Wien, 02 August, 2018 / 8:53 AM
Der Abt von Wettingen-Mehrerau, Anselm van der Linde, tritt nach zehn Jahren intensiver Arbeit in diesem Kloster zurück, das in den vergangenen Jahren durch das Geschwür sexueller Missbrauchsfälle erschüttert worden war.
Zehn fordernde Jahre, vielleicht auch ein bisschen gegen den Strom, aber in Zusammenarbeit mit der Diözese Bregenz am Bodensee (Österreich).
Jetzt, so schreibt der Abt selbst in einer öffentlichen Mitteilung, wird sich der 47-jährige Zisterzienser von seinem Amt zurückziehen.
"Im Hören auf Gott" habe er erkannt, dass der Moment gekommen sei, die Leitung von Mehrerau abzugeben, und Papst Franziskus hat am 1. August seinen Amtsverzicht offiziell angenommen.
Bis zur Wahl eines neuen Abtes bleibt er jedoch noch de jure verantwortlich für die Gemeinschaft.
Abt Anselm hat sich an die "sehr schwierige Zeit" erinnert, als er im Jahr 2009 die Abtei übernahm und mit dem Skandal des sexuellen Missbrauchs umgehen musste.
Das hat "nicht nur mich persönlich erschüttert, sondern auch unsere ganze Ordensfamilie und die Kirche in Österreich und darüber hinaus." Der Abt spricht über über diese "schändlichen und unverzeihlichen Ereignisse" die ihn eine "unglaubliche Kraft und Energie gekostet haben." Krisen sind immer auch Chancen und so wurden, zusammen mit externen Experten, neue klare Verhaltens- und Verwaltungsregeln erstellt, die für die Schulen der Abtei eine neue Entwicklung bedeutet haben.
Der Abt hat die Wiedereröffnung des Collegium Bernardi erwähnt, nun mit der Möglichkeit dass auch Mädchen die Schulen besuchen, der Erweiterung um die Grundschule, und weitere Perspektiven.
Ein anderes Kapitel sei jenes der Finanzen. Eine seiner Hauptaufgaben war es gewesen, eine wirtschaftlich wirksame und tragfähige Basis für die Klostergemeinschaft zu schaffen, so van der Linde.
Ein Brand in der historischen Tischlerei und andere Ereignisse hatten das Kloster in eine finanzielle Notlage gebracht, nun ist die Situation dank der Beziehung zur Diözese wieder im Lot.
Neben seiner Arbeit in Bregenz war van der Linde auch Mitglied im Generalrat der Kongregation der Zisterzienser und somit verantwortlich für insgesamt 21 Zisterzienserklöster mit ihren Mönchen in Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien, USA, Tschechien und Slowenien.
Diese internationale Aufgabe, die dem Abt von Mehrerau automatisch übertragen wird, erforderte "unzählige Reisen" und war mit einer große Verantwortung für die einzelnen Klöster verbunden. In den letzten Jahren waren zwei Niederlassungen geschlossen worden; dazu gehörte dann auch der Verkauf des Besitzes und die Neuorganisation der Klostergemeinschaft.
Der Abt hat bislang nicht darüber informiert, welche weiteren Pläne er habe.
Anselm van der Linde wurde am 24. September 1970 in Roodepoort (Südafrika) geboren. Von 1989 bis 1991 studierte er Politikwissenschaften an der Universität von Pretoria und war von 1989 bis 1992 als Angestellter im Außenministerium der Republik Südafrika tätig.
Im August 1994 kam van der Linde in die Abtei Mehrerau und nach einem Jahr als Philosophiestudent im Schweizer Kloster Einsiedeln begann er an der Universität Angelicum in Rom Theologie zu studieren. 1999 wurde er von Bischof Klaus Küng zum Priester geweiht. Im Jahr 2005 erwarb er am Angelicum das Lizenziat in Kirchenrecht und wurde zum Kirchenanwalt der Diözese Feldkirch ernannt. 2006 wurde er Sekretär der Mehrerauer Zisterzienserkongregation. Im Jahr 2009 wählte ihn die Abtei Mehrerau zum Nachfolger von Kassian Lauterer.
Die Territorialabtei Wettingen-Mehrerau blickt auf eine lange Geschichte zurück. Anfang 1227 wurde in Wettingen ein Zisterzienserkloster gegründet.
Das Ordensleben im ehemaligen Kloster "Stella Maris" begann mit einem Abt und zwölf Zisterziensermönchen aus dem Klosters Salem am Bodensee.
In der jüngeren Zeit wurde im Jahre 1919 das Kloster auf deutscher Seite um das nahe gelegene Schloss Maurach erweitert, 1923 wurde das Sanatorium Mehrerau als Belegspital errichtet. Das Kloster betreibt zudem eine Tischlerei für Möbel und Innenausbau.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Übersetzt von Susanne Finner.
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