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Neu im Videoblog: Konfliktauswirkungen

Christian Peschken mit Nuntius Nwachukwu im April

Erzbischof Fortunatus Nwachukwu, Ständiger Vertreter des Heiligen Stuhls bei der UNO in Genf: “Und so weihen wir Russland und die Ukraine unserer Gottesmutter, damit unsere Gottesmutter durch ihre Fürbitte bei ihrem Sohn, unserem Herrn Jesus Christus, den Frieden erreicht...Wenn man Terrorismus oder Extremismus bekämpfen will, kann man das tun, indem man sich mit der Religion beschäftigt und die Menschen  aufklärt was die Religion tatsächlich lehrt, was eine bestimmte Religion tatsächlich lehrt...Wenn wir über das Recht auf Nahrung sprechen, so geschieht dies aus der Position des Heiligen Stuhls zum Recht auf Leben, zur Verteidigung der Menschenwürde.“

Vom 28. Februar bis zum 1. April fanden die Sitzungen des Menschenrechtsrates bei der UN in Genf statt. Der Heilige Stuhl bei der UN in Genf war sehr aktiv und partizipierte in vielen der Ratssitzungen.  

In dieser Ausgabe des Videoblogs zum Thema Gefahr für die Religionsfreiheit, das Recht auf Nahrung, die teilweise Nahrungsmittelknappheit und zur Gottesmutter Weihe Russlands und der Ukraine sprechen wir wieder mit einem gerngesehenen Gast, dem Nuntius bei der UN in Genf. Der Vatikan bemüht sich seit Kriegsausbruch in der Ukraine um eine diplomatische Rolle und Hilfe für den Frieden. Einer der, zumindest aus katholischer Sicht, Höhepunkte dieser Anstrengungen für den Frieden, war die Weihe Russlands und der Ukraine dem Unbefleckten Herzen Mariens.Das Ritual geht auf Berichte über Marienerscheinungen in Fatima in Portugal im Juli 1917 zurück – damals soll die Mutter Jesu drei Kindern aufgetragen haben, Russland dem Unbefleckten Herzen Mariens zu weihen, damit das Land nicht vom christlichen Glauben abfalle und für Frieden.

Die Handlung, die Folgsamkeit, Gehorsamkeit das zu tun was die Muttergottes vor 105 Jahre aufgetragen hat, um heute, um jetzt ein Ende des Krieges in der Ukraine zu bewirken demonstriert doch in dramatischer Weise das Religion weit über Politik hinausgeht?  

Erzbischof Fortunatus Nwachukwu: “Nun, natürlich geht die Religion weit über die Politik hinaus. Wir wissen, dass Religion das Herz der Menschen berührt. Religion. Gute Religion sucht das Wohl des anderen. Ich denke, es ist eine wunderbare Sache, die Papst Franziskus tut, und dazu Bischöfe und Kirchenführer auf der ganzen Welt einlädt, sich ihm anzuschließen, indem er den Menschen in Russland und der Ukraine Frieden wünscht und für ihren Frieden und ihr Wohlergehen betet. Ich glaube, es gibt niemanden, der sich nicht über gute Wünsche von anderen Menschen freut. Und ich denke, dass die besten Wünsche, die wir einer Person überbringen können, darin bestehen, ihr zu sagen, dass wir für ihr Wohlergehen beten. Und so weihen wir Russland und die Ukraine unserer Gottesmutter, damit unsere Gottesmutter durch ihre Fürbitte bei ihrem Sohn, unserem Herrn Jesus Christus, den Frieden erreicht. Frieden und Wohlergehen ist das Beste, was man in diesem Moment für die Menschen tun kann, denn es ist kein Akt der Aggression. Es ist der stärkste Akt der Solidarität für beide Seiten. Und es ist der größte Akt der Liebe. Der größte Akt der Liebe im Christentum ist das Gebet für den anderen.

Und so ruft der Papst sozusagen die ganze katholische Welt, ja die ganze christliche Welt, wenn nicht sogar die ganze Menschheit auf, sich diesem Akt der Liebe zu den Menschen in Russland und der Ukraine anzuschließen.” 

Exzellenz, der Heilige Stuhl nahm im März an dem interaktiven Dialog mit dem UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Glaubensfreiheit teil.  Ihre Delegation verurteilte, ich zitiere: ..., dass in bestimmten Zusammenhängen repressive Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung eingesetzt werden, um die Rechte religiöser oder weltanschaulicher Minderheiten im Namen der Bekämpfung des "Extremismus" oder der Bedrohung der Sicherheit zu verletzen. - Ende Zitat-

Sind Sie besorgt über diese ernstzunehmende Warnung, dass der Tag kommen wird an dem die authentischen Lehren der Bibel als Hassreden bezeichnet werden?

Erzbischof Nwachukwu: “Natürlich bin ich das Christian. Das ist eine Gefahr, vor der wir uns in Acht nehmen müssen, denn wir alle wissen, dass unsere Anwendung und die Nutznießung unserer Menschenrechte da aufhören, wo die gleichen Menschenrechte eines anderen beginnen.

Wir haben das Recht auf Religionsfreiheit, und das ist ein Recht, das respektiert werden muss, während wir gleichzeitig den Terrorismus bekämpfen und versuchen, Hassreden zu unterlassen. Ich denke, wenn wir über Hassreden sprechen, müssen wir auch über Hasstaten sprechen. Man kann es nicht als Hassreden bezeichnen, wenn es der authentische Teil des religiösen Glaubens einer Person oder einer Gruppe ist. Genauso wenig kann man mit Hassreden etwas verhindern, das authentisch ist, das Ergebnis wissenschaftlicher Forschung.

Ich sag mal, wenn ich zum Beispiel Raucher wäre, rauche, frage ich mich, ob ich die Aufschrift auf der Zigarettenpackung, die besagt, dass Rauchen gefährlich ja tödlich ist, als Hassrede ansehen würde.Ist das Hassrede?

Das ist die Überzeugung der medizinischen Forschung und von Ärzten.

In gleicher Weise teilen wir die Überzeugung von religiösen Systemen und Gruppen, solange sie nicht als Quelle von physischer Gewalt gegen andere Menschen eingesetzt wird. Ich denke also, dass die Religionsfreiheit ein Grundrecht ist. Wir müssen respektiert werden, genauso wie die Redefreiheit ein Recht ist, das respektiert werden muss, und genauso wie das Recht auf Leben ein Recht ist, das vor Leuten geschützt werden muss, die Religion oder andere Vorwände benutzen, um gegen das Recht auf Leben vorzugehen.”

Der Fall der finnischen, evangelisch-lutherischen Ärztin Päivi Räsänen, eine ehemalige Innenministerin Finnlands, gegen die eine Anklage wegen Aufwiegelung gegen Minderheiten (in dem Fall Homosexuelle) erhoben wurde, und während seines Schlussplädoyers die Staatsanwaltschaft argumentierte, dass das Wort “Sünde” schädlich sein kann, zeigt deutlich in welche Richtung die Auslegung sogenannter Hassverbrechen geht. Gottseidank, wurde Frau Räsänen kürzlich von einem Gericht in Helsinki freigesprochen.        

Exzellenz, ist es überhaupt möglich, den Extremismus zu bekämpfen, Freiheiten und Rechte oder den Frieden aufrechtzuerhalten, ohne Religion, ohne Gott, und ohne seine Gebote zu beachten? 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Erzbischof Nwachukwu: “ Wir müssen da sehr vorsichtig sein. Wir müssen verstehen, was Religion ist. Religion hilft uns, das Gewissen zu schulen. Religion hilft uns, Menschen zusammenzubringen und gemeinsame Prinzipien, gemeinsame Regeln des Lebens zu schaffen. Religion hilft uns, Vertrauen zwischen Menschen aufzubauen, insbesondere zwischen Menschen desselben Glaubens. Wenn man also Menschen zusammenbringen will, ist die Religion eine wichtige Plattform dafür.

Wenn man Terrorismus oder Extremismus bekämpfen will, kann man das tun, indem man sich mit der Religion beschäftigt und die Menschen aufklärt was die Religion tatsächlich lehrt, was eine bestimmte Religion tatsächlich lehrt.

Die meisten Fälle von Extremismus sind Abweichungen von den grundlegenden Lehren der betreffenden Religionen. Daher denke ich, dass die verschiedenen Mitglieder bestimmter Religionen ermutigt werden müssen, die Grundsätze und Lehren ihrer Religion ausreichend zu erklären und darzulegen, denn ich glaube, dass der religiöse Extremismus am besten innerhalb der Gemeinschaften bekämpft werden kann, innerhalb der betroffenen Religionsgemeinschaften. “

Die Delegation des Heiligen Stuhls nahm auch im März an dem interaktiven Dialog mit dem UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung teil.  Das Recht auf Nahrung, auch Recht auf angemessene Ernährung, gehört seit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 zu den anerkannten internationalen Menschenrechten.

Die Delegation zitierte, wie so häufig, Papst Franziskus der uns daran erinnern würde, dass "es nicht ausreicht, Lebensmittel zu produzieren. Wir brauchen eine neue Denkweise und einen neuen ganzheitlichen Ansatz und müssen Ernährungssysteme planen, die die Erde schützen und die Würde des Menschen in den Mittelpunkt stellen".

Erzbischof Nwachukwu: “ Nun, Christian, lassen Sie uns hier darauf hinzuweisen, dass die Position des Heiligen Stuhls stets kontinuierlich ist. Wenn wir über das Recht auf Nahrung sprechen, so geschieht dies immer aus der Position des Heiligen Stuhls zum Recht auf Leben, zur Verteidigung der Menschenwürde heraus. Nun, man kann nicht über das Recht auf Leben sprechen, ohne über die Mittel zum Schutz dieses Lebens zu sprechen. So wie das Leben ohne Nahrung stirbt, verwelkt, so kann auch die Menschenwürde ohne die notwendige Erhaltung nicht geschützt werden. Man kann also nicht vom Recht auf Leben sprechen, ohne auch das Recht auf Nahrung mit einzubeziehen.

Und wenn Sie gestatten, füge ich noch das Recht auf trinkbares Wasser hinzu, denn Nahrung und Wasser sind die Mittel zur Erhaltung des Lebens.

Ich denke also, dass dies grundlegende Dinge sind, die jede Regierung anstreben sollte, ihrer Bevölkerung, ihrem Volk, bereitzustellen... Die Regierungen sind verpflichtet, für ein geeignetes Umfeld zu sorgen, das die Menschen in die Lage versetzt, sich mit der notwendigen Nahrung, dem notwendigen Trinkwasser zu versorgen, und auch nicht nur für die Voraussetzungen zu sorgen, sondern in manchen Fällen den Menschen zu helfen, die Nahrung, die sie brauchen, und das Trinkwasser, das sie brauchen, bereitzustellen.” 

Angesichts des Ukraine-Krieges prüfen nun die Länder die Einfuhr bestimmter Lebensmittel genauer. Verknappung von Sonnenblumenöl. Gut drei Viertel der weltweiten Ausfuhren von Sonnenblumenöl kommen aus der Ukraine und Russland. Allein auf die Ukraine entfällt die Hälfte aller Ausfuhren. In Deutschland werden 94 Prozent des Sonnenblumenölbedarfs durch Importe gedeckt. Das bedeutet, dass nur sechs Prozent aus heimischer Produktion stammen.Ist das nicht ein Aufruf, die lokale, regionale Landwirtschaft zu fördern ... weltweit ... könnte das auch eine Lösung gegen die Nahrungsmittelknappheit sein?

Erzbischof Nwachukwu: “ Nun, das wird eine Lösung für die Nahrungsmittelknappheit sein, aber ich denke, der Krieg ist auch etwas, das uns lehrt, dass Menschen und Dinge, die wir als selbstverständlich ansehen, nicht als selbstverständlich angesehen werden sollten.

Bevor dieser Krieg ausbrach, wussten viele Menschen nicht, wie wichtig die Ukraine für unsere Welt in Bezug auf die Versorgung mit Erdöl und Getreide war. Viele Menschen wussten nicht, wie viel Getreide und Erdöl aus Russland und der Ukraine importiert wurde.

Das erste, was hoffentlich gelernt haben, ist, dass wir niemanden, kein Land als selbstverständlich ansehen dürfen und dass es wichtig ist, die Nahrungsmittelproduktion zu stärken, weltweit.

Aber es gibt bestimmte Gebiete, die spezielle Nahrungsmittel besser produzieren. Wir haben in der Wirtschaftstheorie die sogenannte 'Arbeitsteilung'.

Warum versuchen wir nicht, diese Konflikte so weit wie möglich zu vermeiden, so dass wir weiterhin die internationale Zusammenarbeit genießen, die Zusammenarbeit des Austausches im Bereich der Arbeitsteilung.

Es gibt Produkte, die besser in der Ukraine produziert werden, andere die besser in Süditalien produziert werden, andere in den Regionen von Afrika, wie Kakao und so weiter.Wenn wir heute in Brasilien oder in der Elfenbeinküste in einigen Teilen Westafrikas Krieg hätten, dann hätten wir auch eine ähnliche Krise beim Kakao... … also sollten wir das Problem an der Wurzel packen und versuchen, diese Art von Konflikten möglichst bleiben zulassen. “

In seiner Enzyklika “Fratteli Tutti - für Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft” zum Umgang mit Konflikten mahnt der Papst eine Stärkung der Vereinten Nationen an und fordert die Unterordnung nationaler Interessen unter das globale Gemeinwohl.... und er stellt sich hinter eine "Option für die Armen" und das Recht auf kulturelle Identität gegen eine globale Gleichmacherei; diese verurteilt er als Kolonialismus.... Auch bräuchten wir endlich wieder Politiker, die begriffen haben, was Geschwisterlichkeit ist.

Der englische Historiker Thomas Fuller schrieb zum Begriff Politik:Politik besteht darin, Gott so zu dienen, dass man den Teufel nicht verärgert.

Originalinterview aufgenommen in Genf von Kameramann Andriy Ryndych | Sprecher Jan Terstiege | Redaktion, Übersetzung, Moderation und Schnitt: Christian Peschken für Pax Press Agency, Sarl. im Auftrag von EWTN .TV 

Hinweis: Dieser Blogpost – sein Inhalt sowie die darin geäußerten Ansichten – sind kein Beitrag der Redaktion von CNA Deutsch. Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln zudem nur die Ansichten der jeweiligen Autoren wider. Die Redaktion von CNA Deutsch macht sich diese nicht zu eigen.   

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