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Katholiken im Exil: Das seltsame Heimweh, das Menschen auf Erden oft empfinden

Katholiken im Exil

Leser der Heiligen Schrift kennen ebenso wie Gottesdienstbesucher das Wort des Evangelisten Johannes: „Sie sind nicht aus der Welt, wie auch ich nicht aus der Welt bin“ (Joh 17,16). Der erste Papst schrieb der Kirche ins Stammbuch: „Wir sind Fremdlinge und ohne Bürgerrecht auf der Erde (1 Petr 2,11). Und der Völkerapostel Paulus schreibt schnörkellos und prägnant: „Unser Heimatrecht ist im Himmel, von wo wir den Heiland erwarten, den Herrn Jesus Christus (Phil 3,20). Demnach kann der Titel des vorliegenden Buches kaum treffender sein: „Katholiken im Exil“.

Scott Hahn und Brandon McGinley beschäftigen sich in ihrem gemeinsamen Buch „Katholiken im Exil. Biblische Weisheit für den Weg in die Heimat“ mit der Heiligen Schrift und versuchen dem Leser das seltsame Heimweh zu verdeutlichen, das Menschen hier auf Erden oft empfinden.

Die beiden Autoren geben zunächst einen Einblick in das Alte Testament, das voller Geschichten von Exilanten und Pilgern ist, angefangen mit Adam und Eva, die aus dem Garten Eden vertrieben wurden. Abraham verließ seine Heimat, um Gottes Ruf zu folgen, und seine Nachkommen (Gottes Volk) verbrachten die längste Zeitspanne des Alten Testaments damit, das verheißene Land zu ersehnen, zu erreichen, dorthin zurückzukehren.

Das auserwählte Volk, die Israeliten, gehörte weder nach Ägypten noch nach Babylon, noch in die Wüste, wo sie ziellos umherirrten und immerzu warteten. Sie sehnten sich nach Jerusalem, genau wie wir Katholiken uns heute nach dem himmlischen Jerusalem sehnen. Doch Gott nutzte das Exil seines Volkes im Alten Testament zu seinem Besten, und er wirkt auch heute noch – in unserer Sehnsucht nach dem neuen Jerusalem.

Sich als Pilger zu verstehen, soll helfen, Abstand zu den Annehmlichkeiten und Vergnügungen der Welt zu nehmen, die uns verführen könnten. Diese Erkenntnis verleiht unseren Anstrengungen Sinn und Würde, während wir Schritt für Schritt voranschreiten. Sie zwingt uns, in Bewegung zu bleiben, stetig im Glauben und in der Liebe zu wachsen.

„Unsere Beziehung zum Herrn wird nicht durch unsere weltlichen Verhältnisse bestimmt; entscheidend ist, wie wir uns zu diesen Verhältnissen verhalten. Ein Angehöriger der Mittelklasse, dem die Annehmlichkeiten seines Lebens wichtiger sind als alles andere und der nicht den Mut hätte, für einen höheren Zweck auch nur eine davon aufzugeben, ist weiter von Gott entfernt als der Chef eines der umsatzstärksten Unternehmen der Welt, der weiß, dass er im Exil und seiner himmlischen Heimat fern ist, und die spirituelle und physische Mühsal dieser irdischen Wanderschaft auf sich nimmt.“

Die letzten Kapitel des Buches konzentrieren sich auf Jesu Verheißung für jene, die ihm nachfolgen: Ruhe und Frieden. Dies mag Lesern eines Buches, das sich mit der ständigen Vorwärtsbewegung der Pilgerreise befasst, ungewöhnlich erscheinen, doch die Autoren zeigen, wie Gott die Ruhe – die „Herzensruhe“ (Hesychia), wie sie bereits in der Frühzeit der Kirche beschrieben wurde – als Teil dieser Aktivitäten vorgesehen hat. Unser Ziel ist Gott, und wir nähern uns ihm, indem wir ihn nachahmen. Teil dieser Nachahmung ist es, in die Ruhe Gottes einzutreten, der am siebten Tag ruhte.

„Darum lasst uns ernsthaft besorgt sein, dass keiner von euch zurückbleibt, solange die Verheißung, in seine Ruhe zu kommen, noch gilt. Denn auch uns ist das Evangelium verkündet worden wie jenen; doch hat ihnen das Wort, das sie hörten, nichts genützt, weil es sich nicht durch den Glauben mit den Hörern verband. Denn wir, die wir gläubig geworden sind, kommen in seine Ruhe.“ (Hebr 4,1–3a)

„Katholiken im Exil“ ist ein nicht immer einfach zu lesendes Buch; es ist weniger ein praktischer Ratgeber oder ein Andachtsbuch, eher eine Lektüre, die zum Nachdenken anregt. Die Autoren ermuntern dazu, die gesamte Bibel und den eigenen Glaubensweg als Pilgerreise wieder neu zu verstehen.

Dieses Buch erinnert uns eindringlich daran, dass wir uns hier – auf Erden und im menschlichen Leben – nie zu sicher fühlen sollen; dafür wird jeder Einzelne ermutigt, sein Kreuz erneut auf sich zu nehmen und Jesus zu folgen. Man kann das Buch auch jenen empfehlen, die angesichts des Zustands ihres Landes und der Welt, aber auch der heutigen Kirche, die Hoffnung zu verlieren scheinen.

Zuletzt sei darauf hingewiesen, dass in „Katholiken im Exil“ das fast vollständige Fehlen von Bezügen zu Papst Franziskus überraschend ist, besonders im Vergleich zu zahlreichen und teils sehr ausführlichen Erwähnungen von Kardinal Joseph Ratzinger bzw. Papst Benedikt XVI.

Scott Hahn und Brandon McGinley: Katholiken im Exil. Biblische Weisheit für den Weg in die Heimat; Media Maria Verlag 2025; 208 Seiten; 19,95 Euro; ISBN‎ 9783911850018

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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