffentlich bald, wenn möglich. Deshalb denke ich, dass in dieser Ungewissheit, in dieser Komplexität der Frage, jeder Schritt, jede Ermutigung, jede Entscheidung und Unterstützung so wichtig ist. Wissen Sie, ich sage immer, wenn wir über unsere Umwelt sprechen, sind wir selbst wahrscheinlich die größten Nutznießer. 

Denn wenn wir unser Verhalten ändern, und das können wir, wissen Sie, wir können unser Verhalten ändern, ohne das Niveau unseres Lebens zu mindern. Die Lebensqualität können wir bewahren, aber wir können unser Verhalten ändern, und ich denke, das wäre so vorteilhaft für uns.

Es ist daher so wichtig, dass der Heilige Stuhl die anderen ermutigt, denn wenn man nur auf den wirtschaftlichen Effekt schaut, dann hat man viele andere Interessen, die nicht so großzügig und so ethisch verantwortlich sind.

Deshalb ist es wichtig, dass der Heilige Stuhl die anderen ermutigt und bei diesen Überzeugungen bleibt. dass wir zu einer besseren Zukunft beitragen können, indem wir das Klima schützen, indem wir den Klimawandel so gut wie möglich verhindern.

Spielen junge Menschen die sich verstärkt für dieses Thema interessieren eine Rolle bei der Lösung des Klimawandels? 

Erzbischof  Ivan Jurkovič: "Was ich immer gesagt habe ist, dass ich in diesem Interesse seitens der Jugend, ein so wichtiges Element sehe.
Wir haben plötzlich, erst in den letzten paar Jahren, ein sehr starkes Engagement der Jugend. Es scheint so zu sein, dass sie diese Sorge um die Zukunft wahrnehmen. Unsere ältere Generation mag sagen, die Zukunft geht uns nichts an, sie gehört uns nicht so sehr, aber die Jugend weiß, dass die Zukunft für sie ist.

Und sie sehen das wie eine Berufung. Es ist sicher ungewöhnlich, dass so junge Menschen eine so starke Wahrnehmung der Gefahr des Klimawandels erkennen. 

Ich denke, das ist etwas sehr Schönes, denn wir haben nicht viele andere Ideen, die die Aufmerksamkeit der Jugend heute auf sich ziehen würden, aber der Klimawandel tut es sicherlich.

Auch aus politischer Sicht sieht man, dass in vielen Ländern der Welt so genannte grüne Parteien oder grüne Ideen immer stärker werden.
Es ist eine Art Reaktion, wahrscheinlich aufgrund der Angst, die sich aus den Daten, wissenschaftlichen Daten und auch aus der allgemeinen Diskussion ergibt, dass die Zukunft ernsthaft in Gefahr sei.

Ich denke, das zeichnet auch die Bedeutung des Pontifikats aus , dass er gleich von Anfang an diese Wahrnehmung der modernen Welt gespürt hat.
Der Papst hat durch seine Enzyklika sofort die Gefahr und die Sorge um die Umwelt benannt. Und viele Leute haben gesagt, dass während des Treffens in Paris, als die Charta zum Klimawandel angenommen wurde, fast jedes Staatsoberhaupt den Papst zitiert hat.

Ich denke, als Kirche müssen wir in dieser Sache aufmerksam bleiben.  Das ist kein rein religiöses Thema, aber es geht einher mit der christlichen Auffassung von der Sorge um die anderen und vor allem um diejenigen, die nach uns leben werden.
Das bedeutet also dass es Teil der Menschheitsfamilie und Teil der  Geschichte ist. Jeder Moment der Geschichte ist wichtig und wir müssen uns um die Zukunft kümmern."
 

Zum diesjährigen Welttag der Migranten und Flüchtlinge sagte Papst Franziskus, Zitat: 

"Als wir uns im Ungehorsam von Gott abwandten, wollte er uns in seiner Barmherzigkeit einen Weg der Versöhnung anbieten, nicht als Einzelne, sondern als ein Volk, ein "Wir", das die ganze Menschheitsfamilie ohne Ausnahme umfassen sollte." Der Papst fuhr fort, " Ich habe mir gewünscht, die Botschaf  zum diesjährigen Welttag der Migranten und Flüchtlinge dem Thema "Auf dem Weg zu einem immer größeren "Wir"" zu widmen, um einen klaren Horizont für unseren gemeinsamen Weg in dieser Welt aufzuzeigen." 

Die menschliche Familie hat seit Anbeginn der Zeit aus dem einen oder anderen Grund migriert. Viele von uns sind Nachkommen von Migranten. Wenn ein Krieg ausbricht, migrieren Menschen, oder wenn das Klima zu heiß ist, können Menschen migrieren. Warum scheint es in vielen Ländern ein Problem zu sein, Migranten aufzunehmen und ihnen zu helfen, warum haben manche Gesellschaften ein Problem damit, Brüderlichkeit zu praktizieren?   

Erzbischof  Ivan Jurkovič: "Wir müssen hier zwischen Migranten und Flüchtlingen unterscheiden. Flüchtlinge sind Menschen, die vor dem Tod fliehen. Das heißt, sie fliehen vor Krieg oder fliehen vor sehr gefährlichen Situationen. Migranten sind Menschen, die auf der Suche nach einem besseren Leben sind oder versuchen, zu ihren Verwandten zu kommen oder danach streben, mehr zu lernen oder auch danach streben, mehr zu geben. 

Wir müssen also zwischen diesen beiden Kategorien unterscheiden.

Das Problem ist, dass heute auch Migranten, viele Migranten praktisch gezwungen wurden zu migrieren. Wir haben also diese Unterscheidung zwischen Migranten und Flüchtlingen verwischt.

Wir wissen also nicht genau, wer geschützt ist, denn nach der Genfer Konvention sind Flüchtlinge bereits geschützt, aber Migranten sind nicht geschützt. Das heißt also, wir müssen darauf achten, dass wir das aus juristischer Sicht ganz anders sehen, aber aus menschlicher Sicht nicht viel anders. Aber wie Sie bereits sagten, es ist ein Problem. 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Ich denke ein sehr biblisches Problem, wissen Sie.
Warum verhält sich der Mensch auf diese Weise?
Sie erinnern sich, in der Bibel, ganz am Anfang, als Kain Abel tötete. Sie teilten die Welt. Der eine ging auf die eine Seite, der andere ging auf die andere Seite.

Warum der Mensch es nötig hat, irgendwie getrennt zu sein, abgesondert zu sein und nicht diese offenherzige Haltung gegenüber den anderen zu haben, ist ein echtes Rätsel. Es ist wahrscheinlich das Geheimnis der Erlösung.
Das ist der Grund, warum wir, wenn wir über Erlösung sprechen, über die Wahrheit unseres Glaubens, über die Erlösung durch Jesus, nicht über etwas, das uns helfen könnte sonder etwas das notwendig ist, um uns zu helfen.
Es ist die einzige Lösung. Es gibt keine Heilung für ein menschliches Herz, ausser durch die Erlösung durch Gott. 

Das ist also der Grund, warum wir das sagen, was wir hier in unseren Aussagen erklären. Wir benutzen viele Worte, aber im Grunde glauben wir, dass Gott unsere Herzen verändern muss. 

Und wenn Gott unsere Herzen verändert, werden wir auch unsere Einstellung zu den anderen verändern. 

Das sind sehr spirituelle, sehr biblische, sehr tief theologische Fragen. 

Und wir als Mission des Heiligen Stuhls, wir vertreten diese Vision, und sagen sicherlich auch noch so viele andere Dinge, tragen zu Ideen und zu Initiativen bei, die von den anderen geteilt werden.

Also ich denke, dass diese spirituelle Dimension so wichtig ist und auch in Zukunft wichtig sein wird für das Zusammenleben, nicht nur aus ethnischer Sicht, sondern auch einfach für das Zusammenleben, in Ländern, in denen man physisch praktisch gleich ist wie die anderen und man trotzdem Schwierigkeiten hat, mit den anderen zusammenzuleben.
Das heißt also, es ist eine Notwendigkeit. Es ist, wie soll ich sagen, es ist ein Hilferuf in Form des menschlichen Verhaltens, ein Schrei, ein Bedürfnis nach Erlösung.
Es ist so einfach zu erkennen , dass der Mensch erlöst werden muss, um fähig zu sein, seinen Nächsten zu akzeptieren.

Ich denke, das ist sehr, sehr wichtig, wenn man über Migration, über Inkulturation, über Integration spricht, das heißt, es ist auch ein geistiger Prozess, der beginnen muss und auf eine höhere Ebene gebracht werden muss."

Wie Papst Franziskus kürzlich erinnerte, gibt es eine "ökologische Schuld, gegenüber der Natur und auch gegenüber den Völkern, die von der vom Menschen verursachten ökologischen Degradation und dem Verlust der biologischen Vielfalt betroffen sind. 

Der Papst sagte, daß diese Fragen nicht einfach politisch oder wirtschaftlich sind; sie sind Fragen der Gerechtigkeit, einer Gerechtigkeit, die nicht länger ignoriert oder aufgeschoben werden kann. In der Tat bringen sie eine moralische Verpflichtung gegenüber zukünftigen Generationen mit sich, denn die Ernsthaftigkeit, mit der wir auf sie reagieren, wird die Welt prägen, die wir unseren Kindern hinterlassen

Wir möchten an dieser Stelle jemandem gedenken der stets ein Anhänger von Papst Franziskus war und ihn oft im Zusammenhang mit Migranten und Flüchtlingsthemen zitierte: Botschafter William Lacy Swing, ehemaliger US Botschafter, sowie Sonderbeauftragten des Generalsekretärs der Vereinten Nationen und für viele Jahre Generaldirektor der Internationalen Organisation für Migration bis 2018. 

William Lacy Swing verstarb am 12. Juni diesen Jahres im Alter von 80 Jahren in Kuala Lumpur, Malaysia. 

Original Interview aufgenommen in Genf von Kameramann Andriy Ryndych. Redaktion, deutsche Übersetzung, Moderation und Schnitt: Christian Peschken für EWTN.TV 

Hinweis: Dieser Blogpost – sein Inhalt sowie die darin geäußerten Ansichten – sind kein Beitrag der Redaktion von CNA Deutsch. Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln zudem nur die Ansichten der jeweiligen Autoren wider. Die Redaktion von CNA Deutsch macht sich diese nicht zu eigen.   

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