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Fatima ist eine Antwort auf die geistige Ruinenlandschaft der Gegenwart

Denkmal der betenden Hirten-Kinder in Fatima (Portugal)

Aus Fatima spricht Maria in eine düstere Welt, um sie zu retten. Welche Mittel reicht sie? Waren sie wirksam? Helfen sie heute?

Als Maria 1917 drei Hirtenkindern erscheint, versucht eine liberalistische Regierung, das Christentum in Portugal auszulöschen, bedroht die Kinder mit dem Tode, verbietet Wallfahrten und lässt die Kapelle sprengen, die auf Mariens Wunsch errichtet war. In Mexiko bricht unter vergleichbarer Herrschaft wenig später der Guerra Cristera aus, der viele Martyrien fordert. Erst neulich sprach Papst Franziskus José Sánchez del Río heilig, in mancher Hinsicht ein Zeit- und Leidensgenosse der Hirtenkinder von Fatima, der 15-jährig sein Blut für Christus, den König, vergoss.

Vor hundert Jahren tobte ein Krieg nie gekannter Schrecken, der selbst Portugal mitriss, das Vorspiel eines schrecklicheren Weltenbrandes, der aus dem nationalsozialistischen Deutschland hervorbrach. Wegen der Sünden werde dieser Krieg kommen, kehrten die Menschen nicht um, prophezeit Maria. Kurz vor ihrer ersten Erscheinung macht sich Lenin auf den Weg, um die Fackel des Kommunismus in eine morsche Welt zu werfen. Unendliches Leid werde aus den Irrtümern entstehen, die sich von Russland verbreiten.

Herzergreifend schön erscheint Maria in aller Düsternis mit Menschenmaß übersteigender Liebe. Sie erweckt Gegenliebe und das Verlangen nach Sühne, "teilnehmender Miterlösung". Denn jeder ist gerufen, an der Erlösung seiner selbst, der Nächsten, der Welt mitzuwirken. Aus Liebe zeigt Maria die Schrecken der Hölle, der Folge der Sünde, des zerstörenden Missbrauchs der Freiheit, und bietet ihr Unbeflecktes Herz als Zuflucht und Weg, der zu Gott führt.

Was meint Maria, wenn sie die Weihe an ihr Herz und dessen sühnende Verehrung wünscht?

Herz ist der Inbegriff aller seelisch-geistigen Kräfte, die sich in einer Person zu einzigartiger Gestalt verbinden. Menschen von Herz halten Willen, Gemüt, Verstand in einer bewegten, gestalteten Ordnung. Wenn wir vom Herzen Mariens sprechen, leuchtet die Ordnung, das Richtigsein, besonders hell. Da sie ohne Sünde blieb, bedeutet ihr Herz die intakte Ordnung schlechthin, den ganzen Kosmos der geschaffenen Welt, sofern er in Ordnung ist und niemals in Unordnung war. Mariens empfindendes Mutterherz verkörpert die ursprüngliche Schöpfungsordnung als Person, die sich uns liebend zuwendet.

Die Weihe an das Herz Mariens ist unsere Übereignung an einen Kosmos, der immer in Ordnung war. Zugleich möchte eine solche Weihe den Kosmos ihres Unbefleckten Herzens ausbreiten, in uns selbst, unseren Lebenslagen, der Kirche und der Gesellschaft. Diese Weihe steht unserer Nachfolge Christi nicht entgegen: Wir dienen Christus wirksamer, wenn wir uns seiner Mutter weihen. Gelebt wird die Marienweihe durch die Kommunion in sühnender Haltung und das Rosenkranzgebet, in dem wir alle Erlösungsgeheimnisse wie Maria in unserem Herzen bewegen.

"Wer glaubt, dass die prophetische Mission Fatimas beendet sei, der irrt sich", predigt Papst Benedikt 2010 und macht bewusst, wie sehr sich Maria auch heute an uns wendet. Bewegend und bewegt schildert er den "Kreislauf des Todes und des Schreckens", den zu entfesseln dem Menschen gelungen sei und den er nicht mehr zu durchbrechen vermöge. Um die "Stadt der Menschen" zu retten, frage Maria in Fatima: "Wollt ihr euch Gott hingeben, um alle Leiden ertragen zu können, die er euch aufzubürden gedenkt, als Sühne für die Sünden, durch die er geschmäht wird, und als flehentliche Bitte um die Bekehrung der Sünder?".

Immer wieder spricht Papst Franziskus von einem schrecklichen Dritten Weltkrieg, der "stückweise" schon begonnen habe. Längst diskutieren Politikwissenschaftler, wie er sich schneller, als wir wahrhaben möchten, auch militärisch entzünden könnte. Immer wieder benennt Franziskus das Wirken des Teufels in einer "zerbröckelten Welt" und entlarvt seine Lügen wie die "diabolische Gender-Ideologie".

Bei allem vielleicht nicht so sicheren Wohlstand stehen Katholiken inmitten eines Glaubensverlustes, der viel mehr aufstört als äußere Faktoren: "Wir verlieren unsere Wurzeln – warum löst der gigantische Niedergang noch immer keinen Aufschrei aus?" fragt Peter Seewald den Passauer Bischof. Wahrscheinlich sei es so etwas wie eine schleichende Betäubung, lautet die Antwort, etwas wie ein schleichendes Gift, das sich nach und nach ausbreite, ohne dass man es zunächst merke: "Das Salz ist schal geworden. Die Leute latschen drüber. Keiner braucht noch die Kirche": "Es könnte sein, dass es irgendwann sogar in unserem Land keine wahrnehmbare Kirche mehr gibt".

Von unserem Land spricht jedoch eine Verheißung: "Deutschland wird noch in den Schafstall des Herrn zurückkehren; … und die Herzen Jesu und Marias werden dann mit Glanz herrschen".

Für Nachgeborene, die nach der Bedeutung Fatimas fragen, ist der Marienfrühling der jungen Bundesrepublik eine unerwartete Entdeckung. Überrascht lernen sie, dass die Wiedergeburt Westdeutschlands nach einem materiellen, moralischen und geistigen Untergang, die Grundlage einer 70-jährigen Friedensepoche, mit der Verehrung Unserer Lieben Frau von Fatima verbunden war: 1954 wurde Deutschland ihrem Unbefleckten Herzen geweiht. Fatima-Frömmigkeit war auch eine Kraftquelle Konrad Adenauers, des ersten Bundeskanzlers.

Bei allen Unterschieden bestehen Parallelen zwischen der Gegenwart und unmittelbaren Nachkriegszeit. Was konnte nach 1945 ein "Sterben der Kirche in den Seelen" nicht nur aufhalten, sondern in unerwartetes Aufblühen verwandeln? Eine Antwort bietet Joseph Ratzinger: Auf der einen Seite habe die liturgische Bewegung gestanden, "deren Ursprünge in der von Solesmes ausgehenden Erneuerung des benediktinischen Mönchtums, aber auch in der eucharistischen Idee Pius‘ X., zu suchen sind". Die marianische Bewegung auf der anderen Seite, "die mit dem Pontifikat Pius‘ XII. ihren die ganze Kirche erfassenden Höhepunkt erreichte", habe sich von den Erscheinungen der Gottesmutter ansprechen lassen.

Der kirchliche Aufbruch der Nachkriegsjahre war also von den beiden Triebkräften getragen, die auch Fatima kennzeichnen: In einer vorbereitenden Erscheinung habe ein Engel einen Kelch gehalten, berichtet Schwester Lucia und beschreibt eine liturgisch-eucharistische Handlung: "Darüber schwebte eine Hostie, aus der einige Blutstropfen in den Kelch fielen. Der Engel lies den Kelch in der Luft schweben, kniete sich zu uns nieder". Er ließ die Kinder dreimal ein Anbetungsgebet wiederholen. "Danach erhob er sich, ergriff den Kelch und die Hostie, und teilte das Blut im Kelch zwischen Jacinta und Francisco auf".

In den geistigen Ruinenlandschaften der Gegenwart, die der neoliberalistische Säkularismus und postkonziliare Umbruch hinterlässt, können auch wir von Fatimas Triebkräften lernen. Möge nach allen Leiden "als Sühne für die Sünden", die wohl von uns noch gefordert sein werden, in vollem Maße in Erfüllung gehen: "Die Herzen Jesu und Marias werden dann mit Glanz herrschen".

Dr. Wolfgang Koch war Teilnehmer des Mariologischen Weltkongresses in Fatima und hat mehrfach zum Thema publiziert. Der Wissenschaftler forscht an einem Fraunhofer-Institut und lehrt an der Universität Bonn. Zuerst veröffentlicht am 1. Januar 2017.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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