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Die Quatembertage: Ein vergessenes Kapitel im Kirchenjahr

Adventskranz

Am heutigen Mittwoch startet das Kirchenjahr traditionell in die Winterquatemberwoche. Sie dient als Erinnerung an eine Zeit, in der wir für die vollendete Ernte aller Früchte Gott, dem Spender aller Gaben, danken.

Der Begriff Quatember stammt von quatuor tempora – den vier Jahreszeiten – und bezeichnet das traditionell viermal jährlich stattfindende Fasten zu Beginn jeder Kirchenjahreszeit. Die – heute nicht mehr verpflichtenden – Fastentage umfassen jeweils den Mittwoch, den Freitag und den Samstag am Anfang der Jahreszeit.

Das Fasten umfasst hierbei eine vollständige Mahlzeit und zwei kleinere Stärkungen, während Abstinenz den Verzicht auf Fleisch beinhaltet. So wird jeder Freitag im Jahr als Abstinenztag begangen, in Gedenken an den Tod Jesu an einem Freitag.

Die Einführung der Quatember wird Papst Calixtus I. (217–222) zugeschrieben, der damit die apostolische Tradition des wöchentlichen Fastens und der Abstinenz an diesen Tagen aufrechterhalten wollte.

Ursprung und Bedeutung der vier Quatemberwochen

Die Quatembertage haben ihre Wurzeln im Alten Testament, aber auch in der Natur: Ursprünglich gab es drei Quatember, die nach den Haupterntezeiten für Weizen, Wein und Öl als Dankfest begangen wurden. Die Frühlingsquatember wurden später unter Papst Leo dem Großen (440–461) hinzugefügt. Gerade die Herbstquatember haben bis heute den Charakter der Erntedankfeier bewahrt.

Früher brachten Gläubige an Quatembertagen den Zehnten, sprich zehn Prozent ihres Verdienstes, als Opfer für die Kirche und die Armen dar.

Seit Papst Gelasius I. (492–496) wurde die Quatember-Feier mit der Spendung der heiligen Weihen verbunden. Am Quatember-Mittwoch fand ein besonderer Gottesdienst in „Santa Maria Maggiore“ statt, um die Weihekandidaten unter den Schutz der Gottesmutter zu stellen.

Am Quatember-Freitag wiederholte sich der Ritus in der Kirche der heiligen Zwölf Apostel, wo die Gebeine der Apostel Philippus und Jakobus liegen, und die Weihekandidaten wurden den Aposteln anempfohlen, deren Ämter sie auf Erden vertreten.

Die Quatember-Woche endete samstags mit einer Vigil am Grab des heiligen Petrus, die an Jesu Gebetsnacht vor der Auswahl seiner Apostel erinnerte. Ursprünglich umfasste diese Vigil bis zu 24 Lesungen in Griechisch und Latein, die später auf sieben reduziert wurden, ergänzt durch Gesänge und die Spendung der heiligen Weihen. Diese Tradition erinnert daran, besonders an diesen Tagen für Priester und geistliche Berufungen zu beten. Die römische Synode von 1078 legte die Termine für die Quatember fest, die bis ins 20. Jahrhundert Bestand hatten.

Wer nicht vergessen will, wann Quatember ist, kann sich des alten Merkspruchs bedienen: „Nach Asche [Aschermittwoch], Pfingsten, Kreuz [Kreuzerhöhung], Luzei [Fest der heiligen Luzia am 13. Dezember], denk dran, dass Quatember sei.“

Quatemberwochen gerieten in Vergessenheit

Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–65) gerieten die Quatembertage in Vergessenheit, nachdem die Liturgiereform die Bestimmung dieser Tage den lokalen Bischofskonferenzen überließ.

In der Grundordnung des Kirchenjahres werden sie zusammen mit den Bitttagen erwähnt, die oft vor Christi Himmelfahrt stattfinden. Für den deutschsprachigen Raum wurden die Quatemberwochen 1979 auf die erste Advents- und Fastenwoche, die Woche vor Pfingsten und die erste Oktoberwoche festgelegt.

Der heilige Papst Leo gibt auf die Frage, warum die Quatember-Tradition auch heute noch relevant ist, folgende Antwort: „Darum ist die Beobachtung der Fasten den vier Jahreszeiten zugeteilt, damit wir aus ihrer steten Wiederkehr im Verlauf des Jahres erkennen, wie uns unablässig Reinigung nottut und wie wir während der ganzen Dauer dieses wechselvollen Lebens bestrebt sein müssen, dass die Sünde, die durch die Schwäche des Fleisches und die Befleckung der Begier begangen wird, durch Fasten und Almosen getilgt werde.“ Weiterhin gibt er konkrete Empfehlungen zur Ausübung dieser Tradition: „Hungern wir darum ein wenig, Geliebteste, und entziehen wir für kurze Zeit unserem gewöhnlichen Bedürfnis etwas, was der Unterstützung der Armen dienen soll.“

Papst Leo der Große zur Quatemberwoche im Dezember

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Leo erklärte in seiner Quatemberpredigt die Bedeutung der Quatemberwoche im Dezember als eine Zeit, in der wir „für die vollendete Ernte aller Früchte Gott, dem Spender aller Gaben, in würdiger Weise das Opfer der Enthaltsamkeit darbringen.“ Er betonte dabei die Wirksamkeit des Fastens: „Was kann wirksamer sein als das Fasten, wodurch wir uns Gott nähern, dem Teufel widerstehen und die lockenden Laster überwinden?“

Der Heilige hob hervor, dass aus Enthaltsamkeit Tugenden, züchtige Gedanken und heilsame Ratschläge entstehen und durch „freiwillige Abtötung“ die Begierden des Fleisches überwunden werden.

Natürlich reicht das Fasten allein nicht aus, um das Seelenheil zu erlangen. Papst Leo forderte dazu auf, die Enthaltsamkeit durch Barmherzigkeit zu ergänzen: „Geben wir der Tugend, was wir dem Vergnügen entziehen, die Enthaltung des Fastens wird zur Erquickung für die Armen.“

Leo rief dazu auf, sich um Bedürftige zu kümmern, Witwen und Waisen zu schützen, Trauernde zu trösten und Streitende zu versöhnen. Wer Gottes Gaben rechtschaffen nutzt, wird nach Leo dem Großen „würdig werden, von ihm den Lohn des himmlischen Reiches zu empfangen“.

 

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