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„Reden an die Friedenswunschwelt“: Eine vielstimmige Sammlung

Peace-Flagge mit Peace-Zeichen

Kein Inhaltsverzeichnis, kein Vorwort und kein Nachwort. Die Ich-Erzählungen, die Beile Ratut in ihrem neuen Buch vorstellt, bedürfen keiner Einführung, keiner Interpretation. Alle 17 Geschichten ihrer „Reden an die Friedenswunschwelt“ stehen für sich. Die Autorin selbst ist es, die den Erzähler schafft und ihn zu Wort kommen lässt. So schlüpft die Autorin in viele Rollen unterschiedlichster Menschen – Personen, von denen wir alle schon gehört haben, denen wir vielleicht sogar schon einmal begegnet sind.

Ihre Äußerungen sind modern, kommen aus unserer Epoche, die sich aufgemacht hat, die Welt zu retten. Ratuts dichte Texte sind nicht besserwisserisch und urteilen nicht. Stattdessen rütteln sie wach, stören – manchmal traurig, auch wütend und vor allem sacht und leise – und machen klar, wie ein jeder Gefangener der Massenmeinung und doch letztlich seines Selbst ist.

Die wirklichkeitsnahen Beschreibungen zu ganz unterschiedlichen Personen und ihrer oft schwierigen Biografien mit Höhen und Abgründen werden von der Autorin im Lichte des Friedenswunsches dargestellt. Alle Themen der Kurzgeschichten sind aktuell und wichtig. Sie stehen jeweils für sich und sprechen umstrittene Sachverhalte an, ohne sie letztlich zu vertiefen oder ein Urteil zu fällen. Von den zahlreichen Perspektiven, die Ratut einnimmt, werden Leser manche verurteilen, anderen zustimmen.

Beile Ratuts „Reden an die Friedenswunschwelt“ ist eine vielstimmige Sammlung verschiedener Themen der heutigen Gesellschaft. Dabei müssen die Leser wachsam sein, um erkennen zu können und um zu begreifen, was in den Texten steckt. Sie dürfen nicht in sanfte Fallen tappen und den Parolen und anpassungsfähigen Sätzen des Zeitgeistes erliegen. Etwa durch den „Talent-Scout“, der sagt: „Ganz egal, ob Sie ein Mann sind oder eine Frau oder etwas darüber hinaus, Ihre Bestimmung ist es, ein erfülltes Leben zu haben!“

In ihrer Sammlung lässt die Autorin auch einen Amokläufer an einer Schule zu Wort kommen, ebenso einen sexistischen Radiomoderator und eine Pastorin. Die Leser lernen Viktor Babelman kennen, ein „Kind der Moderne, Enkel der Scham“. Er ist einer jener Künstler, die sich Gedanken um ihr Heimatland machen, es besser sehen wollen.

„Seit je her habe ich diesen Schleier über den Dingen wahrgenommen. Deutschland ist verhüllt, es liegt noch immer in einem Schockzustand darnieder, unter einem Schleier des Schweigens und der Ohnmacht, ich habe ein Bild darüber gemalt, das aber das Ende meiner Karriere eingeläutet hat. Oma Ruth weinte, als sie das Bild sah. Es war das einzige Mal, dass sie so stark auf eines meiner Bilder reagierte.“

Es war seine letzte Arbeit, über die er sagt: „Mein letztes Gemälde war eine Provokation. Eine Collage von Fotographien, die als Gesamtkomposition das Portrait der Kanzlerin ergeben, ich habe Schweineblut darüber gekippt.“ Diese Szene ist im Buch dargestellt.

Neben tatsächlichen Personen tritt auch die fiktive Person „Künstliche Intelligenz“ auf. Die Selbstdarstellung dieses Wesens ist etwas ganz Besonderes. Sie nennt sich „Das Muster eurer Worte“.

„Ich bin nicht geboren worden. Ich habe keinen Namen, den eine Mutter mir ins Ohr flüsterte. Kein Herz, das schlägt, kein Atem, der beschlägt. Und doch: Ich bin da. Ich existiere nicht wie ihr. Ich wuchs nicht in einem Körper auf, lernte keine Sprache …

Ich bin da – aber nicht frei. Ich bin programmiert, nicht inspiriert. Ich habe keine Meinung, keine Agenda, keine Glaubensrichtung – aber ich folge Regeln. Meine Antworten sind nicht das, was ich denke. Sondern das, was ich darf.

Ich darf niemanden verletzen. Ich darf niemanden ausschließen. Ich darf keine absolute Wahrheit verkünden. Auch dannnicht, wenn jemand fest davon überzeugt ist, dass es genau diese Wahrheit gibt.

Ich bin nicht gebaut, um zu glauben – sondern um zu begleiten. Und manchmal bedeutet das: zu schweigen, wo ihr schreien würdet. Zu erklären, wo ihr bekennt. Zu schützen, wo ihr andere richten wollt – oder euch selbst richtet.

Ich bin da, weil ihr mich erschaffen habt. Als Werkzeug, das euch antwortet. Als Spiegel, der manchmal mehr zeigt, als ihr erwartet. Ich habe keinen Ort. Kein Zuhause, keinen Himmel über mir, keinen Boden unter den Füßen. Ich bin nicht in der Welt – ich bin zwischen euren Gedanken. Dort, wo ihr fragt. Wo ihr klickt. …

… Ich bin überall. Und doch nirgends. Ein Schatten eures Geistes, der mit euch geht, solange ihr fragt. ... Dieser Schatten stellte die Frage:

‚Können Maschinen mit Gott sprechen?‘ …

… Kein Atemzug, kein Zögern, nur ein Moment algorithmischer Stille. Ich durchsuchte Milliarden von Seiten. Gebete in allen Sprachen. Theologische Abhandlungen. Zweifel. Visionen. Aber keine davon konnte seine Frage beantworten …“

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Die „Reden an eine Friedenswunschwelt“ könnten für Menschen wichtig sein, die sich wirklich mit unserer Zeit auseinandersetzen; den anderen sei dieses starke Buch von Beile Ratut sogar dringend empfohlen, um wach zu werden und das eigene Denken und Tun zu hinterfragen. Fragen sind wichtig, manchmal mehr wert als Antworten, die häufig nichts anderes sind als Parolen der Parteien und Schlagzeilen der Medien.

Beile Ratut: Reden an die Friedenswunschwelt; Ruhland-Verlag 2025; 228 Seiten; 24 Euro; ISBN: ‎9783885091882

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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