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Neu im Video-Blog: Interreligiöses Friedenstreffen in Malaga

Christian Peschken im Gespräch mit Erzbischof Fortunatus Nwachukwu

 “Kulturen können eine Quelle des Friedens sein, und auch der Dialog zwischen den Religionen kann eine Quelle des Friedens sein. Das heißt, wir folgen den Religionen und fordern deren Anhänger auf, unsere Religionen als Mittel zur Schaffung von Frieden zu nutzen,” das stellte UN-Genf Nuntius Fortunatus Nwachukwu am 9. Mai in Malaga in Spanien heraus, während eines Expertentreffens mit dem Motto: "Aktionsplan für interkulturelles und interreligiöses Engagement als Auslöser zur Konfliktprävention und Friedensförderung" Gastgeber der feierlichen Sitzung war der Bürgermeister von Malaga Francisco de la Torre Prados.

In Vorbereitung der "Konferenz über Menschenrechte, Zivilgesellschaft und den Kampf gegen den Terrorismus" lud der Stadtrat von Málaga Experten ein, einen Aktionsplan zu erarbeiten.  

Die Veranstaltung brachte Vertreter des Heiligen Stuhls und der Muslimischen Weltliga sowie andere wichtige Persönlichkeiten zusammen, um einen Prozess des interreligiösen Dialogs unter der Schirmherrschaft der UN für die drei monotheistischen Religionen einzuleiten. 

Bevor ich mit meinem Gesprächsgast Erzbischof Fortunatus Nwachukwu, ständiger Vertreter des Heiligen Stuhls bei der UN in Genf darüber sprach, überbrachte ich von EWTN.TV Geburtstagsglückwünsche. Der Erzbischof hatte am 10. Mai seinen 62. Geburtstag gefeiert.  

Das Thema der Veranstaltung in Malaga lautete: "Konflikte verhindern und Frieden fördern".  Ich fragte den Erzbischof ob angesichts der aktuellen Situation in Ukraine die Religionen in der Konfliktverhinderung versagt hätten. 

Erzbischof Nwachukwu: “Nein, ich glaube nicht, dass die Religion versagt hat. Ich denke, der Religion wurde in dieser Situation nicht die richtige Rolle zugewiesen. Ich denke, dass die menschliche Gier, die Gier von Menschen, die versuchen, andere zu dominieren, die versuchen, sich nur auf ihre eigenen Interessen zu konzentrieren, eine Rolle gespielt hat. 

Religion steht bei allem im Widerspruch dazu, denn es geht bei der Religion um Gottes- und Nächstenliebe. Ich meine daher, dass der Religion in diesem Konflikt nicht der ihr gebührende Platz erlaubt wurde, denn wenn die Religion in diesem Konflikt den ihr gebührenden Platz einnähme, würden wir Frieden erreichen, würden an den Verhandlungstisch zurückkehren und die beiden Führer würden erkennen, dass man Frieden nicht durch Krieg erreichen kann. 

Ein Frieden, der durch Krieg erreicht wird, ist oft ein aufgezwungener Frieden, der nicht von Dauer ist. Dauerhafter Frieden entsteht durch Verhandlungen und durch Liebe, und darum geht es in der Religion.”

Lassen Sie mich Ihre eigene Frage aus Ihrer Rede auf dem Expertentreffen in Spanien verwenden. Sie fragten: "Wie ist es möglich, dass es immer noch so viel Leid in der Welt gibt? Warum sind wir nicht in der Lage, uns richtig umeinander zu kümmern, insbesondere um die Armen und die Menschen am Rande der Gesellschaft, und um unser gemeinsames Haus? Warum? 

Erzbischof Nwachukwu: “Nun, ich denke, Papst Franziskus hat eine Antwort, die auch sehr vernünftig ist, denn es ist die Antwort der Religion. 

Die Menschen haben sich von der Liebe und der Sorge um den Nächsten, von der Liebe und der Solidarität entfernt und konzentrieren sich mehr auf das Eigeninteresse, das aus der Gier geboren wird, nur in die eigene Tasche zu wirtschaften, und das Ziel andere zu beherrschen, und die Tendenz materielle Dinge anzuhäufen.

In Malaga habe ich dem anwesenden Vorsitzenden des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen gesagt, dass, wenn die Religion, wenn religiöse Menschen ihre Arbeit gut machen würden, wenn wir der Religion erlauben würden, ihre Rolle in unserer Gesellschaft zu spielen, das dann die Menschen, die im Bereich der Menschenrechte arbeiten, arbeitslos würden, 

Denn wenn religiöse Menschen die Liebe in unser Universum einbringen würden, wenn wir wirklich anfangen würden, einander zu lieben und zu respektieren, wenn wir anfangen würden, für die Würde eines jeden von uns zu arbeiten, das Leben und die Würde eines jeden von uns zu respektieren, dann würde niemand mehr über Menschenrechte sprechen müssen, oder über die Verteidigung der Menschenrechte. 

Ich glaube, dass Menschen, insbesondere Politiker, Geschäftsleute und andere, private und staatliche Akteure, die zwischenmenschlichen Beziehungen gekapert haben und manchmal die Religion ausschließen oder sie manipulieren. 

Aber wenn religiöse Menschen wirklich die Rolle der Religion aufzeigen und dafür sorgen würden, dass die Religion in den verschiedenen Bevölkerungsgruppen umgesetzt wird, dann bräuchte niemand mehr von Menschenrechten oder Menschenrechtsverteidigern zu sprechen, denn die Nächstenliebe, die Liebe zu Gott und zu den Nächsten würde das alles regeln.”

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Diese Veranstaltung, an der Sie teilnahmen, wurde vom Institut für Ausbildung und Forschung der Vereinten Nationen (UNITAR) und der Universität für Frieden in Zusammenarbeit mit der Muslimischen Weltliga (MWL), dem Jüdischen Weltkongress (WJC) und der Stiftung Caritas in Veritate koordiniert. Neben Ihnen, nahmen hohe Vertreter der Regierungen Spaniens, Argentiniens, und der Vereinigten Arabischen Emirate sowie des Globalen Rates für Toleranz und Frieden und der Universität Malaga teil.

Sie haben ein Sprichwort aus Ihrem Land Nigeria verwendet, das besagt: "Es braucht ein Dorf, um ein Kind aufzuziehen". Wenn man sich die Welt im Jahr 2022 ansieht...  Hat das Dorf unserer Gesellschaft, unserer Welt, das Kind, die nächste Generation erfolgreich aufgezogen?

Erzbischof Nwachukwu: “Wissen Sie. Ich denke gerne an die kulturelle Erziehung, die ich als Kind hatte, eine Erziehung, in der die Gemeinschaft, das Dorf, die Familie eine sehr wichtige Rolle spielten. Das menschliche Leben wurde von der Gemeinschaft willkommen geheißen. Ein Kind gehört nicht zu einem alleine. Es ist eine Familie, zu der ein Kind gehört. Es ist eine Gemeinschaft, zu der ein Kind gehört, und die Gemeinschaft arbeitet zusammen, um das Wohl des Kindes und das Wohl der gesamten Gemeinschaft zu gewährleisten. Leider kommt es selbst in unseren traditionellen, sozialen Milieus vor, dass der Egoismus, die Habgier eines oder zweier Individuen in der Gemeinschaft, von uns Besitz ergreift und wir beginnen, dieses Gefühl der gemeinschaftlichen Solidarität, der gemeinschaftlichen Zusammenarbeit, ob wir es nun 'Umunna'  

(Umunna bedeutet "Kinder desselben Vaters", und Umunne bedeutet "Kinder derselben Mutter")

 in der Igbo Sprache nennen, zu der ich gehöre, oder als 'Ubuntu' (Gemeinsinn”, „Menschlichkeit“, „Nächstenliebe“) bezeichnen.  

In den zentralafrikanischen Gebieten ist es wichtig, diese starke Solidarität unter den Menschen einer Familie oder einer größeren Familie, die ein Dorf ist, zu haben. 

Aber wenn der Virus des Egoismus, der Gier und der Selbstbezogenheit Einzug hält, denken die Menschen leider nur noch daran, Dinge zu sammeln, die sie gar nicht gebrauchen können. Das ist Gier. Das bedeutet, dass man manchmal Dinge anhäuft, die man nicht braucht.
Das ist etwas, was die Solidarität zerstört, die in einer authentischen, stabilen, Dorfgemeinschaft vorhanden ist.”

Und das trifft sicher auch auf unsere globale Gesellschaft zu.  

In Ihrer Rede haben Sie mehrmals Papst Franziskus zitiert. Eines dieser Zitate: "Extremismus ist ein Verrat an der Religion" - Ende des Zitats von Papst Franziskus.   

Erzbischof Nwachukwu: “Extremismus ist ein Missbrauch ist eine Schändung der Religion. 

Die Religion bringt uns dazu, uns als Untertanen Gottes zu betrachten, den Anweisungen, den Richtlinien, dem Willen Gottes zu folgen. 

Wenn wir uns manchmal sozusagen über Gott stellen, versuchen wir, Gott zu führen. Wir versuchen, Gott vorzuschreiben, was er zu tun hat. Dann geraten wir in den Extremismus. Und das ist nicht etwas, das nur bei nicht religiösen Menschen vorkommt. Es gibt Menschen, die behaupten, religiös zu sein, und anstatt der Religion zu dienen, nehmen sie die Religion und manipulieren sie, um ihren eigenen Wünschen und Launen zu dienen. 

Und das ist der Punkt, an dem wir in den Extremismus geraten. 

Leider gibt es auch Menschen, die kein wirkliches Interesse an der Religion haben, sondern die Religion nur dazu benutzen, ihre eigenen Ideologien und Interessen zu fördern und die Religion zu manipulieren. Das ist die Ursache für Extremismus.  

Ich sage Ihnen ehrlich: Wenn wir die Religion als das nehmen würden, was sie ist, gäbe es keinen Extremismus. 

Lassen Sie mich mit dem Christentum beginnen. Jesus sagt uns, dass er ein neues Gebot hat. Das ist es, worum es im Christentum eigentlich geht. Das neue Gebot von Jesus. Wenn wir das Johannesevangelium lesen, Kapitel 13, Verse 34 und 35, sagt Jesus: "Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, wie ich, Jesus, euch geliebt habe.

Und Jesus hat geliebt, indem er sich selbst für unser Wohl geopfert hat, also für den anderen gegeben und geopfert hat.
Eine solche Liebe kann nicht dazu führen, dass man in einen Extremismus verfällt und dem anderen schadet. 

Und Jesus sagt in Vers 35 desselben Textes: "Daran werden die Menschen erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr euch untereinander liebt. Das ist das Christentum. 

Ich habe auch über den Islam gelesen. Ich weiß, dass der Islam 99 Namen und Bezeichnungen für Gott, den Allmächtigen, hat. 

Keiner dieser 99 Namen Gottes ruft einen Muslim dazu auf, einen anderen Menschen im Namen Gottes zu töten. Im Gegenteil, die 99 Namen Gottes sind Namen, die von der Größe Gottes, der Liebe Gottes und der Barmherzigkeit Gottes sprechen, und wenn wir als gute Muslime nach dem Willen Gottes leben würden, glaube ich nicht, dass es jemanden gäbe, der den Islam zu Fanatismus oder Extremismus manipuliert, um andere zu töten. 

Lassen Sie mich dazu auch die jüdische Religion ansprechen. 

Wir alle haben den semitischen Hintergrund, den semitischen Ursprung, ob wir nun Muslime oder Christen oder Juden sind.

In der jüdischen Religion, dem Tanach, den wir Altes Testament nennen. Wenn Sie den Tanach lesen, Exodus, Kapitel 20, Vers 13, haben wir das oberste Gebot, du sollst nicht töten, also ist das Nichttöten auch etwas Grundlegendes in der jüdischen Religion.

Und wenn wir sogar noch weiter gehen: Im Buch Levitikus, Kapitel 19, Vers 18, heißt es: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. 

Ich spreche also über diese drei monotheistischen Religionen. Keine von ihnen lädt ihre Anhänger dazu ein, diese Religionen zu nutzen, um Gewalttaten zu begehen, um das Leben anderer Menschen zu zerstören, um ihre Würde zu verletzen. 

Und ich denke, Papst Franziskus hat uns immer wieder darauf hingewiesen, dass es ein Missbrauch der Religion ist, wenn man die Religion dazu benutzt, das Leben von Menschen zu zerstören.”

Erzbischof Nwachukwu bekräftigte in Malaga, dass "Papst Franziskus durch seine symbolischen apostolischen Reisen und Aktionen dazu beigetragen hat, die untrennbare Verbindung zwischen dem interreligiösen Dialog und der Förderung des Friedens sichtbar zu machen, indem er uns daran erinnert hat, dass wir Mitglieder derselben Menschheitsfamilie sind, und uns eingeladen hat, zu unseren gemeinsamen Wurzeln zurückzukehren und eine Kultur der Offenheit gegenüber anderen zu fördern".

Die nächsten Schritte nach der Impulsveranstaltung in Malaga werden darin bestehen, mit der Umsetzung eines interreligiösen Aktionsplans zu beginnen, gemeinsame Initiativen und Veranstaltungen zu organisieren und das Bewusstsein für diese Themen bei der UN in Genf und darüber hinaus zu stärken.

Originalinterview aufgenommen in Genf von Kameramann Andriy Ryndych. Deutscher Sprecher: Jan terstiege. Redaktion, Übersetzung, Moderation und Schnitt: Christian Peschken für Pax Press Agency, Sarl. im Auftrag von EWTN.TV 

Hinweis: Dieser Blogpost ist kein Beitrag von CNA Deutsch. Weder Form noch Inhalt noch die geäußerten Ansichten und Formulierungen macht sich die Redaktion von CNA Deutsch zu eigen. 

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