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Kommentar: Was ist Gott wert?

Auch Radio-Stationen (bzw. deren Werbe-Agenturen) wissen: "Religion sells".

"Nichts ist unmöglich" sagt eine bekannte Automarke in ihrer Werbung und zitiert dabei Matthäus 17, 20. Eine Bausparagentur nimmt für ihr Motto Anleihe bei Matthäus 16, 18: "Auf diese Steine können Sie bauen." Und eine Computermarke wählt als ihr Logo einen Apfel, in den schon jemand gebissen hat. Ist damit die Frucht gemeint – wir wissen ja nicht, um welche es sich handelt – von der Eva gekostet hat, bevor sie sie auch dem Adam gab?

Die Werbung ist voller biblischer Zitate und christlicher Bilder. Wie oft hat man schon Da Vincis Abendmahl dazu missbraucht, Jeans oder Hamburger anzupreisen. Manche Sprüche und Fotos sind harmlos, andere provozierend und einige auch beleidigend.

Sex sells, heißt es in der Werbebranche, wenn leichtbekleidete Damen für Autoreifen werben. Religion sells, gilt heute mindestens genauso. Das hat jetzt sogar Die Linke entdeckt, als sie im rheinlandpfälzischen Wahlkampf mit einem Bild von Papst Franziskus auf ihre Sozial- und Finanzpolitik aufmerksam machen wollte. Solche Plakate wollen herausfordern, aber leider gelingt die Provokation bei Katholiken immer weniger. Wir haben uns daran gewöhnt, dass eine Modefirma einen Priester zeigt, der eine Nonne mit enormen Schleier küsst, den man seit den Tagen des Vatikanischen Konzils nur noch im Theaterfundus finden kann.

Wir sind so tolerant und aufgeschlossen, dass wir bestenfalls den schlechten Geschmack belächeln, aber keineswegs protestieren. Da stört es uns dann auch nicht, dass "Versuchung" nicht mehr negativ besetzt wird, sondern zur zartesten wird, wenn es um Schokolade geht, oder eine Eissorte in sieben Varianten herauskommt, die nach den sieben Hauptsünden benannt sind. Sünde kann so schön sein – und was wir nicht mehr im Religionsunterricht lernen – wer konnte bis zu dieser Eiscremewerbung die verschiedenen Sündengattungen aufzählen? - der bekommt durch die moderne Werbung Nachhilfe im Katechismus.

Religion sells

Nicht jedes Plakat, das religiöse Themen aufgreift, ist provokant und beleidigend, und doch ist es immer "pervers" im eigentlichen Sinne des Wortes. Es pervertiert, verdreht die wahre Ordnung. Gott und der Glaube, das wichtigste, das heiligste, das Größte, wird in den Dienst von Waschmitteln und Kaugummis gestellt.

Der Mammon siegt und bedient sich Dessen, dem alles untertan sein sollte. Und das Schlimme: kaum jemand stört's. Die erste Bitte des Vater Unsers lautet: "Geheiligt werde Dein Name". Wenn ich sage, dass meine Siesta oder mein wöchentlicher Kegelabend, mir "heilig" sind, so meine ich, dass nichts und niemand diese Prioritäten in meinem Leben stören darf.

Wie heilig, unantastbar, unverfügbar ist Gott, wenn wir zulassen, dass er im öffentlichen Leben fast nur noch dann präsent ist, wenn es um den Götzen Mammon geht?

Noch subtiler sind freilich religiöse Anspielungen, die nicht direkt der Werbung für ein bestimmtes Produkt dienen, sondern in Filmen und Musikvideos eine bestimmte Lebensphilosophie verkaufen, in der wiederum Gott nicht den ersten, sondern meist den letzten Platz zugewiesen bekommt.

Die Matrix ist zum Beispiel so ein Film, in der Neo – der neue Mensch, der neue Adam – durch einen Kuss des hübschen Mädchens Trinity (Dreifaltigkeit) zum Leben erweckt wird. Oder auch Starwars: Anakin, der sympathische Junge, der im Laufe der ersten drei Teile zum Bösen mutiert, ist Sohn einer jungfräulichen Mutter ohne einen leiblichen Vater... Diese Filme sind intelligent gemacht und spannend, aber sie reduzieren wesentliche Inhalte des Glaubens auf psychologische Vorgänge. Sie nehmen Gott den ersten Platz und machen ihn zu einem Statisten in den Kulissen der Unterhaltungsindustrie. Die einzigartige Botschaft des Evangeliums wird multipliziert und damit banalisiert. Stört uns das noch? Ist uns Sein Name heilig?

Die Diktatur des Mammons

Leider fehlt es auch nicht an Werbung, die sich – bleiben wir im Starwarsjargon – "der dunklen Seite der Macht" bedient.

So gibt es ein Erfrischungsgetränk, das als Logo drei Kratzer eines Tieres zeigt. Genauer betrachtet, können es aber die drei hebräischen Buchstaben Waw sein, die auch numerische Bedeutung haben. Und wenn dann der Werbespruch dieser Firma lautet: Unleash the beast – entfessle das Tier – so ist klar, dass es sich um die "Zahl des Tieres" handelt: 666.

In der Dritten Loggia des Papstpalastes in Rom gibt es einen Bilderzyklus, der allegorisch das Leben eines guten und eines bösen Menschen von der Kindheit bis zum Tod zeigt. Der gute kämpft gegen die wilden Tiere, seine Leidenschaften und bösen Neigungen, während der böse mit ihnen spielt.

Am Ende schlägt der eine das Tier tot, der andere wird von ihm aufgefressen. Kill the beast! Das ist die christliche Botschaft, gerade in der Fastenzeit.

Es geht hier gar nicht darum, böswillige Satanisten hinter solchen Werbestrategien zu vermuten, sondern um die Tatsache, wie sehr in unserer säkularisierten Welt religiöse und anti-religiöse Sprache unterschwellig präsent ist. Werbung prägt uns – jeden von uns und gerade in diesen Tagen des Fastens ist es gut, aufmerksamer zu konsumieren, was uns in Radio und Fernsehen angepriesen wird.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Solche Werbung zeigt aber auch, dass der moderne Mensch, der angeblich Gott und die Kirche nicht braucht, auf biblische Zitate und Bilder anspricht. Es ist schon erstaunlich, dass niemand christlich inspirierte Werbung als diskriminierend empfindet.

Eine Ausnahme war gerade in diesen Tagen der Protest einiger "Pro Choice" Gruppen gegen eine Chipswerbung in den USA, die einen Embryo, wie sie sagen, "zu menschlich" darstellte... Ansonsten ist es meist ähnlich wie mit Anders- oder Nichtgläubigen, die, obwohl die Kreuze in Schulen und Amtsstuben sie in ihrer Religionsfreiheit stören, doch nicht das Weihnachtsgeld ausschlagen, das sie zum Fest der Geburt Jesu erhalten.

So können dann auch  kirchen- und christuskritische Sozialisten mit dem Bild seines irdischen Stellvertreters werben, wenn es um die eigene Sache geht. Moderne (Un)Logik!

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